Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des II. Buchs III. Cap. setzen/ jedoch etwas weiter von einander. Also nun lasset sie den winter durch ste-hen/ so fangen sie im Julio an zu blühen: welche stöcke nun unter ihnen die schön- ste blumen tragen/ hebet man mit der mutter-erde aus/ benimt ihnen die übrigen schosse/ und setzet sie hin und her in die Parterren zur zier/ oder bringet sie zur Bey- setzung aufftöpffe und kasten. Jn der blüht gebet achtung auff die kleinen Neben- blumen/ daß ihr dieselben wegbrechet/ damit die grössesten desto mehr vollkommen- heit erlangen. Alldieweil aber die vermehrung durch Samen etwas langsam/ auch einige Es findet aber bey fortpflantzung der Topffneglein auch das Oculiren stat/ und Schließlich die samlung des Samens betreffend/ dabey ist auff viererley acht 3. Schnei-
Des II. Buchs III. Cap. ſetzen/ jedoch etwas weiter von einander. Alſo nun laſſet ſie den winter durch ſte-hen/ ſo fangen ſie im Julio an zu bluͤhen: welche ſtoͤcke nun unter ihnen die ſchoͤn- ſte blumen tragen/ hebet man mit der mutter-erde aus/ benimt ihnen die uͤbrigen ſchoſſe/ und ſetzet ſie hin und her in die Parterren zur zier/ oder bringet ſie zur Bey- ſetzung aufftoͤpffe und kaſten. Jn der bluͤht gebet achtung auff die kleinen Neben- blumen/ daß ihr dieſelben wegbrechet/ damit die groͤſſeſten deſto mehr vollkommen- heit erlangen. Alldieweil aber die vermehrung durch Samen etwas langſam/ auch einige Es findet aber bey fortpflantzung der Topffneglein auch das Oculiren ſtat/ und Schließlich die ſamlung des Samens betreffend/ dabey iſt auff viererley acht 3. Schnei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0086" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">II.</hi> Buchs <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap.</hi></fw><lb/> ſetzen/ jedoch etwas weiter von einander. Alſo nun laſſet ſie den winter durch ſte-<lb/> hen/ ſo fangen ſie im Julio an zu bluͤhen: welche ſtoͤcke nun unter ihnen die ſchoͤn-<lb/> ſte blumen tragen/ hebet man mit der mutter-erde aus/ benimt ihnen die uͤbrigen<lb/> ſchoſſe/ und ſetzet ſie hin und her in die Parterren zur zier/ oder bringet ſie zur Bey-<lb/> ſetzung aufftoͤpffe und kaſten. Jn der bluͤht gebet achtung auff die kleinen Neben-<lb/> blumen/ daß ihr dieſelben wegbrechet/ damit die groͤſſeſten deſto mehr vollkommen-<lb/> heit erlangen.</p><lb/> <p>Alldieweil aber die vermehrung durch Samen etwas langſam/ auch einige<lb/> Haupt-neglein durch Samen nicht wol zu zielen: ſo muß man mehrentheils der zer-<lb/> reiſſung der Stoͤcke ſich gebrauchen/ wenn ſelbige nur alſo beſchaffen/ daß in der zer-<lb/> reiſſung beyde theil etwas Wurzel behalten koͤnnen. Auſſer dem iſt die fertigſte art<lb/> allerhand Topff-neglein zu vermehren durch das Sencken oder Ablegen/ und beſchie-<lb/> het folgender geſtalt: Jm Junio drey tage nach dem Newen-mond/ er falle gleich<lb/> kurtz vor oder nach Johannis/ erwehlet an einem bluͤhenden ſtock einen ſtarcken Ne-<lb/> benſchoß/ welcher noch keinen Blumen-ſtengel getrieben/ reiſſet ihm behende hinweg<lb/> die zwey unterſten blaͤtter bey der erden/ ſo bleibet das Gelenck oder der Wirbel bloß.<lb/> Zu nechſt uͤber demſelben Wirbel ſpaltet mit einem ſcharffen Federmeſſer den ſtengel<lb/> bis in die mitten/ und fahret mit dem ſchnitt alſo auffwerts bis durch den nehſten an-<lb/> dern oder auch dritten Wirbel hindurch: luͤfftet alsdann das neheſte erdreich im<lb/> topff oder im lande/ und druͤcket das abgeſpaltene ende maͤhlig darein/ und zwar vom<lb/> Stocke abwerts/ jedoch alſo daß es nicht abreiſſe: im fall auch der Schoß ſehr ſtarck/<lb/> ſo ſtechet ein haͤcklein dazu: bedecket es folgends mit der erde/ und laſſet es alſo ſtehen<lb/> bis auff den Auguſt. Alsdann im Vollenmond ſcharret die erde oben etwas weg/<lb/> und ſchneidet mit einem ſtarcken meſſer das uͤberbliebene theil/ dadurch der Seugling<lb/> bißher die Mutter-nahrung geſogen/ auch hinweg: hebet ihn heraus/ ſo werdet ihr<lb/> ſehen/ daß er nunmehr eigene Wurzeln geſetzet/ und pflantzet ihn auff ein ander Ge-<lb/> faͤß. Dergleichen Seuglinge kan man von einem Stocke etliche ziehen/ und alſo in<lb/> kurtzer zeit zu einer groſſen menge koͤſtlicher Topff-neglein gelangen: jedoch wollen<lb/> die gar alten ſtoͤcke endlich nicht ſo gute Seuglinge mehr geben/ als die mittelmaͤſſige.</p><lb/> <p>Es findet aber bey fortpflantzung der Topffneglein auch das Oculiren ſtat/ und<lb/> wird alſo verrichtet. Etwas vor Bartholomaͤi treiben die alten Stoͤcke junge Au-<lb/> gen an ihren Schoſſen: ſolche auglein ſchneidet man mit einem ſcharffen meſſer<lb/> aus/ jedoch alſo/ daß die ſeele oder das hertzlein darinn bleibe: ſetzet ſie ſo fort in an-<lb/> dere Schoſſe ein/ und verbindet ſie/ wie ſonſt bey den Augeln braͤuchlich. Es erfor-<lb/> dert aber dieſe arbeit eine leichte und fertige hand/ als welche ein ſolch meiſterſtuͤck/<lb/> daß auff einem Neglein-ſtock zugleich weiſſe/ rohte/ und geſprengelte blumen zu ſehen<lb/> ſind/ verrichten koͤnne: wie ſolches George Vieſcher im 8. cap. ſeines Blumengar-<lb/> tens bezeuget. Auch ſtuͤnd es zu verſuchen/ ob durch das Spalt-pfropffen vielerley<lb/> blumen auff einen Neglein-ſtoͤck zu bringen waͤren.</p><lb/> <p>Schließlich die ſamlung des Samens betreffend/ dabey iſt auff viererley acht<lb/> zu geben. 1. Es iſt beſſer/ daß die jenige Stoͤcke/ welche Samen tragen ſollen/ in<lb/> ihrem erſten lande/ ohn viel verſetzen/ ſtehen bleiben. 2. Erwehlet zum ſamen keine<lb/> einfache/ ſondern die gefuͤllte Weiſſe/ und nechſt denen die gefuͤllte Leibfarbene/ als<lb/> welche beyde arten nachmahls in der auſſaat an farben zum meiſten veraͤndern.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">3. Schnei-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0086]
Des II. Buchs III. Cap.
ſetzen/ jedoch etwas weiter von einander. Alſo nun laſſet ſie den winter durch ſte-
hen/ ſo fangen ſie im Julio an zu bluͤhen: welche ſtoͤcke nun unter ihnen die ſchoͤn-
ſte blumen tragen/ hebet man mit der mutter-erde aus/ benimt ihnen die uͤbrigen
ſchoſſe/ und ſetzet ſie hin und her in die Parterren zur zier/ oder bringet ſie zur Bey-
ſetzung aufftoͤpffe und kaſten. Jn der bluͤht gebet achtung auff die kleinen Neben-
blumen/ daß ihr dieſelben wegbrechet/ damit die groͤſſeſten deſto mehr vollkommen-
heit erlangen.
Alldieweil aber die vermehrung durch Samen etwas langſam/ auch einige
Haupt-neglein durch Samen nicht wol zu zielen: ſo muß man mehrentheils der zer-
reiſſung der Stoͤcke ſich gebrauchen/ wenn ſelbige nur alſo beſchaffen/ daß in der zer-
reiſſung beyde theil etwas Wurzel behalten koͤnnen. Auſſer dem iſt die fertigſte art
allerhand Topff-neglein zu vermehren durch das Sencken oder Ablegen/ und beſchie-
het folgender geſtalt: Jm Junio drey tage nach dem Newen-mond/ er falle gleich
kurtz vor oder nach Johannis/ erwehlet an einem bluͤhenden ſtock einen ſtarcken Ne-
benſchoß/ welcher noch keinen Blumen-ſtengel getrieben/ reiſſet ihm behende hinweg
die zwey unterſten blaͤtter bey der erden/ ſo bleibet das Gelenck oder der Wirbel bloß.
Zu nechſt uͤber demſelben Wirbel ſpaltet mit einem ſcharffen Federmeſſer den ſtengel
bis in die mitten/ und fahret mit dem ſchnitt alſo auffwerts bis durch den nehſten an-
dern oder auch dritten Wirbel hindurch: luͤfftet alsdann das neheſte erdreich im
topff oder im lande/ und druͤcket das abgeſpaltene ende maͤhlig darein/ und zwar vom
Stocke abwerts/ jedoch alſo daß es nicht abreiſſe: im fall auch der Schoß ſehr ſtarck/
ſo ſtechet ein haͤcklein dazu: bedecket es folgends mit der erde/ und laſſet es alſo ſtehen
bis auff den Auguſt. Alsdann im Vollenmond ſcharret die erde oben etwas weg/
und ſchneidet mit einem ſtarcken meſſer das uͤberbliebene theil/ dadurch der Seugling
bißher die Mutter-nahrung geſogen/ auch hinweg: hebet ihn heraus/ ſo werdet ihr
ſehen/ daß er nunmehr eigene Wurzeln geſetzet/ und pflantzet ihn auff ein ander Ge-
faͤß. Dergleichen Seuglinge kan man von einem Stocke etliche ziehen/ und alſo in
kurtzer zeit zu einer groſſen menge koͤſtlicher Topff-neglein gelangen: jedoch wollen
die gar alten ſtoͤcke endlich nicht ſo gute Seuglinge mehr geben/ als die mittelmaͤſſige.
Es findet aber bey fortpflantzung der Topffneglein auch das Oculiren ſtat/ und
wird alſo verrichtet. Etwas vor Bartholomaͤi treiben die alten Stoͤcke junge Au-
gen an ihren Schoſſen: ſolche auglein ſchneidet man mit einem ſcharffen meſſer
aus/ jedoch alſo/ daß die ſeele oder das hertzlein darinn bleibe: ſetzet ſie ſo fort in an-
dere Schoſſe ein/ und verbindet ſie/ wie ſonſt bey den Augeln braͤuchlich. Es erfor-
dert aber dieſe arbeit eine leichte und fertige hand/ als welche ein ſolch meiſterſtuͤck/
daß auff einem Neglein-ſtock zugleich weiſſe/ rohte/ und geſprengelte blumen zu ſehen
ſind/ verrichten koͤnne: wie ſolches George Vieſcher im 8. cap. ſeines Blumengar-
tens bezeuget. Auch ſtuͤnd es zu verſuchen/ ob durch das Spalt-pfropffen vielerley
blumen auff einen Neglein-ſtoͤck zu bringen waͤren.
Schließlich die ſamlung des Samens betreffend/ dabey iſt auff viererley acht
zu geben. 1. Es iſt beſſer/ daß die jenige Stoͤcke/ welche Samen tragen ſollen/ in
ihrem erſten lande/ ohn viel verſetzen/ ſtehen bleiben. 2. Erwehlet zum ſamen keine
einfache/ ſondern die gefuͤllte Weiſſe/ und nechſt denen die gefuͤllte Leibfarbene/ als
welche beyde arten nachmahls in der auſſaat an farben zum meiſten veraͤndern.
3. Schnei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |