richtung 300. Personen er in Doctorem zu pro- moviren tüchtig sey! ist wohl Lachens werth. Es gehöret darzu ein ander Grund und Be- weißthum erlernter Wissenschafften, die von Hochgelehrten Leuthen bey einen Candidato promotionis in den Examine erfordert werden, ehe und bevor er zur Doctor-Würde gelangen kan; und habe ich in denen Requisitis eines Me- dici, welche Hippocrates in seinen Aphorismis vorzeiget, nichts vom Executiren, Kopff-Ab- hauen, Rädern, Hencken noch dergleichen gele- sen, davon zu einer andern Zeit zu errinnern nö- thig seyn wird; und dieses lasse sich der Herr Wirth künfftig von keinen mehr überreden. Währender Zeit da unsere Reisende sich in Frey- berg auffhielten, besuchten sie die Kirchen, die Chur-Fürstl. Sächs. Begräbniß u. die in-und ausserhalb der Stadt angerichtete Bergwercke, sonderlich diese auf der Halß-Brücken, da sich E- ckarth nicht wenig verwunderte, wie er die Berg- Knappen vor ihren Einfahren ihre Beth-Stun- den so sehr devot und andächtig halten, nach der Ausfahrt aber, als er ihnen ein Fäßlein Bier zu vertrincken geben ließ, sich überaus lustig er- zeigen sahe, und allerhand lustige Lieder in die Ci- ther u. Geige spielen und singen hörte; weßhal- ben er zu Siegfried und Gotthart sprach: Liebe Herren Söhne, an diesen Berg-Leuthen sehen sie ein Muster der heutigen Welt-Kinder, so lange
diesel-
richtung 300. Perſonen er in Doctorem zu pro- moviren tuͤchtig ſey! iſt wohl Lachens werth. Es gehoͤret darzu ein ander Grund und Be- weißthum erlernter Wiſſenſchafften, die von Hochgelehrten Leuthen bey einen Candidato promotionis in den Examine erfordert werden, ehe und bevor er zur Doctor-Wuͤrde gelangen kan; und habe ich in denen Requiſitis eines Me- dici, welche Hippocrates in ſeinen Aphorismis vorzeiget, nichts vom Executiren, Kopff-Ab- hauen, Raͤdern, Hencken noch dergleichen gele- ſen, davon zu einer andern Zeit zu errinnern noͤ- thig ſeyn wird; und dieſes laſſe ſich der Herr Wirth kuͤnfftig von keinen mehr uͤberreden. Waͤhrendeꝛ Zeit da unſeꝛe Reiſende ſich in Frey- berg auffhielten, beſuchten ſie die Kirchen, die Chur-Fuͤrſtl. Saͤchſ. Begraͤbniß u. die in-und auſſerhalb der Stadt angerichtete Bergwercke, ſondeꝛlich dieſe auf der Halß-Bꝛuͤcken, da ſich E- ckarth nicht wenig verwundeꝛte, wie eꝛ die Berg- Knappen vor ihꝛen Einfahren ihꝛe Beth-Stun- den ſo ſehr devot und andaͤchtig halten, nach der Ausfahrt aber, als er ihnen ein Faͤßlein Bier zu vertrincken geben ließ, ſich uͤberaus luſtig er- zeigen ſahe, und allerhand luſtige Lieder in die Ci- ther u. Geige ſpielen und ſingen hoͤrte; weßhal- ben er zu Siegfried und Gotthart ſprach: Liebe Herrẽ Soͤhne, an dieſen Berg-Leuthen ſehen ſie ein Muſter der heutigen Welt-Kinder, ſo lange
dieſel-
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richtung 300. Perſonen er in Doctorem zu pro-
moviren tuͤchtig ſey! iſt wohl Lachens werth.
Es gehoͤret darzu ein ander Grund und Be-
weißthum erlernter Wiſſenſchafften, die von
Hochgelehrten Leuthen bey einen Candidato
promotionis in den Examine erfordert werden,
ehe und bevor er zur Doctor-Wuͤrde gelangen
kan; und habe ich in denen Requiſitis eines Me-
dici, welche Hippocrates in ſeinen Aphorismis
vorzeiget, nichts vom Executiren, Kopff-Ab-
hauen, Raͤdern, Hencken noch dergleichen gele-
ſen, davon zu einer andern Zeit zu errinnern noͤ-
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Wirth kuͤnfftig von keinen mehr uͤberreden.
Waͤhrendeꝛ Zeit da unſeꝛe Reiſende ſich in Frey-
berg auffhielten, beſuchten ſie die Kirchen, die
Chur-Fuͤrſtl. Saͤchſ. Begraͤbniß u. die in-und
auſſerhalb der Stadt angerichtete Bergwercke,
ſondeꝛlich dieſe auf der Halß-Bꝛuͤcken, da ſich E-
ckarth nicht wenig verwundeꝛte, wie eꝛ die Berg-
Knappen vor ihꝛen Einfahren ihꝛe Beth-Stun-
den ſo ſehr devot und andaͤchtig halten, nach der
Ausfahrt aber, als er ihnen ein Faͤßlein Bier
zu vertrincken geben ließ, ſich uͤberaus luſtig er-
zeigen ſahe, und allerhand luſtige Lieder in die Ci-
ther u. Geige ſpielen und ſingen hoͤrte; weßhal-
ben er zu Siegfried und Gotthart ſprach: Liebe
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 954. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/970>, abgerufen am 22.11.2024.
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