Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

war. Nun sprach Andreas, das heist woh recht
die verkehrte Welt; Schweine werden auf Wa-
gen geführet/ und Menschen müssen zu Fusse ge-
hen. Das ist nichts neues Andreas, versetzte
Eckarth: Es werden täglich überall Schweine
genung auf köstlichen Wagen herumb geführet/
und Menschen müssen noch beyher lauffen/ daß
sie ohne Schaden bleiben. Siegfried gab vor/
dieser Mann könte ein Vortheil haben/ und ei-
nen Medicinischen gewissenhafften Maul-Af-
fen abgeben/ wann er von seinem Schweine/ wel-
ches des Tages über genung mißten wird/ s. v.
den Koth nehme/ daraus einen Syrup, ein Pul-
ver/ und eine Lattwerge machte/ oder ein Stück-
lein davon vor das Bluten/ es sey nun aus der
Nase oder inwendig im Leibe/ denen Leuthen ver-
kauffte. Gotthart sagte: Mein lieber Bruder/
wann ein Landstreicher diese Kunst verstünde/ er
könte mit dem Manne/ was er ihm einen Monath
lang umb den Mist zu haben solte ein Gedinge
machen/ viel Geld lösen; Warumb nicht sprach
Eckarth. Mons. Gotthart ich versichere daß die-
ses kein übel Thun ist; Es hat ein berühmter Me-
dicus
in Pohlen Nothfalls-halben ein Schweins-
Drecklein in einen Schächtlein/ allezeit bey sich
getragen/ umb denen die allzusehr aus der Nasen
geblutet haben zum Riechen anzuhalten/ und al-
so das Bluten gestillet/ so hat man auch an etli-

chen

war. Nun ſprach Andreas, das heiſt woh recht
die verkehrte Welt; Schweine werden auf Wa-
gen gefuͤhret/ und Menſchen muͤſſen zu Fuſſe ge-
hen. Das iſt nichts neues Andreas, verſetzte
Eckarth: Es werden taͤglich uͤberall Schweine
genung auf koͤſtlichen Wagen herumb gefuͤhret/
und Menſchen muͤſſen noch beyher lauffen/ daß
ſie ohne Schaden bleiben. Siegfried gab vor/
dieſer Mann koͤnte ein Vortheil haben/ und ei-
nen Mediciniſchen gewiſſenhafften Maul-Af-
fen abgeben/ wann er von ſeinem Schweine/ wel-
ches des Tages uͤber genung mißten wird/ ſ. v.
den Koth nehme/ daraus einen Syrup, ein Pul-
ver/ und eine Lattwerge machte/ oder ein Stuͤck-
lein davon vor das Bluten/ es ſey nun aus der
Naſe oder inwendig im Leibe/ denen Leuthen ver-
kauffte. Gotthart ſagte: Mein lieber Bruder/
wann ein Landſtreicher dieſe Kunſt verſtuͤnde/ er
koͤnte mit dem Mañe/ was er ihm einen Monath
lang umb den Miſt zu haben ſolte ein Gedinge
machen/ viel Geld loͤſen; Warumb nicht ſprach
Eckarth. Monſ. Gotthart ich verſichere daß die-
ſes kein uͤbel Thun iſt; Es hat ein beruͤhmter Me-
dicus
in Pohlẽ Nothfalls-halben ein Schweins-
Drecklein in einen Schaͤchtlein/ allezeit bey ſich
getragen/ umb denen die allzuſehr aus der Naſen
geblutet haben zum Riechen anzuhalten/ und al-
ſo das Bluten geſtillet/ ſo hat man auch an etli-

chen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0794" n="778"/>
war. Nun &#x017F;prach <hi rendition="#aq">Andreas,</hi> das hei&#x017F;t woh recht<lb/>
die verkehrte Welt; Schweine werden auf Wa-<lb/>
gen gefu&#x0364;hret/ und Men&#x017F;chen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu Fu&#x017F;&#x017F;e ge-<lb/>
hen. Das i&#x017F;t nichts neues <hi rendition="#aq">Andreas,</hi> ver&#x017F;etzte<lb/>
Eckarth: Es werden ta&#x0364;glich u&#x0364;berall Schweine<lb/>
genung auf ko&#x0364;&#x017F;tlichen Wagen herumb gefu&#x0364;hret/<lb/>
und Men&#x017F;chen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch beyher lauffen/ daß<lb/>
&#x017F;ie ohne Schaden bleiben. Siegfried gab vor/<lb/>
die&#x017F;er Mann ko&#x0364;nte ein Vortheil haben/ und ei-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Medicini</hi>&#x017F;chen gewi&#x017F;&#x017F;enhafften Maul-Af-<lb/>
fen abgeben/ wann er von &#x017F;einem Schweine/ wel-<lb/>
ches des Tages u&#x0364;ber genung mißten wird/ <hi rendition="#aq">&#x017F;. v.</hi><lb/>
den Koth nehme/ daraus einen <hi rendition="#aq">Syrup,</hi> ein Pul-<lb/>
ver/ und eine Lattwerge machte/ oder ein Stu&#x0364;ck-<lb/>
lein davon vor das Bluten/ es &#x017F;ey nun aus der<lb/>
Na&#x017F;e oder inwendig im Leibe/ denen Leuthen ver-<lb/>
kauffte. Gotthart &#x017F;agte: Mein lieber Bruder/<lb/>
wann ein Land&#x017F;treicher die&#x017F;e Kun&#x017F;t ver&#x017F;tu&#x0364;nde/ er<lb/>
ko&#x0364;nte mit dem Man&#x0303;e/ was er ihm einen Monath<lb/>
lang umb den Mi&#x017F;t zu haben &#x017F;olte ein Gedinge<lb/>
machen/ viel Geld lo&#x0364;&#x017F;en; Warumb nicht &#x017F;prach<lb/>
Eckarth. <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Gotthart ich ver&#x017F;ichere daß die-<lb/>
&#x017F;es kein u&#x0364;bel Thun i&#x017F;t; Es hat ein beru&#x0364;hmter <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dicus</hi> in Pohle&#x0303; Nothfalls-halben ein Schweins-<lb/>
Drecklein in einen Scha&#x0364;chtlein/ allezeit bey &#x017F;ich<lb/>
getragen/ umb denen die allzu&#x017F;ehr aus der Na&#x017F;en<lb/>
geblutet haben zum Riechen anzuhalten/ und al-<lb/>
&#x017F;o das Bluten ge&#x017F;tillet/ &#x017F;o hat man auch an etli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[778/0794] war. Nun ſprach Andreas, das heiſt woh recht die verkehrte Welt; Schweine werden auf Wa- gen gefuͤhret/ und Menſchen muͤſſen zu Fuſſe ge- hen. Das iſt nichts neues Andreas, verſetzte Eckarth: Es werden taͤglich uͤberall Schweine genung auf koͤſtlichen Wagen herumb gefuͤhret/ und Menſchen muͤſſen noch beyher lauffen/ daß ſie ohne Schaden bleiben. Siegfried gab vor/ dieſer Mann koͤnte ein Vortheil haben/ und ei- nen Mediciniſchen gewiſſenhafften Maul-Af- fen abgeben/ wann er von ſeinem Schweine/ wel- ches des Tages uͤber genung mißten wird/ ſ. v. den Koth nehme/ daraus einen Syrup, ein Pul- ver/ und eine Lattwerge machte/ oder ein Stuͤck- lein davon vor das Bluten/ es ſey nun aus der Naſe oder inwendig im Leibe/ denen Leuthen ver- kauffte. Gotthart ſagte: Mein lieber Bruder/ wann ein Landſtreicher dieſe Kunſt verſtuͤnde/ er koͤnte mit dem Mañe/ was er ihm einen Monath lang umb den Miſt zu haben ſolte ein Gedinge machen/ viel Geld loͤſen; Warumb nicht ſprach Eckarth. Monſ. Gotthart ich verſichere daß die- ſes kein uͤbel Thun iſt; Es hat ein beruͤhmter Me- dicus in Pohlẽ Nothfalls-halben ein Schweins- Drecklein in einen Schaͤchtlein/ allezeit bey ſich getragen/ umb denen die allzuſehr aus der Naſen geblutet haben zum Riechen anzuhalten/ und al- ſo das Bluten geſtillet/ ſo hat man auch an etli- chen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/794
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 778. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/794>, abgerufen am 25.11.2024.