Wann die jungen Weiberchen lüstern werden, und ich der verwegerenden Licenz halber mich künfftiger Gevatterschafft solte verlustig ma- chen würde ich mich Lebenslang darüber betrü- ben: Reiset in GOttes Nahmen, meine älti- ste Tochter soll euch beyden Gesellschafft leisten, vergesset auch das Rück-kehren nicht, und stellet euch nach ausgesetzter Zeit wieder allhier ein. Hauptmann Kronau bedanckte sich auffs ge- horsamste vor hohe u. gnädige Erlaubniß, und seine Gemahlin sprach: Gnädiger Herr Vater, wir werden, so uns GOTT der HErr Gesund- heit verleihet, die Zeit der Widerkehr gantz ei- gentlich in acht nehmen. Hiermit stund der Ge- neral auf, sich zu Eckarthen kehrend, und sagte: Nun Hochgeliebtester Herr Bruder, diese wird nun vielleicht unsere Letzte Zusammenkunfft ge- wesen seyn, und weil derselbe meinem Zimmer die Ehre gethan, sein Contrafait einzusetzen, so kan ich in Betrachtung aller Gunst-erzeigender Conversation nicht umhin, dich mit diesem Kuß (indem fiel er ihn umb den Halß und küß- te ihn) zu letzen, und zum immer-währenden An- dencken dir dieses mein Portrait (welches von grossen Werth war) anzuvertrauen, vergönnet uns der Himmel einander nicht mehr in dieser Welt mit Leiblichen Augen zu sehen, so unter- lasse doch nicht, mich zuweilen mit deren Ge-
müths-
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Wann die jungen Weiberchen luͤſtern werden, und ich der verwegerenden Licenz halber mich kuͤnfftiger Gevatterſchafft ſolte verluſtig ma- chen wuͤrde ich mich Lebenslang daruͤber betruͤ- ben: Reiſet in GOttes Nahmen, meine aͤlti- ſte Tochter ſoll euch beyden Geſellſchafft leiſten, vergeſſet auch das Ruͤck-kehren nicht, und ſtellet euch nach ausgeſetzter Zeit wieder allhier ein. Hauptmann Kronau bedanckte ſich auffs ge- horſamſte vor hohe u. gnaͤdige Erlaubniß, und ſeine Gemahlin ſprach: Gnaͤdiger Herr Vater, wir werden, ſo uns GOTT der HErr Geſund- heit verleihet, die Zeit der Widerkehr gantz ei- gentlich in acht nehmen. Hiermit ſtund der Ge- neral auf, ſich zu Eckarthen kehrend, und ſagte: Nun Hochgeliebteſter Herr Bruder, dieſe wird nun vielleicht unſere Letzte Zuſammenkunfft ge- weſen ſeyn, und weil derſelbe meinem Zimmer die Ehre gethan, ſein Contrafait einzuſetzen, ſo kan ich in Betrachtung aller Gunſt-erzeigender Converſation nicht umhin, dich mit dieſem Kuß (indem fiel er ihn umb den Halß und kuͤß- te ihn) zu letzen, und zum immer-waͤhrenden An- dencken dir dieſes mein Portrait (welches von groſſen Werth war) anzuvertrauen, vergoͤnnet uns der Himmel einander nicht mehr in dieſer Welt mit Leiblichen Augen zu ſehen, ſo unter- laſſe doch nicht, mich zuweilen mit deren Ge-
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Wann die jungen Weiberchen luͤſtern werden,
und ich der verwegerenden Licenz halber mich
kuͤnfftiger Gevatterſchafft ſolte verluſtig ma-
chen wuͤrde ich mich Lebenslang daruͤber betruͤ-
ben: Reiſet in GOttes Nahmen, meine aͤlti-
ſte Tochter ſoll euch beyden Geſellſchafft leiſten,
vergeſſet auch das Ruͤck-kehren nicht, und ſtellet
euch nach ausgeſetzter Zeit wieder allhier ein.
Hauptmann Kronau bedanckte ſich auffs ge-
horſamſte vor hohe u. gnaͤdige Erlaubniß, und
ſeine Gemahlin ſprach: Gnaͤdiger Herr Vater,
wir werden, ſo uns GOTT der HErr Geſund-
heit verleihet, die Zeit der Widerkehr gantz ei-
gentlich in acht nehmen. Hiermit ſtund der Ge-
neral auf, ſich zu Eckarthen kehrend, und ſagte:
Nun Hochgeliebteſter Herr Bruder, dieſe wird
nun vielleicht unſere Letzte Zuſammenkunfft ge-
weſen ſeyn, und weil derſelbe meinem Zimmer
die Ehre gethan, ſein Contrafait einzuſetzen, ſo
kan ich in Betrachtung aller Gunſt-erzeigender
Converſation nicht umhin, dich mit dieſem
Kuß (indem fiel er ihn umb den Halß und kuͤß-
te ihn) zu letzen, und zum immer-waͤhrenden An-
dencken dir dieſes mein Portrait (welches von
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 881. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/897>, abgerufen am 22.11.2024.
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