Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.Des V. Buchs IV. Cap. III. Durch Schnittlinge. Schnittlinge oder Knotholtz oder Kappen sind abgeschnittene Enden/ welche Es müssen aber sotane Schnittlinge fünff viertel einer Ellen lang seyn: un- IV. Durch Encken. Einen weinstock geringer gattung kan man durch auffsetzung einer Encke von Nun gehet hin zu den geringen Weinstöcken/ die ihr verbessern wollet/ welche Das
Des V. Buchs IV. Cap. III. Durch Schnittlinge. Schnittlinge oder Knotholtz oder Kappen ſind abgeſchnittene Enden/ welche Es muͤſſen aber ſotane Schnittlinge fuͤnff viertel einer Ellen lang ſeyn: un- IV. Durch Encken. Einen weinſtock geringer gattung kan man durch auffſetzung einer Encke von Nun gehet hin zu den geringen Weinſtoͤcken/ die ihr verbeſſern wollet/ welche Das
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Des V. Buchs IV. Cap.
III. Durch Schnittlinge.
Schnittlinge oder Knotholtz oder Kappen ſind abgeſchnittene Enden/ welche
man tieff eingraͤbet/ daß ſie wurzeln gewinnen/ damit ſie nachmahls als Wuͤrtzlinge
entweder daſelbſt ſtehen bleiben/ oder anderwerts verſetzet werden koͤnnen. Sie wer-
den aber genommen von denen ſtoͤcken/ welche uͤbrige Enden haben: als zum exem-
pel/ wenn ein weinſtock nur eine oder zwo gute Boͤgen hat/ von demſelben kan man
nichts nehmen: hat er aber uͤber dem ein zwey oder mehr Enden/ die ſchneidet ab/ da-
mit die Boͤgen deſto mehr nahrung ziehen moͤgen: die abgeſchnittene enden aber heiſ-
ſet man Schnittlinge.
Es muͤſſen aber ſotane Schnittlinge fuͤnff viertel einer Ellen lang ſeyn: un-
ten werden ſie kurtz unter einem auge/ oben kurtz uͤber einem auge abgeſchnitten/ und
ſo tieff eingegraben/ daß ſie den wilden grund erreichen/ oben aber dem erdreich gleich
ſtehen oder noch einen finger breit beſcharret ſeyn/ damit ſie die Sonnen-hitze nicht tref-
fen kan. Dieſe arbeit geſchiehet am bequemſten im Fruͤhling/ ſonderlich im Mertz:
folgenden Sommer wenn ſie anfangen zu treiben/ ſo beſiehet man das oberſte auge:
zeiget ſich daran keine gruͤne/ ſo ſuchet man das ander/ auch wol das dritte: findet
ſich da auch nichts/ ſo iſt ſotaner Schnittling vergangen/ ſintemahl aus denen unter-
ſten augen ſprieſſen die wurzeln. Auch iſt ins gemein dieſe Vermehrung nicht ſo ge-
wiß/ als die zwo vorigen/ und pfleget gemeinlich ein gut theil der Schnittlinge aus
zu bleiben.
IV. Durch Encken.
Einen weinſtock geringer gattung kan man durch auffſetzung einer Encke von
guter art verbeſſern/ und geſchiehet ſotane Pfropffung folgender geſtalt. Jm auß-
gang des Aprils oder anfang des Mays/ wenn nemlich der Weinſtock recht voll ſafft
iſt/ und das laub daran beginnet aus zugehen: ſo ſchneidet von guter art Enden mit
fuͤnff oder ſechs augen/ und zwar derer ſo viel/ als ihr benoͤhtiget ſeyn moͤchtet. Wenn
ihr ſelbige nun auffſetzen wollet/ ſo ſchneidet unten oder oben nach gut duͤncken ſo viel
weg/ daß an jedem nur drey augen bleiben/ jedoch beneben ein ſtuͤcklein bey zween zoll
lang unter dem unterſten auge/ davon das Zuͤnglein formieret und alſo zu geſpitzet
wird/ wie an den Baum-encken/ wenn man im Spalt pfropffet/ davon im 5. Cap.
des IV. Buchs geredet worden. Sotane Encken kan man vorher ſchon wol im Mer-
zen abſchneiden/ und ſie ins erdreich graben/ ſo dawren ſie ohn ſchaden/ gleich Pfropff-
reiſern von Kirſchbaͤumen.
Nun gehet hin zu den geringen Weinſtoͤcken/ die ihr verbeſſern wollet/ welche
entweder ſchon vor winters geſencket worden/ oder welchen ihr jetzund zugleich ſencken
koͤnnet: ſchneidet alſo von einer geſenckten Rebe die ſpitze ſo weit in dem erdreich ab/
als lang die Encke iſt/ welche ihr auffſetzen wollet: ſpaltet alsdan die verſchnittene
ſpitze bis an das erſte auge/ alſo daß der Spalt bey zwey zoll lang ſey/ und das ober-
wehnte Zuͤnglein genaw in ſich faſſen/ auch die beyde gaͤblein des Spalts an das auge
neben dem Zuͤnglein anreichen moͤge. Bindet ferner mit baſt dieſe vereinigung von
unten bis oben feſt zu/ damit kein waſſer hinein/ auch der innerliche ſafft nicht heraus
flieſſen koͤnne/ und ſchuͤttet die erde wieder hinan/ daß ſie ein finger breit druͤber her gehe.
Auff ſolche weiſe fahret auch mit den andern Encken fort.
Das
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