Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Seite zum Ablauffen hatte, unter freyen Him-
mel offen stunde, mit einem benahe 12. Schuch
weit vom Brunne schönen versetzten Geländer,
nebenst Bäncken zum Sitzen etc. (damit das
daherum weydende Vieh nicht einlauffen kön-
ne) umbgeben; Die Sonne schiene gleich in
Brunn, da sprach Eckarth, wer gibt mir jetzt ein
Glaß Säuerling, bald war der gegenwärtige
Schöpffer, der setzte ein Glaß ein, fuhr damit
in den Brunn ab, und nach dem Ausziehen ü-
berreichte er es Eckarthen, der es in Gesundheit
aller austrunck, sagende: Wie frisch ist das
Wasser und piquant an Geschmack, die andern
thaten aus andern angefüllten Gläsern Be-
scheid; nach dem giengen sie in das Füll-Hauß,
woselbst sie viel Kisten mit Flaschen eingesetzt
stehen sahen, da fragte Eckarth den Schöpffer,
was sie mit so viel Kisten machten? Der Schöpf-
fer antwortete: Gnädiger Herr, dieses sind
noch wenig Kisten, schloß eine andere Thüre
auf, da verwunderten sich unsere Reisende über
der grossen Menge. Alle diese Kisten nun und
noch eine weit grössere Menge, werden mit
Säuerling angefüllten Flaschen überall hin ab-
geführet. Mein Freund sprach Eckarth zum
Schöpffer, last euch nicht verdriessen, mich, wie
mit dem in die Ferne verführte Säuerling ver-
fahren wird, sehen zu lassen? Gnädiger Herr,

ant-

Seite zum Ablauffen hatte, unter freyen Him-
mel offen ſtunde, mit einem benahe 12. Schuch
weit vom Brunne ſchoͤnen verſetzten Gelaͤnder,
nebenſt Baͤncken zum Sitzen ꝛc. (damit das
daherum weydende Vieh nicht einlauffen koͤn-
ne) umbgeben; Die Sonne ſchiene gleich in
Brunn, da ſprach Eckarth, wer gibt mir jetzt ein
Glaß Saͤuerling, bald war der gegenwaͤrtige
Schoͤpffer, der ſetzte ein Glaß ein, fuhr damit
in den Brunn ab, und nach dem Ausziehen uͤ-
berreichte er es Eckarthen, der es in Geſundheit
aller austrunck, ſagende: Wie friſch iſt das
Waſſer und piquant an Geſchmack, die andern
thaten aus andern angefuͤllten Glaͤſern Be-
ſcheid; nach dem giengen ſie in das Fuͤll-Hauß,
woſelbſt ſie viel Kiſten mit Flaſchen eingeſetzt
ſtehen ſahen, da fragte Eckarth den Schoͤpffer,
was ſie mit ſo viel Kiſten machten? Der Schoͤpf-
fer antwortete: Gnaͤdiger Herr, dieſes ſind
noch wenig Kiſten, ſchloß eine andere Thuͤre
auf, da verwunderten ſich unſere Reiſende uͤber
der groſſen Menge. Alle dieſe Kiſten nun und
noch eine weit groͤſſere Menge, werden mit
Saͤuerling angefuͤllten Flaſchen uͤberall hin ab-
gefuͤhret. Mein Freund ſprach Eckarth zum
Schoͤpffer, laſt euch nicht verdrieſſen, mich, wie
mit dem in die Ferne verfuͤhrte Saͤuerling ver-
fahren wird, ſehen zu laſſen? Gnaͤdiger Herr,

ant-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0854" n="838"/>
Seite zum Ablauffen hatte, unter freyen Him-<lb/>
mel offen &#x017F;tunde, mit einem benahe 12. Schuch<lb/>
weit vom Brunne &#x017F;cho&#x0364;nen ver&#x017F;etzten Gela&#x0364;nder,<lb/>
neben&#x017F;t Ba&#x0364;ncken zum Sitzen &#xA75B;c. (damit das<lb/>
daherum weydende Vieh nicht einlauffen ko&#x0364;n-<lb/>
ne) umbgeben; Die Sonne &#x017F;chiene gleich in<lb/>
Brunn, da &#x017F;prach Eckarth, wer gibt mir jetzt ein<lb/>
Glaß Sa&#x0364;uerling, bald war der gegenwa&#x0364;rtige<lb/>
Scho&#x0364;pffer, der &#x017F;etzte ein Glaß ein, fuhr damit<lb/>
in den Brunn ab, und nach dem Ausziehen u&#x0364;-<lb/>
berreichte er es Eckarthen, der es in Ge&#x017F;undheit<lb/>
aller austrunck, &#x017F;agende: Wie fri&#x017F;ch i&#x017F;t das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er und <hi rendition="#aq">piquant</hi> an Ge&#x017F;chmack, die andern<lb/>
thaten aus andern angefu&#x0364;llten Gla&#x0364;&#x017F;ern Be-<lb/>
&#x017F;cheid; nach dem giengen &#x017F;ie in das Fu&#x0364;ll-Hauß,<lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ie viel Ki&#x017F;ten mit Fla&#x017F;chen einge&#x017F;etzt<lb/>
&#x017F;tehen &#x017F;ahen, da fragte Eckarth den Scho&#x0364;pffer,<lb/>
was &#x017F;ie mit &#x017F;o viel Ki&#x017F;ten machten? Der Scho&#x0364;pf-<lb/>
fer antwortete: Gna&#x0364;diger Herr, die&#x017F;es &#x017F;ind<lb/>
noch wenig Ki&#x017F;ten, &#x017F;chloß eine andere Thu&#x0364;re<lb/>
auf, da verwunderten &#x017F;ich un&#x017F;ere Rei&#x017F;ende u&#x0364;ber<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;en Menge. Alle die&#x017F;e Ki&#x017F;ten nun und<lb/>
noch eine weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Menge, werden mit<lb/>
Sa&#x0364;uerling angefu&#x0364;llten Fla&#x017F;chen u&#x0364;berall hin ab-<lb/>
gefu&#x0364;hret. Mein Freund &#x017F;prach Eckarth zum<lb/>
Scho&#x0364;pffer, la&#x017F;t euch nicht verdrie&#x017F;&#x017F;en, mich, wie<lb/>
mit dem in die Ferne verfu&#x0364;hrte Sa&#x0364;uerling ver-<lb/>
fahren wird, &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en? Gna&#x0364;diger Herr,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ant-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[838/0854] Seite zum Ablauffen hatte, unter freyen Him- mel offen ſtunde, mit einem benahe 12. Schuch weit vom Brunne ſchoͤnen verſetzten Gelaͤnder, nebenſt Baͤncken zum Sitzen ꝛc. (damit das daherum weydende Vieh nicht einlauffen koͤn- ne) umbgeben; Die Sonne ſchiene gleich in Brunn, da ſprach Eckarth, wer gibt mir jetzt ein Glaß Saͤuerling, bald war der gegenwaͤrtige Schoͤpffer, der ſetzte ein Glaß ein, fuhr damit in den Brunn ab, und nach dem Ausziehen uͤ- berreichte er es Eckarthen, der es in Geſundheit aller austrunck, ſagende: Wie friſch iſt das Waſſer und piquant an Geſchmack, die andern thaten aus andern angefuͤllten Glaͤſern Be- ſcheid; nach dem giengen ſie in das Fuͤll-Hauß, woſelbſt ſie viel Kiſten mit Flaſchen eingeſetzt ſtehen ſahen, da fragte Eckarth den Schoͤpffer, was ſie mit ſo viel Kiſten machten? Der Schoͤpf- fer antwortete: Gnaͤdiger Herr, dieſes ſind noch wenig Kiſten, ſchloß eine andere Thuͤre auf, da verwunderten ſich unſere Reiſende uͤber der groſſen Menge. Alle dieſe Kiſten nun und noch eine weit groͤſſere Menge, werden mit Saͤuerling angefuͤllten Flaſchen uͤberall hin ab- gefuͤhret. Mein Freund ſprach Eckarth zum Schoͤpffer, laſt euch nicht verdrieſſen, mich, wie mit dem in die Ferne verfuͤhrte Saͤuerling ver- fahren wird, ſehen zu laſſen? Gnaͤdiger Herr, ant-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/854
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/854>, abgerufen am 22.11.2024.