Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des I. Buchs VI. Cap. Sonne gekocht und fruchtbar gemachet worden. Demselben kommet am nehestendas Sumpffwasser/ weil es an sich gleichsam fett/ und von der Sonnen ebenmässig erwärmet ist. Stromwasser ist etwas geringer/ als die vorigen: jedoch besser als Pütwasser/ welches aus gegrabenen Ziehbrunnen geschöpffet wird/ sintemal dasselbe hart/ und so zu reden roh. Der mist aber von Schaffen und Rindvieh verbessert alle geringe Wasser/ wenn er darin zertrieben wird. Hieher gehören auch andere materien: als Milch mit Wasser vermischet/ Blut von frischgeschlachtem Rindvieh/ das Wasser darin Stromkrebse gesotten/ welche dinge wann sie an die wurzeln der gewächs gesprenget oder gegossen werden/ den wachstum augenscheinlich befodern sollen/ wie Antonius Mizaldus im Buch von den Geheimnissen der Gärten ver- meldet. Ferner so beschiehet die Wässerung nicht mit einerley Jnstrumenten. Jn Von der zeit der Wässerung haben die Gärtner ein solch gesetz: Jn Sommerta- Sonst sind bey der wässerung folgende Regeln in acht zu nehmen. 1. Die- Dar-
Des I. Buchs VI. Cap. Sonne gekocht und fruchtbar gemachet worden. Demſelben kommet am neheſtendas Sumpffwaſſer/ weil es an ſich gleichſam fett/ und von der Sonnen ebenmaͤſſig erwaͤrmet iſt. Stromwaſſer iſt etwas geringer/ als die vorigen: jedoch beſſer als Puͤtwaſſer/ welches aus gegrabenen Ziehbrunnen geſchoͤpffet wird/ ſintemal daſſelbe hart/ und ſo zu reden roh. Der miſt aber von Schaffen und Rindvieh verbeſſert alle geringe Waſſer/ wenn er darin zertrieben wird. Hieher gehoͤren auch andere materien: als Milch mit Waſſer vermiſchet/ Blut von friſchgeſchlachtem Rindvieh/ das Waſſer darin Stromkrebſe geſotten/ welche dinge wann ſie an die wurzeln der gewaͤchs geſprenget oder gegoſſen werden/ den wachſtum augenſcheinlich befodern ſollen/ wie Antonius Mizaldus im Buch von den Geheimniſſen der Gaͤrten ver- meldet. Ferner ſo beſchiehet die Waͤſſerung nicht mit einerley Jnſtrumenten. Jn Von der zeit der Waͤſſerung haben die Gaͤrtner ein ſolch geſetz: Jn Sommerta- Sonſt ſind bey der waͤſſerung folgende Regeln in acht zu nehmen. 1. Die- Dar-
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Des I. Buchs VI. Cap.
Sonne gekocht und fruchtbar gemachet worden. Demſelben kommet am neheſten
das Sumpffwaſſer/ weil es an ſich gleichſam fett/ und von der Sonnen ebenmaͤſſig
erwaͤrmet iſt. Stromwaſſer iſt etwas geringer/ als die vorigen: jedoch beſſer als
Puͤtwaſſer/ welches aus gegrabenen Ziehbrunnen geſchoͤpffet wird/ ſintemal daſſelbe
hart/ und ſo zu reden roh. Der miſt aber von Schaffen und Rindvieh verbeſſert
alle geringe Waſſer/ wenn er darin zertrieben wird. Hieher gehoͤren auch andere
materien: als Milch mit Waſſer vermiſchet/ Blut von friſchgeſchlachtem Rindvieh/
das Waſſer darin Stromkrebſe geſotten/ welche dinge wann ſie an die wurzeln der
gewaͤchs geſprenget oder gegoſſen werden/ den wachſtum augenſcheinlich befodern
ſollen/ wie Antonius Mizaldus im Buch von den Geheimniſſen der Gaͤrten ver-
meldet.
Ferner ſo beſchiehet die Waͤſſerung nicht mit einerley Jnſtrumenten. Jn
befeuchtung der erwachſenen Baͤume kan man das Waſſer wol mit vollem gefaͤſſe
an die wurzel gieſſen: zu zarten gewaͤchſen aber brauchet man Begieſſer mit kleinen
loͤchlein/ damit dadurch das waſſer zertheilet und ausgeſpreitet werde: wie dieſelbe
droben im IV. cap. abgebildet worden. Jedoch ſind noch andere arten der waͤſſerung
bey etlichen breuchlich: als zu den Gurcken/ Kuͤrbiſſen und dergleichen ſetzet man ei-
nen topff voll waſſers etwas erhoͤhet/ haͤnget hinein einen wollenen band oder lappen/
der zuvorher angefeuchtet/ dergeſtalt daß das eine ende ſey im topffe/ das ander an die
wurzel der gewaͤchß reiche: ſo ſeiget allmaͤhlich das waſſer durch den band auff die
wurzeln/ und feuchtet ſie zur gnuͤge. Etliche fuͤllen einen zucker-hafen oder derglei-
chen offen geſchier voll zerquetſchten Schaffmiſt/ ſtellen es zwiſchen Roßmarin/ oder
dergleichen Straͤuche/ die etwa ſonderlicher wartung beduͤrffen/ damit das uͤberlauf-
fende regenwaſſer allgemaͤhlich die fettigkeit des miſts an die wurzeln bringe.
Von der zeit der Waͤſſerung haben die Gaͤrtner ein ſolch geſetz: Jn Sommerta-
gen bey Sonnenſchein ſol man umb den Mittag vom begieſſen ſich enthalten/ weil
alsdann die hitze der Sonnen das beſte und ſubtilſte theil des auffgeſprengten waſſers
an ſich zeucht/ und alſo die gewaͤchſe deſſelben beraubet: zugeſchweigen/ daß ſie als-
dann das erdreich/ ſonderlich welches fett iſt/ bindet und mit einer ſchaͤdlichen kruſte
uͤberziehet/ als welche den drauff folgenden Nacht-taw verhindert/ daß er nicht an
die wurzeln flieſſen kan. Derhalben iſt der ſicherſte weg/ daß die Waͤſſerung gegen
den abend beſchehe/ alſo daß dadurch das land/ ſonderlich die oberſte flaͤche ermuͤrbe/
und den nacht-taw wol einflieſſen laſſe. Was aber ein ſandig erdreich betrifft/ dem
ſchadet die mittags-waͤſſerung in ſo weit nicht/ weil ſeine oberflaͤche von der Sonnen
hitze nicht gebunden wird.
Sonſt ſind bey der waͤſſerung folgende Regeln in acht zu nehmen. 1. Die-
weil bey Sommerzeit die Gewaͤchs erhitzet/ ſo muͤſſen ſie mit gantz kaltem waſſer/
weil es allzu groſſe verenderung giebet/ nicht begoſſen werden: ſondern es muß vorher/
bevorab das puͤtwaſſer/ in kuͤwen geſchuͤttet/ und alſo geſtellet werden/ daß es die
Sonnenſtrahlen laulich machen. 2. Man muß zur begieſſung nicht brauchen
Saltz-waſſer/ es ſey aus dem Meer oder Saltz-Soden/ oder ſaltzigen Sumpffen/
weil es die Gewaͤchſe ausbrennet. 3. Es muß auch im begieſſen ein maaß und un-
terſcheid ſo wol an Baͤumen/ als Kreutern/ Blumwerck/ und Samen gehalten wer-
den: ſintemal uͤberfluͤſſige waͤſſerung eben ſo viel/ als uͤberfluͤſſiger regen ſchaden kan.
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Zitationshilfe: | Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/62>, abgerufen am 16.07.2024. |