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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Von der Gewächse Vermehrung.

9. Die Beschaffenheit der Lufft ist nicht weniger bey der Aussaat zu erwegen:
und zwar geschiehet solche niemahls bequemer als an einem stillen warmen tage.
Wenn aber hitze oder kälte/ oder Nord und Ostwinde vorhanden/ sol man damit in-
ne halten: sintemal die Samen alsdan entweder verstrewet/ oder wo sie ja ins erd-
reich kommen/ von demselben nicht wol angenommen und bewahret werden.

10. An der art und weise zu säen ist auch nicht wenig gelegen/ und gründet
sich selbige auff die sonderbare wissenschafft/ wie die keimung des Samens in dem
erdreich beschiehet/ welche denn in Mandeln/ Nüssen/ Erbfen/ Kürbissen und der-
gleichen grossen Samen augenscheinlicher ist/ als in den kleinen. Es zeiget aber
die erfahrung/ und beygesatzte figur/ daß die keime oder herzlein eines jeden Samens
sey das lebhaffteste theil desselben/ und daß zum exempel aus der spitze einer keimenden
Mandelkern beydes die wurzel/ und der stengel außspriesse: nicht aber der stengel
aus der spitze/ und die wurzel aus dem knot oder dicken ende/ wie ihrer viel solche
falsche meinung hegen/ und deswegen im stechen der kürbiß-kernen mit grosser sorg-
falt die spitzen oben/ andere aber unten kehren: welches beydes der Natur etwas zu-
wider und dem wachstum hinderlich/ sintemahl auff solche art entweder die wurzel
krum hinunter/ oder der stengel krum hinauff zu wachsen gezwungen wird/ wie A.
und B. in der Figur anzeigen: wiewol es dennoch besser ist/ die spitze unterwerts brin-
gen. Hergegen fuget man der Natur am meisten/ wenn man solche grosse Samen/
die einzelen dem erdreich anvertrauet werden müssen/ der länge nach in ihre löcher
niedergeleget: angesehen solcher gestalt die herfürkommende keime ihr würzlein
stracks unterwarts strecken und nahrung ziehen/ bald darauff aber den stengel zu dem
ersten blädlein gerade über sich treiben kan: wie allhier an der Erbse 1. Kürbiß
2. Dattelkern 3. und der welschen Nuß 4. klärlich erscheinet. Jedoch hat mir die
erfahrung auch gezeiget/ wenn eine welsche Nuß mit der spitze unterwerts gestochen
wird/ daß aus derselben die wurtzel gerad unterwerts wachse/ der stamm aber theile
mit der zeit die beyden helfften der Nuß von einander/ und wachse also zwischen den-
selben gerad in die höhe/ wie aus der figur C. zu sehen. Mit den andern Samen/ so
von der hand ausgestrewet werden/ hat es eine andere beschaffenheit/ als an welchen
stengel und wurzel/ sie fallen wie sie wollen/ leichter fortkommen: und gleich wie jene
grosse ingesamt weitleufftig/ also wollen dieser ein theil weitleufftig/ ein theil dichte
gesäet seyn. Pastinac/ Mohrrüben/ Zuckerrüben/ gemeine Rüben/ Rettig/ Ra-
dieß/ Cichorien/ Zwiebeln/ Petersilge/ Türckischer weitze/ Scorzonere/ je weitleuff-
tiger sie gesäet werden/ je stärcker sie wachsen/ da sie hergegen in der enge einander
verhindern und klein bleiben. Solche weitleufftigkeit aber zu erlangen/ sol man im
außsäen diese Samen mit ein gut theil sand oder zerriebene erde vermischen/ und also
außstrewen. Löffelkraut/ Kerffel/ Kresse/ Carbenedicten/ Pimpinelle/ Spinat/
Majoran/ je dichter sie gesäet werden/ je nutzbarer sie wachsen: auch kan man die je-
nigen dicht säen/ welche nachgehends verpflanzet werden sollen: als Kohl/ Bete/
Endivien/ Salbey/ Hyssop/ Raute und dergleichen.

11. Nach geschehener Aussaat muß man nicht nachlässig seyn/ dreyerley
ungemach von denen neulich ausgestrewten Samen ab zuwenden. Und zwar erst-
lich Frost/ so man im Frühjahr sich dessen noch vermuhtet: dahero bedecket man die
frühzeitige Gurcken und Melonen mit stroh/ mit matten/ mit fenstern. Darnach

die
D
Von der Gewaͤchſe Vermehrung.

9. Die Beſchaffenheit der Lufft iſt nicht weniger bey der Auſſaat zu erwegen:
und zwar geſchiehet ſolche niemahls bequemer als an einem ſtillen warmen tage.
Wenn aber hitze oder kaͤlte/ oder Nord und Oſtwinde vorhanden/ ſol man damit in-
ne halten: ſintemal die Samen alsdan entweder verſtrewet/ oder wo ſie ja ins erd-
reich kommen/ von demſelben nicht wol angenommen und bewahret werden.

10. An der art und weiſe zu ſaͤen iſt auch nicht wenig gelegen/ und gruͤndet
ſich ſelbige auff die ſonderbare wiſſenſchafft/ wie die keimung des Samens in dem
erdreich beſchiehet/ welche denn in Mandeln/ Nuͤſſen/ Erbfen/ Kuͤrbiſſen und der-
gleichen groſſen Samen augenſcheinlicher iſt/ als in den kleinen. Es zeiget aber
die erfahrung/ und beygeſatzte figur/ daß die keime oder herzlein eines jeden Samens
ſey das lebhaffteſte theil deſſelben/ und daß zum exempel aus der ſpitze einer keimenden
Mandelkern beydes die wurzel/ und der ſtengel außſprieſſe: nicht aber der ſtengel
aus der ſpitze/ und die wurzel aus dem knot oder dicken ende/ wie ihrer viel ſolche
falſche meinung hegen/ und deswegen im ſtechen der kuͤrbiß-kernen mit groſſer ſorg-
falt die ſpitzen oben/ andere aber unten kehren: welches beydes der Natur etwas zu-
wider und dem wachſtum hinderlich/ ſintemahl auff ſolche art entweder die wurzel
krum hinunter/ oder der ſtengel krum hinauff zu wachſen gezwungen wird/ wie A.
und B. in der Figur anzeigen: wiewol es dennoch beſſer iſt/ die ſpitze unterwerts brin-
gen. Hergegen fuget man der Natur am meiſten/ wenn man ſolche groſſe Samen/
die einzelen dem erdreich anvertrauet werden muͤſſen/ der laͤnge nach in ihre loͤcher
niedergeleget: angeſehen ſolcher geſtalt die herfuͤrkommende keime ihr wuͤrzlein
ſtracks unterwarts ſtrecken und nahrung ziehen/ bald darauff aber den ſtengel zu dem
erſten blaͤdlein gerade uͤber ſich treiben kan: wie allhier an der Erbſe 1. Kuͤrbiß
2. Dattelkern 3. und der welſchen Nuß 4. klaͤrlich erſcheinet. Jedoch hat mir die
erfahrung auch gezeiget/ wenn eine welſche Nuß mit der ſpitze unterwerts geſtochen
wird/ daß aus derſelben die wurtzel gerad unterwerts wachſe/ der ſtamm aber theile
mit der zeit die beyden helfften der Nuß von einander/ und wachſe alſo zwiſchen den-
ſelben gerad in die hoͤhe/ wie aus der figur C. zu ſehen. Mit den andern Samen/ ſo
von der hand ausgeſtrewet werden/ hat es eine andere beſchaffenheit/ als an welchen
ſtengel und wurzel/ ſie fallen wie ſie wollen/ leichter fortkommen: und gleich wie jene
groſſe ingeſamt weitleufftig/ alſo wollen dieſer ein theil weitleufftig/ ein theil dichte
geſaͤet ſeyn. Paſtinac/ Mohrruͤben/ Zuckerruͤben/ gemeine Ruͤben/ Rettig/ Ra-
dieß/ Cichorien/ Zwiebeln/ Peterſilge/ Tuͤrckiſcher weitze/ Scorzonere/ je weitleuff-
tiger ſie geſaͤet werden/ je ſtaͤrcker ſie wachſen/ da ſie hergegen in der enge einander
verhindern und klein bleiben. Solche weitleufftigkeit aber zu erlangen/ ſol man im
außſaͤen dieſe Samen mit ein gut theil ſand oder zerriebene erde vermiſchen/ und alſo
außſtrewen. Loͤffelkraut/ Kerffel/ Kreſſe/ Carbenedicten/ Pimpinelle/ Spinat/
Majoran/ je dichter ſie geſaͤet werden/ je nutzbarer ſie wachſen: auch kan man die je-
nigen dicht ſaͤen/ welche nachgehends verpflanzet werden ſollen: als Kohl/ Bete/
Endivien/ Salbey/ Hyſſop/ Raute und dergleichen.

11. Nach geſchehener Auſſaat muß man nicht nachlaͤſſig ſeyn/ dreyerley
ungemach von denen neulich ausgeſtrewten Samen ab zuwenden. Und zwar erſt-
lich Froſt/ ſo man im Fruͤhjahr ſich deſſen noch vermuhtet: dahero bedecket man die
fruͤhzeitige Gurcken und Melonen mit ſtroh/ mit matten/ mit fenſtern. Darnach

die
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[25/0057] Von der Gewaͤchſe Vermehrung. 9. Die Beſchaffenheit der Lufft iſt nicht weniger bey der Auſſaat zu erwegen: und zwar geſchiehet ſolche niemahls bequemer als an einem ſtillen warmen tage. Wenn aber hitze oder kaͤlte/ oder Nord und Oſtwinde vorhanden/ ſol man damit in- ne halten: ſintemal die Samen alsdan entweder verſtrewet/ oder wo ſie ja ins erd- reich kommen/ von demſelben nicht wol angenommen und bewahret werden. 10. An der art und weiſe zu ſaͤen iſt auch nicht wenig gelegen/ und gruͤndet ſich ſelbige auff die ſonderbare wiſſenſchafft/ wie die keimung des Samens in dem erdreich beſchiehet/ welche denn in Mandeln/ Nuͤſſen/ Erbfen/ Kuͤrbiſſen und der- gleichen groſſen Samen augenſcheinlicher iſt/ als in den kleinen. Es zeiget aber die erfahrung/ und beygeſatzte figur/ daß die keime oder herzlein eines jeden Samens ſey das lebhaffteſte theil deſſelben/ und daß zum exempel aus der ſpitze einer keimenden Mandelkern beydes die wurzel/ und der ſtengel außſprieſſe: nicht aber der ſtengel aus der ſpitze/ und die wurzel aus dem knot oder dicken ende/ wie ihrer viel ſolche falſche meinung hegen/ und deswegen im ſtechen der kuͤrbiß-kernen mit groſſer ſorg- falt die ſpitzen oben/ andere aber unten kehren: welches beydes der Natur etwas zu- wider und dem wachſtum hinderlich/ ſintemahl auff ſolche art entweder die wurzel krum hinunter/ oder der ſtengel krum hinauff zu wachſen gezwungen wird/ wie A. und B. in der Figur anzeigen: wiewol es dennoch beſſer iſt/ die ſpitze unterwerts brin- gen. Hergegen fuget man der Natur am meiſten/ wenn man ſolche groſſe Samen/ die einzelen dem erdreich anvertrauet werden muͤſſen/ der laͤnge nach in ihre loͤcher niedergeleget: angeſehen ſolcher geſtalt die herfuͤrkommende keime ihr wuͤrzlein ſtracks unterwarts ſtrecken und nahrung ziehen/ bald darauff aber den ſtengel zu dem erſten blaͤdlein gerade uͤber ſich treiben kan: wie allhier an der Erbſe 1. Kuͤrbiß 2. Dattelkern 3. und der welſchen Nuß 4. klaͤrlich erſcheinet. Jedoch hat mir die erfahrung auch gezeiget/ wenn eine welſche Nuß mit der ſpitze unterwerts geſtochen wird/ daß aus derſelben die wurtzel gerad unterwerts wachſe/ der ſtamm aber theile mit der zeit die beyden helfften der Nuß von einander/ und wachſe alſo zwiſchen den- ſelben gerad in die hoͤhe/ wie aus der figur C. zu ſehen. Mit den andern Samen/ ſo von der hand ausgeſtrewet werden/ hat es eine andere beſchaffenheit/ als an welchen ſtengel und wurzel/ ſie fallen wie ſie wollen/ leichter fortkommen: und gleich wie jene groſſe ingeſamt weitleufftig/ alſo wollen dieſer ein theil weitleufftig/ ein theil dichte geſaͤet ſeyn. Paſtinac/ Mohrruͤben/ Zuckerruͤben/ gemeine Ruͤben/ Rettig/ Ra- dieß/ Cichorien/ Zwiebeln/ Peterſilge/ Tuͤrckiſcher weitze/ Scorzonere/ je weitleuff- tiger ſie geſaͤet werden/ je ſtaͤrcker ſie wachſen/ da ſie hergegen in der enge einander verhindern und klein bleiben. Solche weitleufftigkeit aber zu erlangen/ ſol man im außſaͤen dieſe Samen mit ein gut theil ſand oder zerriebene erde vermiſchen/ und alſo außſtrewen. Loͤffelkraut/ Kerffel/ Kreſſe/ Carbenedicten/ Pimpinelle/ Spinat/ Majoran/ je dichter ſie geſaͤet werden/ je nutzbarer ſie wachſen: auch kan man die je- nigen dicht ſaͤen/ welche nachgehends verpflanzet werden ſollen: als Kohl/ Bete/ Endivien/ Salbey/ Hyſſop/ Raute und dergleichen. 11. Nach geſchehener Auſſaat muß man nicht nachlaͤſſig ſeyn/ dreyerley ungemach von denen neulich ausgeſtrewten Samen ab zuwenden. Und zwar erſt- lich Froſt/ ſo man im Fruͤhjahr ſich deſſen noch vermuhtet: dahero bedecket man die fruͤhzeitige Gurcken und Melonen mit ſtroh/ mit matten/ mit fenſtern. Darnach die D

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/57>, abgerufen am 27.11.2024.