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Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666.

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Erzehlung der Küchen-wurzeln.

Mit der verpflantzung der Zwiebeln hat es diese beschaffenheit/ daß die unver-
pflantzten kleiner bleiben/ und sich eher aus der erde begeben: die verpflantzten aber
oder die Stechzwiebeln werden grösser/ und zeigen ihre wurzel langsamer.

Samen zu erlangen/ so nehmet die grössesten von denen/ welche ihr den win-
ter über verwahret habet/ und pflantzet sie/ so bald der frost auffhöret/ in gutes erd-
reich reihen-weiß/ und tieff gnug/ einen guten halben fuß von einander. Wenn
alsdan im auffwachsen sich mehr köpffe aus einer Zwiebel zeigen/ so lasset nur einen
stehen/ und brechet die andern weg/ so wird des gelassenen Same desto vollkommener
werden. Und dieweil die Zwiebel-stengel hol und gebrechlich von natur/ so ist nöhtig/
daß sie mit angebundenen Stöcken wieder den wind befestiget werden.

Wann der Samen beginnet entblösset und schwärzlich/ die stengel aber halb
trucken zu werden/ welches gemeinlich im August geschiehet/ so rupffet die kängel oder
mittelste stengel ab/ und lasset sie in der Sonnen vollends trucknen/ also daß die
Sam-köpffe zusammen über einen Napff liegen/ darin die zeitigsten körner zu erst
fallen werden. Oder bindet die köpffe in bündlein und leget sie in ewer Sam-kam-
mer/ darin sie sich noch mehr verbessern werden. Und dieweil in dieser art Samen
groß betrug vorgehet/ so befleißiget euch/ daß ihr was eignes haben möget. Wenn
ihr aber von andern zu nehmen benöhtiget/ so machet die Probe also: Werffet ein
angezwicktes körnlein in eine kleine Schale mit wasser/ lasset es über warm wasser
stehen. Jst es gut/ so wird es bald schossen: wo nicht/ so werfft den Samen weg.

Cepa fißilis, C. B. & Matth. Winterzwiebeln. Die gemeine Zwiebeln
können im lande den winter nicht dawren/ sondern müssen ausgehoben und verwah-
ret werden: diese aber säet man im Herbst/ so hat man im Frühling zeitig junge
Zwiebeln/ davon der Same auff Jacobi reiffet und im September drauff wieder-
umb zur aussaat dienet. Jm Reich heisset man sie Schleiß oder Spaltzwiebel/ weil
die Bolle an dem obersten theil sich zu spalten pfleget.

Cepa sterilis, C. B. & Trag. Winterzwiebeln ohn Samen. Cepa ascalo-
nica, Matth. ic.
Diese kommen bey uns niemahls zum Samen/ sondern müssen
bloß durch die bollen fortgebracht werden. Sotane bollen werden im Herbst ins
land gesetzet/ so treiben sie im Frühling zeitig/ und kan man sie alsdan und den Som-
mer über nutzen: auff Jacobi hebet man sie wieder aus/ lässet sie wol abtrucknen/
zerreisset alsdan die klumpen/ und setzet sie einzeln ümb Michael wieder ins erdreich.

Dieses ist denckwürdig von der sonderlichen natur der Zwiebeln/ daß da an-
dere Gewächse und Thier im zunehmenden Mond/ diese hergegen im abnehmenden
lebhaffter sind/ und lustiger wachsen: von welcher eigenschafft auch schon Plutarchus
in seinen Schrifften meldung gethan. Jn der küchen ist ihr gebrauch so gemein/ daß
kein Koch sich leicht ohn dieselben finden lässet.

XV. Knoblauch.

Allium sativum, C. B. & Dod. Allium, Trag. Matth. Ruell. Lob. Lon. hor-
tense, Fuchs.
Der gemeine bey uns bekante Knoblauch erfodert kein feucht/ noch
fett/ sondern trucken erdreich: und wird durch abgerissene zehen der wurzel vermeh-
ret/ wiewol der Schlangen-knoblauch/ Allium sativum alterum, C. B. sive amphi-
carpon,
so wol über als unter der erden zwiebeln träget zu seiner vermehrung.

Der-
R
Erzehlung der Kuͤchen-wurzeln.

Mit der verpflantzung der Zwiebeln hat es dieſe beſchaffenheit/ daß die unver-
pflantzten kleiner bleiben/ und ſich eher aus der erde begeben: die verpflantzten aber
oder die Stechzwiebeln werden groͤſſer/ und zeigen ihre wurzel langſamer.

Samen zu erlangen/ ſo nehmet die groͤſſeſten von denen/ welche ihr den win-
ter uͤber verwahret habet/ und pflantzet ſie/ ſo bald der froſt auffhoͤret/ in gutes erd-
reich reihen-weiß/ und tieff gnug/ einen guten halben fuß von einander. Wenn
alsdan im auffwachſen ſich mehr koͤpffe aus einer Zwiebel zeigen/ ſo laſſet nur einen
ſtehen/ und brechet die andern weg/ ſo wird des gelaſſenen Same deſto vollkommener
werden. Und dieweil die Zwiebel-ſtengel hol und gebrechlich von natur/ ſo iſt noͤhtig/
daß ſie mit angebundenen Stoͤcken wieder den wind befeſtiget werden.

Wann der Samen beginnet entbloͤſſet und ſchwaͤrzlich/ die ſtengel aber halb
trucken zu werden/ welches gemeinlich im Auguſt geſchiehet/ ſo rupffet die kaͤngel oder
mittelſte ſtengel ab/ und laſſet ſie in der Sonnen vollends trucknen/ alſo daß die
Sam-koͤpffe zuſammen uͤber einen Napff liegen/ darin die zeitigſten koͤrner zu erſt
fallen werden. Oder bindet die koͤpffe in buͤndlein und leget ſie in ewer Sam-kam-
mer/ darin ſie ſich noch mehr verbeſſern werden. Und dieweil in dieſer art Samen
groß betrug vorgehet/ ſo befleißiget euch/ daß ihr was eignes haben moͤget. Wenn
ihr aber von andern zu nehmen benoͤhtiget/ ſo machet die Probe alſo: Werffet ein
angezwicktes koͤrnlein in eine kleine Schale mit waſſer/ laſſet es uͤber warm waſſer
ſtehen. Jſt es gut/ ſo wird es bald ſchoſſen: wo nicht/ ſo werfft den Samen weg.

Cepa fißilis, C. B. & Matth. Winterzwiebeln. Die gemeine Zwiebeln
koͤnnen im lande den winter nicht dawren/ ſondern muͤſſen ausgehoben und verwah-
ret werden: dieſe aber ſaͤet man im Herbſt/ ſo hat man im Fruͤhling zeitig junge
Zwiebeln/ davon der Same auff Jacobi reiffet und im September drauff wieder-
umb zur auſſaat dienet. Jm Reich heiſſet man ſie Schleiß oder Spaltzwiebel/ weil
die Bolle an dem oberſten theil ſich zu ſpalten pfleget.

Cepa ſterilis, C. B. & Trag. Winterzwiebeln ohn Samen. Cepa aſcalo-
nica, Matth. ic.
Dieſe kommen bey uns niemahls zum Samen/ ſondern muͤſſen
bloß durch die bollen fortgebracht werden. Sotane bollen werden im Herbſt ins
land geſetzet/ ſo treiben ſie im Fruͤhling zeitig/ und kan man ſie alsdan und den Som-
mer uͤber nutzen: auff Jacobi hebet man ſie wieder aus/ laͤſſet ſie wol abtrucknen/
zerreiſſet alsdan die klumpen/ und ſetzet ſie einzeln uͤmb Michael wieder ins erdreich.

Dieſes iſt denckwuͤrdig von der ſonderlichen natur der Zwiebeln/ daß da an-
dere Gewaͤchſe und Thier im zunehmenden Mond/ dieſe hergegen im abnehmenden
lebhaffter ſind/ und luſtiger wachſen: von welcher eigenſchafft auch ſchon Plutarchus
in ſeinen Schrifften meldung gethan. Jn der kuͤchen iſt ihr gebrauch ſo gemein/ daß
kein Koch ſich leicht ohn dieſelben finden laͤſſet.

XV. Knoblauch.

Allium ſativum, C. B. & Dod. Allium, Trag. Matth. Ruell. Lob. Lon. hor-
tenſe, Fuchſ.
Der gemeine bey uns bekante Knoblauch erfodert kein feucht/ noch
fett/ ſondern trucken erdreich: und wird durch abgeriſſene zehen der wurzel vermeh-
ret/ wiewol der Schlangen-knoblauch/ Allium ſativum alterum, C. B. ſive amphi-
carpon,
ſo wol uͤber als unter der erden zwiebeln traͤget zu ſeiner vermehrung.

Der-
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[129/0163] Erzehlung der Kuͤchen-wurzeln. Mit der verpflantzung der Zwiebeln hat es dieſe beſchaffenheit/ daß die unver- pflantzten kleiner bleiben/ und ſich eher aus der erde begeben: die verpflantzten aber oder die Stechzwiebeln werden groͤſſer/ und zeigen ihre wurzel langſamer. Samen zu erlangen/ ſo nehmet die groͤſſeſten von denen/ welche ihr den win- ter uͤber verwahret habet/ und pflantzet ſie/ ſo bald der froſt auffhoͤret/ in gutes erd- reich reihen-weiß/ und tieff gnug/ einen guten halben fuß von einander. Wenn alsdan im auffwachſen ſich mehr koͤpffe aus einer Zwiebel zeigen/ ſo laſſet nur einen ſtehen/ und brechet die andern weg/ ſo wird des gelaſſenen Same deſto vollkommener werden. Und dieweil die Zwiebel-ſtengel hol und gebrechlich von natur/ ſo iſt noͤhtig/ daß ſie mit angebundenen Stoͤcken wieder den wind befeſtiget werden. Wann der Samen beginnet entbloͤſſet und ſchwaͤrzlich/ die ſtengel aber halb trucken zu werden/ welches gemeinlich im Auguſt geſchiehet/ ſo rupffet die kaͤngel oder mittelſte ſtengel ab/ und laſſet ſie in der Sonnen vollends trucknen/ alſo daß die Sam-koͤpffe zuſammen uͤber einen Napff liegen/ darin die zeitigſten koͤrner zu erſt fallen werden. Oder bindet die koͤpffe in buͤndlein und leget ſie in ewer Sam-kam- mer/ darin ſie ſich noch mehr verbeſſern werden. Und dieweil in dieſer art Samen groß betrug vorgehet/ ſo befleißiget euch/ daß ihr was eignes haben moͤget. Wenn ihr aber von andern zu nehmen benoͤhtiget/ ſo machet die Probe alſo: Werffet ein angezwicktes koͤrnlein in eine kleine Schale mit waſſer/ laſſet es uͤber warm waſſer ſtehen. Jſt es gut/ ſo wird es bald ſchoſſen: wo nicht/ ſo werfft den Samen weg. Cepa fißilis, C. B. & Matth. Winterzwiebeln. Die gemeine Zwiebeln koͤnnen im lande den winter nicht dawren/ ſondern muͤſſen ausgehoben und verwah- ret werden: dieſe aber ſaͤet man im Herbſt/ ſo hat man im Fruͤhling zeitig junge Zwiebeln/ davon der Same auff Jacobi reiffet und im September drauff wieder- umb zur auſſaat dienet. Jm Reich heiſſet man ſie Schleiß oder Spaltzwiebel/ weil die Bolle an dem oberſten theil ſich zu ſpalten pfleget. Cepa ſterilis, C. B. & Trag. Winterzwiebeln ohn Samen. Cepa aſcalo- nica, Matth. ic. Dieſe kommen bey uns niemahls zum Samen/ ſondern muͤſſen bloß durch die bollen fortgebracht werden. Sotane bollen werden im Herbſt ins land geſetzet/ ſo treiben ſie im Fruͤhling zeitig/ und kan man ſie alsdan und den Som- mer uͤber nutzen: auff Jacobi hebet man ſie wieder aus/ laͤſſet ſie wol abtrucknen/ zerreiſſet alsdan die klumpen/ und ſetzet ſie einzeln uͤmb Michael wieder ins erdreich. Dieſes iſt denckwuͤrdig von der ſonderlichen natur der Zwiebeln/ daß da an- dere Gewaͤchſe und Thier im zunehmenden Mond/ dieſe hergegen im abnehmenden lebhaffter ſind/ und luſtiger wachſen: von welcher eigenſchafft auch ſchon Plutarchus in ſeinen Schrifften meldung gethan. Jn der kuͤchen iſt ihr gebrauch ſo gemein/ daß kein Koch ſich leicht ohn dieſelben finden laͤſſet. XV. Knoblauch. Allium ſativum, C. B. & Dod. Allium, Trag. Matth. Ruell. Lob. Lon. hor- tenſe, Fuchſ. Der gemeine bey uns bekante Knoblauch erfodert kein feucht/ noch fett/ ſondern trucken erdreich: und wird durch abgeriſſene zehen der wurzel vermeh- ret/ wiewol der Schlangen-knoblauch/ Allium ſativum alterum, C. B. ſive amphi- carpon, ſo wol uͤber als unter der erden zwiebeln traͤget zu ſeiner vermehrung. Der- R

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Zitationshilfe: Elsholtz, Johann Sigismund: Vom Gartenbaw. Cölln (Spree), 1666, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/elssholtz_gartenbaw_1666/163>, abgerufen am 21.12.2024.