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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Des I. Buchs VI. Cap.
tig/ und heiß/ derowegen sol er nicht gebraucht werden/ als nur sehr feuchte örter da-
mit zu tünchen: und zwar ist solches allein von Tauben- und Hüner-mist zu verstehen/
der aber von Gänsen und Enten ist gantz untüchtig. Unter den thieren behält der
Schaffmist bey uns den vorzug: demselben gleichet fast der von Ziegen: Ochsen und
Kühmist ist auch sehr gut/ und viel besser als der von Pferden: Schweinemist ist der
allergeringste/ als welcher wenig tünchet/ hergegen viel unkraut zeuget. Hierauß
erscheinet nun leicht/ daß man dem kalten und feuchten erdreich mit hitzigem mist von
Vögeln und Pferden: dem aber/ so wenig feuchtigkeit hat/ mit küh- und schaffmist
helffen solle. Jmgleichen geschiehet die tünchung des Frühlings nützlicher durch
Kuh- und Schaff/ als Pferdemist/ dieweil dieser den Sommer über das land sehr
brennet: die Herbst-tünchung aber kan/ wegen der drauff folgenden Winterkälte und
Schnee/ füglicher damit verrichtet werden. Den Bäumen/ dieweil sie ein leicht
und nicht gar zu fettes erdreich erfodern/ bekommet der kühmist am besten/ so offt sie
einer tünchung bedürffig.

Uber dem ist auch viel daran gelegen/ daß man zur Tünchung nicht frischen
mist gebrauche/ sintemahl derselbe wenig nutz/ aber viel ungezieffer bringet: hingegen
der ein oder zwey jahr alt worden/ ist der beste/ als welcher wol ermürbet/ und den übri-
gen stanck in etwas verlohren. Jmgleichen muß bey allen tünchen ein maaß gehal-
ten/ und nicht mehr mist auffgetragen werden/ als zu ersetzung der verlohrnen kräffte
des erdreichs von nöthen: sonst verhitzet es sich/ und zeuget eine menge von würmen.
Auch sol der feuchte mist nicht also fort untergegraben/ sondern vorher über das erd-
reich gestrewet/ und daselbst also gelassen werden/ bis seine feuchtigkeit theils einge-
zogen/ theils vertrocknet: alsdann ist es zeit/ ihn mit der Spate unter zu bringen/
und mit der erden genaw zu vermischen.

Es geschiehet aber die Mistung/ eben wie das Graben/ zuföderst im Frühling
zu Küchengewächsen/ Würtzkräutern/ und Blumenwercke/ so bald man im anfang
des Merzen mit der Spate das erdreich wunden kan: und diese tünchung/ wofern
das erdreich nur mittelmässig/ kan das gantze jahr über gnug thun/ wenn es schon
zweymahl/ als erst mit Erbsen/ darnach mit Kohlkreutern besäet wird: ist das land
aber gar gering/ so muß man es vor der letztern aussaat/ nemlich vor Jacobi mit et-
was mist bestrewen. Den Bäumen wird ihre mistung im September und October
beygebracht: falls sie aber lang unterlassen/ kan es auch wol im Frühjahr geschehen.

Dieweil sich aber bey grossen Gärten zuweilen mangel an tüchtigem Mist er-
eugnet/ so muß man auff andere dinge/ dadurch selbiger ersetzet werden möge/ bedacht
seyn: und sind unter demselben diese die fürnehmsten. 1. Der fette Schlamm aus
Fischteichen/ Seen/ und Strömen/ dessen grosse fruchtbarkeit daraus erscheinet/
wenn man einen abgelassenen Karpffen-teich mit getreide besäet. 2. Das Gemüll
aus faulen Weiden und Eichen/ welches das erdreich zum Blumwerck sonderlich
fruchtbar machet. 3. Gärberlohe/ jedoch wenn sie vorher zwey oder drey jahr lang
in sich verfaulet: sintemahl die frische viel zu scharff ist. 4. Asche/ sofern selbige et-
was Saltz in sich hält/ welches denn so wol die Ziegen/ Schaffe/ und andere thiere/
als auch die äcker tragbar machet/ wenn es nemlich mässig gebrauchet wird: sinte-
mahl im gegentheil überfluß des Saltzes unfruchtbar machet/ wie aus denen Lande-
reyen erscheinet/ welcher boden gar zu saltzig. Also ist bekant/ daß die Einwohner

der

Des I. Buchs VI. Cap.
tig/ und heiß/ derowegen ſol er nicht gebraucht werden/ als nur ſehr feuchte oͤrter da-
mit zu tuͤnchen: und zwar iſt ſolches allein von Tauben- und Huͤner-miſt zu verſtehen/
der aber von Gaͤnſen und Enten iſt gantz untuͤchtig. Unter den thieren behaͤlt der
Schaffmiſt bey uns den vorzug: demſelben gleichet faſt der von Ziegen: Ochſen und
Kuͤhmiſt iſt auch ſehr gut/ und viel beſſer als der von Pferden: Schweinemiſt iſt der
allergeringſte/ als welcher wenig tuͤnchet/ hergegen viel unkraut zeuget. Hierauß
erſcheinet nun leicht/ daß man dem kalten und feuchten erdreich mit hitzigem miſt von
Voͤgeln und Pferden: dem aber/ ſo wenig feuchtigkeit hat/ mit kuͤh- und ſchaffmiſt
helffen ſolle. Jmgleichen geſchiehet die tuͤnchung des Fruͤhlings nuͤtzlicher durch
Kuh- und Schaff/ als Pferdemiſt/ dieweil dieſer den Sommer uͤber das land ſehr
brennet: die Herbſt-tuͤnchung aber kan/ wegen der drauff folgenden Winterkaͤlte und
Schnee/ fuͤglicher damit verrichtet werden. Den Baͤumen/ dieweil ſie ein leicht
und nicht gar zu fettes erdreich erfodern/ bekommet der kuͤhmiſt am beſten/ ſo offt ſie
einer tuͤnchung beduͤrffig.

Uber dem iſt auch viel daran gelegen/ daß man zur Tuͤnchung nicht friſchen
miſt gebrauche/ ſintemahl derſelbe wenig nutz/ aber viel ungezieffer bringet: hingegen
der ein oder zwey jahr alt worden/ iſt der beſte/ als welcher wol ermuͤrbet/ und den uͤbri-
gen ſtanck in etwas verlohren. Jmgleichen muß bey allen tuͤnchen ein maaß gehal-
ten/ und nicht mehr miſt auffgetragen werden/ als zu erſetzung der verlohrnen kraͤffte
des erdreichs von noͤthen: ſonſt verhitzet es ſich/ und zeuget eine menge von wuͤrmen.
Auch ſol der feuchte miſt nicht alſo fort untergegraben/ ſondern vorher uͤber das erd-
reich geſtrewet/ und daſelbſt alſo gelaſſen werden/ bis ſeine feuchtigkeit theils einge-
zogen/ theils vertrocknet: alsdann iſt es zeit/ ihn mit der Spate unter zu bringen/
und mit der erden genaw zu vermiſchen.

Es geſchiehet aber die Miſtung/ eben wie das Graben/ zufoͤderſt im Fruͤhling
zu Kuͤchengewaͤchſen/ Wuͤrtzkraͤutern/ und Blumenwercke/ ſo bald man im anfang
des Merzen mit der Spate das erdreich wunden kan: und dieſe tuͤnchung/ wofern
das erdreich nur mittelmaͤſſig/ kan das gantze jahr uͤber gnug thun/ wenn es ſchon
zweymahl/ als erſt mit Erbſen/ darnach mit Kohlkreutern beſaͤet wird: iſt das land
aber gar gering/ ſo muß man es vor der letztern auſſaat/ nemlich vor Jacobi mit et-
was miſt beſtrewen. Den Baͤumen wird ihre miſtung im September und October
beygebracht: falls ſie aber lang unterlaſſen/ kan es auch wol im Fruͤhjahr geſchehen.

Dieweil ſich aber bey groſſen Gaͤrten zuweilen mangel an tuͤchtigem Miſt er-
eugnet/ ſo muß man auff andere dinge/ dadurch ſelbiger erſetzet werden moͤge/ bedacht
ſeyn: und ſind unter demſelben dieſe die fuͤrnehmſten. 1. Der fette Schlamm aus
Fiſchteichen/ Seen/ und Stroͤmen/ deſſen groſſe fruchtbarkeit daraus erſcheinet/
wenn man einen abgelaſſenen Karpffen-teich mit getreide beſaͤet. 2. Das Gemuͤll
aus faulen Weiden und Eichen/ welches das erdreich zum Blumwerck ſonderlich
fruchtbar machet. 3. Gaͤrberlohe/ jedoch wenn ſie vorher zwey oder drey jahr lang
in ſich verfaulet: ſintemahl die friſche viel zu ſcharff iſt. 4. Aſche/ ſofern ſelbige et-
was Saltz in ſich haͤlt/ welches denn ſo wol die Ziegen/ Schaffe/ und andere thiere/
als auch die aͤcker tragbar machet/ wenn es nemlich maͤſſig gebrauchet wird: ſinte-
mahl im gegentheil uͤberfluß des Saltzes unfruchtbar machet/ wie aus denen Lande-
reyen erſcheinet/ welcher boden gar zu ſaltzig. Alſo iſt bekant/ daß die Einwohner

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[28/0060] Des I. Buchs VI. Cap. tig/ und heiß/ derowegen ſol er nicht gebraucht werden/ als nur ſehr feuchte oͤrter da- mit zu tuͤnchen: und zwar iſt ſolches allein von Tauben- und Huͤner-miſt zu verſtehen/ der aber von Gaͤnſen und Enten iſt gantz untuͤchtig. Unter den thieren behaͤlt der Schaffmiſt bey uns den vorzug: demſelben gleichet faſt der von Ziegen: Ochſen und Kuͤhmiſt iſt auch ſehr gut/ und viel beſſer als der von Pferden: Schweinemiſt iſt der allergeringſte/ als welcher wenig tuͤnchet/ hergegen viel unkraut zeuget. Hierauß erſcheinet nun leicht/ daß man dem kalten und feuchten erdreich mit hitzigem miſt von Voͤgeln und Pferden: dem aber/ ſo wenig feuchtigkeit hat/ mit kuͤh- und ſchaffmiſt helffen ſolle. Jmgleichen geſchiehet die tuͤnchung des Fruͤhlings nuͤtzlicher durch Kuh- und Schaff/ als Pferdemiſt/ dieweil dieſer den Sommer uͤber das land ſehr brennet: die Herbſt-tuͤnchung aber kan/ wegen der drauff folgenden Winterkaͤlte und Schnee/ fuͤglicher damit verrichtet werden. Den Baͤumen/ dieweil ſie ein leicht und nicht gar zu fettes erdreich erfodern/ bekommet der kuͤhmiſt am beſten/ ſo offt ſie einer tuͤnchung beduͤrffig. Uber dem iſt auch viel daran gelegen/ daß man zur Tuͤnchung nicht friſchen miſt gebrauche/ ſintemahl derſelbe wenig nutz/ aber viel ungezieffer bringet: hingegen der ein oder zwey jahr alt worden/ iſt der beſte/ als welcher wol ermuͤrbet/ und den uͤbri- gen ſtanck in etwas verlohren. Jmgleichen muß bey allen tuͤnchen ein maaß gehal- ten/ und nicht mehr miſt auffgetragen werden/ als zu erſetzung der verlohrnen kraͤffte des erdreichs von noͤthen: ſonſt verhitzet es ſich/ und zeuget eine menge von wuͤrmen. Auch ſol der feuchte miſt nicht alſo fort untergegraben/ ſondern vorher uͤber das erd- reich geſtrewet/ und daſelbſt alſo gelaſſen werden/ bis ſeine feuchtigkeit theils einge- zogen/ theils vertrocknet: alsdann iſt es zeit/ ihn mit der Spate unter zu bringen/ und mit der erden genaw zu vermiſchen. Es geſchiehet aber die Miſtung/ eben wie das Graben/ zufoͤderſt im Fruͤhling zu Kuͤchengewaͤchſen/ Wuͤrtzkraͤutern/ und Blumenwercke/ ſo bald man im anfang des Merzen mit der Spate das erdreich wunden kan: und dieſe tuͤnchung/ wofern das erdreich nur mittelmaͤſſig/ kan das gantze jahr uͤber gnug thun/ wenn es ſchon zweymahl/ als erſt mit Erbſen/ darnach mit Kohlkreutern beſaͤet wird: iſt das land aber gar gering/ ſo muß man es vor der letztern auſſaat/ nemlich vor Jacobi mit et- was miſt beſtrewen. Den Baͤumen wird ihre miſtung im September und October beygebracht: falls ſie aber lang unterlaſſen/ kan es auch wol im Fruͤhjahr geſchehen. Dieweil ſich aber bey groſſen Gaͤrten zuweilen mangel an tuͤchtigem Miſt er- eugnet/ ſo muß man auff andere dinge/ dadurch ſelbiger erſetzet werden moͤge/ bedacht ſeyn: und ſind unter demſelben dieſe die fuͤrnehmſten. 1. Der fette Schlamm aus Fiſchteichen/ Seen/ und Stroͤmen/ deſſen groſſe fruchtbarkeit daraus erſcheinet/ wenn man einen abgelaſſenen Karpffen-teich mit getreide beſaͤet. 2. Das Gemuͤll aus faulen Weiden und Eichen/ welches das erdreich zum Blumwerck ſonderlich fruchtbar machet. 3. Gaͤrberlohe/ jedoch wenn ſie vorher zwey oder drey jahr lang in ſich verfaulet: ſintemahl die friſche viel zu ſcharff iſt. 4. Aſche/ ſofern ſelbige et- was Saltz in ſich haͤlt/ welches denn ſo wol die Ziegen/ Schaffe/ und andere thiere/ als auch die aͤcker tragbar machet/ wenn es nemlich maͤſſig gebrauchet wird: ſinte- mahl im gegentheil uͤberfluß des Saltzes unfruchtbar machet/ wie aus denen Lande- reyen erſcheinet/ welcher boden gar zu ſaltzig. Alſo iſt bekant/ daß die Einwohner der

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/60>, abgerufen am 27.11.2024.