Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

beysammen brach, daselbst floß ein Wasser auf
das Ertzt da ein Broden in die Höhe stieg, und
heiß war. Nun siehet mein Patron, sprach Ett-
ner, daß mein Vortrag richtig sey. Sie frag-
ten Christoph, wie sein Vater ein so hohes Alter
erreicht hätte, da ja sonst die in Schwefel-Gru-
ben arbeiteten nicht alt würden? Gestrenge
Herren antwortete Christoph, es ist hier gesun-
de Lufft, welche den Schwefel-Dampff hinweg
treibet. Nun können sie wieder zum Wagen
gehen, so sie auch thaten. Wie sie ankamen,
fragte Eckarth Christoph, wo sie nun hinfahren
solten? Christoph sprach: Jch könte ihnen hier
im Lande biß Culm und weiter noch viel Aus-
brüche und Höhlen (daß wir wohl drey Tage
zubringen würden) weisen, allein gegen dem
was sie schon gesehen haben, ist jenes nicht zu
achten, dieweil sie aber ihren Weg über Falcke-
nau zurück nehmen wollen, so kan der Kutscher
dahin fahren, so auch geschach, woselbst sie nach
ihrer Ankunfft in Gast-Hofe die Mittags-
Mahlzeit verrichteten. Nachdem fuhren sie aus-
serhalb Falckenau rechter Seits einen Berg an,
da sie auf beyden Seiten Ausbrüche sahen, wel-
che mit der ausgebrandten Erde fast angefüllet
waren, Christoph rieff die Unsrigen, als sie ka-
men, räumte er die schwartze Erde ohngefehr ei-
ner halben Ellen tieff an die Seite, und brachte

einen

beyſammen brach, daſelbſt floß ein Waſſer auf
das Ertzt da ein Broden in die Hoͤhe ſtieg, und
heiß war. Nun ſiehet mein Patron, ſprach Ett-
ner, daß mein Vortrag richtig ſey. Sie frag-
ten Chriſtoph, wie ſein Vater ein ſo hohes Alter
erreicht haͤtte, da ja ſonſt die in Schwefel-Gru-
ben arbeiteten nicht alt wuͤrden? Geſtrenge
Herren antwortete Chriſtoph, es iſt hier geſun-
de Lufft, welche den Schwefel-Dampff hinweg
treibet. Nun koͤnnen ſie wieder zum Wagen
gehen, ſo ſie auch thaten. Wie ſie ankamen,
fragte Eckarth Chriſtoph, wo ſie nun hinfahren
ſolten? Chriſtoph ſprach: Jch koͤnte ihnen hier
im Lande biß Culm und weiter noch viel Aus-
bruͤche und Hoͤhlen (daß wir wohl drey Tage
zubringen wuͤrden) weiſen, allein gegen dem
was ſie ſchon geſehen haben, iſt jenes nicht zu
achten, dieweil ſie aber ihren Weg uͤber Falcke-
nau zuruͤck nehmen wollen, ſo kan der Kutſcher
dahin fahren, ſo auch geſchach, woſelbſt ſie nach
ihrer Ankunfft in Gaſt-Hofe die Mittags-
Mahlzeit verrichteten. Nachdem fuhꝛen ſie auſ-
ſerhalb Falckenau rechter Seits einen Berg an,
da ſie auf beyden Seiten Ausbruͤche ſahen, wel-
che mit der ausgebrandten Erde faſt angefuͤllet
waren, Chriſtoph rieff die Unſrigen, als ſie ka-
men, raͤumte er die ſchwartze Erde ohngefehr ei-
ner halben Ellen tieff an die Seite, und brachte

einen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0918" n="902"/>
bey&#x017F;ammen brach, da&#x017F;elb&#x017F;t floß ein Wa&#x017F;&#x017F;er auf<lb/>
das Ertzt da ein Broden in die Ho&#x0364;he &#x017F;tieg, und<lb/>
heiß war. Nun &#x017F;iehet mein <hi rendition="#aq">Patron,</hi> &#x017F;prach Ett-<lb/>
ner, daß mein Vortrag richtig &#x017F;ey. Sie frag-<lb/>
ten Chri&#x017F;toph, wie &#x017F;ein Vater ein &#x017F;o hohes Alter<lb/>
erreicht ha&#x0364;tte, da ja &#x017F;on&#x017F;t die in Schwefel-Gru-<lb/>
ben arbeiteten nicht alt wu&#x0364;rden? Ge&#x017F;trenge<lb/>
Herren antwortete Chri&#x017F;toph, es i&#x017F;t hier ge&#x017F;un-<lb/>
de Lufft, welche den Schwefel-Dampff hinweg<lb/>
treibet. Nun ko&#x0364;nnen &#x017F;ie wieder zum Wagen<lb/>
gehen, &#x017F;o &#x017F;ie auch thaten. Wie &#x017F;ie ankamen,<lb/>
fragte Eckarth Chri&#x017F;toph, wo &#x017F;ie nun hinfahren<lb/>
&#x017F;olten? Chri&#x017F;toph &#x017F;prach: Jch ko&#x0364;nte ihnen hier<lb/>
im Lande biß <hi rendition="#aq">Culm</hi> und weiter noch viel Aus-<lb/>
bru&#x0364;che und Ho&#x0364;hlen (daß wir wohl drey Tage<lb/>
zubringen wu&#x0364;rden) wei&#x017F;en, allein gegen dem<lb/>
was &#x017F;ie &#x017F;chon ge&#x017F;ehen haben, i&#x017F;t jenes nicht zu<lb/>
achten, dieweil &#x017F;ie aber ihren Weg u&#x0364;ber Falcke-<lb/>
nau zuru&#x0364;ck nehmen wollen, &#x017F;o kan der Kut&#x017F;cher<lb/>
dahin fahren, &#x017F;o auch ge&#x017F;chach, wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie nach<lb/>
ihrer Ankunfft in Ga&#x017F;t-Hofe die Mittags-<lb/>
Mahlzeit verrichteten. Nachdem fuh&#xA75B;en &#x017F;ie au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erhalb Falckenau rechter Seits einen Berg an,<lb/>
da &#x017F;ie auf beyden Seiten Ausbru&#x0364;che &#x017F;ahen, wel-<lb/>
che mit der ausgebrandten Erde fa&#x017F;t angefu&#x0364;llet<lb/>
waren, Chri&#x017F;toph rieff die Un&#x017F;rigen, als &#x017F;ie ka-<lb/>
men, ra&#x0364;umte er die &#x017F;chwartze Erde ohngefehr ei-<lb/>
ner halben Ellen tieff an die Seite, und brachte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[902/0918] beyſammen brach, daſelbſt floß ein Waſſer auf das Ertzt da ein Broden in die Hoͤhe ſtieg, und heiß war. Nun ſiehet mein Patron, ſprach Ett- ner, daß mein Vortrag richtig ſey. Sie frag- ten Chriſtoph, wie ſein Vater ein ſo hohes Alter erreicht haͤtte, da ja ſonſt die in Schwefel-Gru- ben arbeiteten nicht alt wuͤrden? Geſtrenge Herren antwortete Chriſtoph, es iſt hier geſun- de Lufft, welche den Schwefel-Dampff hinweg treibet. Nun koͤnnen ſie wieder zum Wagen gehen, ſo ſie auch thaten. Wie ſie ankamen, fragte Eckarth Chriſtoph, wo ſie nun hinfahren ſolten? Chriſtoph ſprach: Jch koͤnte ihnen hier im Lande biß Culm und weiter noch viel Aus- bruͤche und Hoͤhlen (daß wir wohl drey Tage zubringen wuͤrden) weiſen, allein gegen dem was ſie ſchon geſehen haben, iſt jenes nicht zu achten, dieweil ſie aber ihren Weg uͤber Falcke- nau zuruͤck nehmen wollen, ſo kan der Kutſcher dahin fahren, ſo auch geſchach, woſelbſt ſie nach ihrer Ankunfft in Gaſt-Hofe die Mittags- Mahlzeit verrichteten. Nachdem fuhꝛen ſie auſ- ſerhalb Falckenau rechter Seits einen Berg an, da ſie auf beyden Seiten Ausbruͤche ſahen, wel- che mit der ausgebrandten Erde faſt angefuͤllet waren, Chriſtoph rieff die Unſrigen, als ſie ka- men, raͤumte er die ſchwartze Erde ohngefehr ei- ner halben Ellen tieff an die Seite, und brachte einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/918
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/918>, abgerufen am 22.11.2024.