nem Gelde kommen wäre. Unter wärender Zeit, trug sich daselbst ein unvermutheter trau- riger Casus zu, mit einem berühmten Doctore Medicinae Metzger genannt. Dieser Medicus wird zu einen gefährlichen Patienten in Mit- Begleitung zweyer Capuciner auffs Land ge- holet, wie sie nun in Rückwege in einer engen Gasse nicht ferne vom Thore mit ihren Wagen kamen, begegnete ihnen ein Wagen mit Miste, daß sie mit denen Rädern in einander kamen, der Doctor Metzger steiget mit denen Patribus ab, und bemühete sich ihren Wagen abzurü- cken daß der beladene Mist-Wagen vorbey fah- ren könte/ indem der Mist-Wagen fortfuhr, gleitet der Doctor mit den Füssen, und kommt in Fallen mit den Kopff unter das Rad, wel- ches ihn über den Halß fuhr, daß er auf der Stelle sein Leben endigen muste: Wie dieser Casus bey der Tafel erzehlet wurde, war ein Schwedischer Cavallier mit bey, der erschrack, daß er erblaßte, sagende: Es sage mir einer von der Chiromantie was er wolle, so glaube ich daß solche Wissenschafft accurat sey. Jch habe mit dem seeligen Herrn grosse Vertrauligkeit ge- pflogen, und weiln wir auch dieser Wissenschaft ihr Recht thun wolten, wiese ich ihnen in mei- nen Liniamenten, daß ich durch das Schwerdt sterben solte, und weiln ich mich sehr darüber
be-
nem Gelde kommen waͤre. Unter waͤrender Zeit, trug ſich daſelbſt ein unvermutheter trau- riger Caſus zu, mit einem beruͤhmten Doctore Medicinæ Metzger genannt. Dieſer Medicus wird zu einen gefaͤhrlichen Patienten in Mit- Begleitung zweyer Capuciner auffs Land ge- holet, wie ſie nun in Ruͤckwege in einer engen Gaſſe nicht ferne vom Thore mit ihren Wagen kamen, begegnete ihnen ein Wagen mit Miſte, daß ſie mit denen Raͤdern in einander kamen, der Doctor Metzger ſteiget mit denen Patribus ab, und bemuͤhete ſich ihren Wagen abzuruͤ- cken daß der beladene Miſt-Wagen vorbey fah- ren koͤnte/ indem der Miſt-Wagen fortfuhr, gleitet der Doctor mit den Fuͤſſen, und kommt in Fallen mit den Kopff unter das Rad, wel- ches ihn uͤber den Halß fuhr, daß er auf der Stelle ſein Leben endigen muſte: Wie dieſer Caſus bey der Tafel erzehlet wurde, war ein Schwediſcher Cavallier mit bey, der erſchrack, daß er erblaßte, ſagende: Es ſage mir einer von der Chiromantie was er wolle, ſo glaube ich daß ſolche Wiſſenſchafft accurat ſey. Jch habe mit dem ſeeligen Herrn groſſe Vertrauligkeit ge- pflogen, und weiln wir auch dieſer Wiſſenſchaft ihr Recht thun wolten, wieſe ich ihnen in mei- nen Liniamenten, daß ich durch das Schwerdt ſterben ſolte, und weiln ich mich ſehr daruͤber
be-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0779"n="763"/>
nem Gelde kommen waͤre. Unter waͤrender<lb/>
Zeit, trug ſich daſelbſt ein unvermutheter trau-<lb/>
riger <hirendition="#aq">Caſus</hi> zu, mit einem beruͤhmten <hirendition="#aq">Doctore<lb/>
Medicinæ</hi> Metzger genannt. Dieſer <hirendition="#aq">Medicus</hi><lb/>
wird zu einen gefaͤhrlichen Patienten in Mit-<lb/>
Begleitung zweyer <hirendition="#aq">Capuci</hi>ner auffs Land ge-<lb/>
holet, wie ſie nun in Ruͤckwege in einer engen<lb/>
Gaſſe nicht ferne vom Thore mit ihren Wagen<lb/>
kamen, begegnete ihnen ein Wagen mit Miſte,<lb/>
daß ſie mit denen Raͤdern in einander kamen,<lb/>
der <hirendition="#aq">Doctor</hi> Metzger ſteiget mit denen <hirendition="#aq">Patribus</hi><lb/>
ab, und bemuͤhete ſich ihren Wagen abzuruͤ-<lb/>
cken daß der beladene Miſt-Wagen vorbey fah-<lb/>
ren koͤnte/ indem der Miſt-Wagen fortfuhr,<lb/>
gleitet der <hirendition="#aq">Doctor</hi> mit den Fuͤſſen, und kommt<lb/>
in Fallen mit den Kopff unter das Rad, wel-<lb/>
ches ihn uͤber den Halß fuhr, daß er auf der<lb/>
Stelle ſein Leben endigen muſte: Wie dieſer<lb/><hirendition="#aq">Caſus</hi> bey der Tafel erzehlet wurde, war ein<lb/>
Schwediſcher <hirendition="#aq">Cavalli</hi>er mit bey, der erſchrack,<lb/>
daß er erblaßte, ſagende: Es ſage mir einer von<lb/>
der <hirendition="#aq">Chiromanti</hi>e was er wolle, ſo glaube ich daß<lb/>ſolche Wiſſenſchafft <hirendition="#aq">accurat</hi>ſey. Jch habe mit<lb/>
dem ſeeligen Herrn groſſe Vertrauligkeit ge-<lb/>
pflogen, und weiln wir auch dieſer Wiſſenſchaft<lb/>
ihr Recht thun wolten, wieſe ich ihnen in mei-<lb/>
nen <hirendition="#aq">Liniament</hi>en, daß ich durch das Schwerdt<lb/>ſterben ſolte, und weiln ich mich ſehr daruͤber<lb/><fwplace="bottom"type="catch">be-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[763/0779]
nem Gelde kommen waͤre. Unter waͤrender
Zeit, trug ſich daſelbſt ein unvermutheter trau-
riger Caſus zu, mit einem beruͤhmten Doctore
Medicinæ Metzger genannt. Dieſer Medicus
wird zu einen gefaͤhrlichen Patienten in Mit-
Begleitung zweyer Capuciner auffs Land ge-
holet, wie ſie nun in Ruͤckwege in einer engen
Gaſſe nicht ferne vom Thore mit ihren Wagen
kamen, begegnete ihnen ein Wagen mit Miſte,
daß ſie mit denen Raͤdern in einander kamen,
der Doctor Metzger ſteiget mit denen Patribus
ab, und bemuͤhete ſich ihren Wagen abzuruͤ-
cken daß der beladene Miſt-Wagen vorbey fah-
ren koͤnte/ indem der Miſt-Wagen fortfuhr,
gleitet der Doctor mit den Fuͤſſen, und kommt
in Fallen mit den Kopff unter das Rad, wel-
ches ihn uͤber den Halß fuhr, daß er auf der
Stelle ſein Leben endigen muſte: Wie dieſer
Caſus bey der Tafel erzehlet wurde, war ein
Schwediſcher Cavallier mit bey, der erſchrack,
daß er erblaßte, ſagende: Es ſage mir einer von
der Chiromantie was er wolle, ſo glaube ich daß
ſolche Wiſſenſchafft accurat ſey. Jch habe mit
dem ſeeligen Herrn groſſe Vertrauligkeit ge-
pflogen, und weiln wir auch dieſer Wiſſenſchaft
ihr Recht thun wolten, wieſe ich ihnen in mei-
nen Liniamenten, daß ich durch das Schwerdt
ſterben ſolte, und weiln ich mich ſehr daruͤber
be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/779>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.