Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

tes Klee-Blat! O starck-gewundene dreyfa-
che Schnur! O glückseeliger Tag! Es schei-
net, der Himmel freue sich selbst an dergleichen
drey-gesetzten Treu und Einigkeit, der Höch-
ste lasse sie biß ins höchste Alter beglückt und
vergnügt zusammen leben, damit wir alle Le-
bens lang ihres getreuen Raths geniessen mö-
gen. Sie leben, rieff die gantze Compagnie.
Wohl sprach Liebhold. Monsr. Rannefort,
in Gesundheit des unauslößlichen drey-ge-
wirckten Bandes, Vivant die Redlichen, re-
plici
rte Rannefort, und winckte seinen Schal-
mey. Pfeiffern, die er ohne der andern Vor-
wissen mit ein paar höltzernen Paucken in den
Garten verborgen hatte, die ein Runda darzu
aufbliessen, welches, weiln es niemanden,
auch Ehrenfrieden nicht bewust war, allen
frembde vor kam, doch bracht sie Rannefort
bald aus ihren Sorgen. Als nun die ausge-
brachte Gesundheit mit dem grossen Glase
bey denen Herren, beym Frauenzimmer aber
mit einen kleineren herumbgegangen war, sieng
Florigunda, Liebholdens Ehe-Liebste, an:
Wie hertzlich getreue Seelen einander erfreu-
en, wann deren ungeschminckte Redligkeit,
so feste verknüpfft siehet, daß die Falschheit
selbsten gestehen muß, daß so spitzig sie auch ih-
ren Keil mache, sie auf einigerley Arth bey der-

sel-

tes Klee-Blat! O ſtarck-gewundene dreyfa-
che Schnur! O gluͤckſeeliger Tag! Es ſchei-
net, der Himmel freue ſich ſelbſt an dergleichen
drey-geſetzten Treu und Einigkeit, der Hoͤch-
ſte laſſe ſie biß ins hoͤchſte Alter begluͤckt und
vergnuͤgt zuſammen leben, damit wir alle Le-
bens lang ihres getreuen Raths genieſſen moͤ-
gen. Sie leben, rieff die gantze Compagnie.
Wohl ſprach Liebhold. Monſr. Rannefort,
in Geſundheit des unauſloͤßlichen drey-ge-
wirckten Bandes, Vivant die Redlichen, re-
plici
rte Rannefort, und winckte ſeinen Schal-
mey. Pfeiffern, die er ohne der andern Vor-
wiſſen mit ein paar hoͤltzernen Paucken in den
Garten verborgen hatte, die ein Runda darzu
aufblieſſen, welches, weiln es niemanden,
auch Ehrenfrieden nicht bewuſt war, allen
frembde vor kam, doch bracht ſie Rannefort
bald aus ihren Sorgen. Als nun die ausge-
brachte Geſundheit mit dem groſſen Glaſe
bey denen Herren, beym Frauenzimmer aber
mit einen kleineren herumbgegangen war, ſieng
Florigunda, Liebholdens Ehe-Liebſte, an:
Wie hertzlich getreue Seelen einander erfreu-
en, wann deren ungeſchminckte Redligkeit,
ſo feſte verknuͤpfft ſiehet, daß die Falſchheit
ſelbſten geſtehen muß, daß ſo ſpitzig ſie auch ih-
ren Keil mache, ſie auf einigerley Arth bey der-

ſel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0091" n="75"/>
tes Klee-Blat! O &#x017F;tarck-gewundene dreyfa-<lb/>
che Schnur! O glu&#x0364;ck&#x017F;eeliger Tag! Es &#x017F;chei-<lb/>
net, der Himmel freue &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t an dergleichen<lb/>
drey-ge&#x017F;etzten Treu und Einigkeit, der Ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;te la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie biß ins ho&#x0364;ch&#x017F;te Alter beglu&#x0364;ckt und<lb/>
vergnu&#x0364;gt zu&#x017F;ammen leben, damit wir alle Le-<lb/>
bens lang ihres getreuen Raths genie&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;-<lb/>
gen. Sie leben, rieff die gantze <hi rendition="#aq">Compagnie.</hi><lb/>
Wohl &#x017F;prach Liebhold. <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;r.</hi> Rannefort,<lb/>
in Ge&#x017F;undheit des unau&#x017F;lo&#x0364;ßlichen drey-ge-<lb/>
wirckten Bandes, <hi rendition="#aq">Vivant</hi> die Redlichen, <hi rendition="#aq">re-<lb/>
plici</hi>rte Rannefort, und winckte &#x017F;einen Schal-<lb/>
mey. Pfeiffern, die er ohne der andern Vor-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en mit ein paar ho&#x0364;ltzernen Paucken in den<lb/>
Garten verborgen hatte, die ein <hi rendition="#aq">Runda</hi> darzu<lb/>
aufblie&#x017F;&#x017F;en, welches, weiln es niemanden,<lb/>
auch Ehrenfrieden nicht bewu&#x017F;t war, allen<lb/>
frembde vor kam, doch bracht &#x017F;ie Rannefort<lb/>
bald aus ihren Sorgen. Als nun die ausge-<lb/>
brachte Ge&#x017F;undheit mit dem gro&#x017F;&#x017F;en Gla&#x017F;e<lb/>
bey denen Herren, beym Frauenzimmer aber<lb/>
mit einen kleineren herumbgegangen war, &#x017F;ieng<lb/><hi rendition="#aq">Florigunda,</hi> Liebholdens Ehe-Lieb&#x017F;te, an:<lb/>
Wie hertzlich getreue Seelen einander erfreu-<lb/>
en, wann deren unge&#x017F;chminckte Redligkeit,<lb/>
&#x017F;o fe&#x017F;te verknu&#x0364;pfft &#x017F;iehet, daß die Fal&#x017F;chheit<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten ge&#x017F;tehen muß, daß &#x017F;o &#x017F;pitzig &#x017F;ie auch ih-<lb/>
ren Keil mache, &#x017F;ie auf einigerley Arth bey der-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;el-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0091] tes Klee-Blat! O ſtarck-gewundene dreyfa- che Schnur! O gluͤckſeeliger Tag! Es ſchei- net, der Himmel freue ſich ſelbſt an dergleichen drey-geſetzten Treu und Einigkeit, der Hoͤch- ſte laſſe ſie biß ins hoͤchſte Alter begluͤckt und vergnuͤgt zuſammen leben, damit wir alle Le- bens lang ihres getreuen Raths genieſſen moͤ- gen. Sie leben, rieff die gantze Compagnie. Wohl ſprach Liebhold. Monſr. Rannefort, in Geſundheit des unauſloͤßlichen drey-ge- wirckten Bandes, Vivant die Redlichen, re- plicirte Rannefort, und winckte ſeinen Schal- mey. Pfeiffern, die er ohne der andern Vor- wiſſen mit ein paar hoͤltzernen Paucken in den Garten verborgen hatte, die ein Runda darzu aufblieſſen, welches, weiln es niemanden, auch Ehrenfrieden nicht bewuſt war, allen frembde vor kam, doch bracht ſie Rannefort bald aus ihren Sorgen. Als nun die ausge- brachte Geſundheit mit dem groſſen Glaſe bey denen Herren, beym Frauenzimmer aber mit einen kleineren herumbgegangen war, ſieng Florigunda, Liebholdens Ehe-Liebſte, an: Wie hertzlich getreue Seelen einander erfreu- en, wann deren ungeſchminckte Redligkeit, ſo feſte verknuͤpfft ſiehet, daß die Falſchheit ſelbſten geſtehen muß, daß ſo ſpitzig ſie auch ih- ren Keil mache, ſie auf einigerley Arth bey der- ſel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/91
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/91>, abgerufen am 24.11.2024.