lieben Frauen-Zimmer so gramm. Lübel ant- wortete: Jch bin ihnen nicht gram, sondern ich sage die Wahrheit, wer es nicht glauben will, der wird es mit der Zeit erfahren: ich halte da- vor, daß kein kluges Weibes-Bild gefunden wird. Jst eine häußlich, welches ihre vornehm- ste Tugend seyn soll, so gehet sie im Hause her- umb, wie ein gruntzender Bär, und in der Tracht als eine Sau, das heist eine gute Wir- thin. Jst sie fromm, so gehet ihr der alberne Betrug in solcher Scheinheiligkeit auf denen Füssen nach. Jst sie nicht eine Hure, so betrü- get sie doch sonsten das Manns-Volck mit aller- hand schmeichelenden Worten, scharffen Be- theurungen mit gen Himmel geworffenen Au- gen, dieses ist ihre Frömmigkeit. Die Klugheit an ihnen ist nicht zu nennen. Denn soll ich ih- nen eine politische Klugheit heutiger Welt an- dichten, so ist diese Spitzfindigkeit mit so viel Al- bertäten gefüttert, daß man, wann es ausgear- beitete Füchse wären, ein gantz Spittal armer Leuthe zu Winters-Zeit damit versorgen könte, da können sie solche närrische Gestus mit denen Augen in Verkehrung derselben, Mund-käu- en gleich denen wieder-käuenden Kühen und Hände-schlagen wie Pickelhering auf dem Theatro machen, daß man schweren solte, Her- cules würde aus denenselben neue Tugenden
solchen
lieben Frauen-Zimmer ſo gramm. Luͤbel ant- wortete: Jch bin ihnen nicht gram, ſondern ich ſage die Wahrheit, wer es nicht glauben will, der wird es mit der Zeit erfahren: ich halte da- vor, daß kein kluges Weibes-Bild gefunden wird. Jſt eine haͤußlich, welches ihre vornehm- ſte Tugend ſeyn ſoll, ſo gehet ſie im Hauſe her- umb, wie ein gruntzender Baͤr, und in der Tracht als eine Sau, das heiſt eine gute Wir- thin. Jſt ſie fromm, ſo gehet ihr der alberne Betrug in ſolcher Scheinheiligkeit auf denen Fuͤſſen nach. Jſt ſie nicht eine Hure, ſo betruͤ- get ſie doch ſonſten das Manns-Volck mit aller- hand ſchmeichelenden Worten, ſcharffen Be- theurungen mit gen Himmel geworffenen Au- gen, dieſes iſt ihre Froͤmmigkeit. Die Klugheit an ihnen iſt nicht zu nennen. Denn ſoll ich ih- nen eine politiſche Klugheit heutiger Welt an- dichten, ſo iſt dieſe Spitzfindigkeit mit ſo viel Al- bertäten gefuͤttert, daß man, wann es ausgear- beitete Fuͤchſe waͤren, ein gantz Spittal armer Leuthe zu Winters-Zeit damit verſoꝛgen koͤnte, da koͤnnen ſie ſolche naͤrriſche Geſtus mit denen Augen in Verkehrung derſelben, Mund-kaͤu- en gleich denen wieder-kaͤuenden Kuͤhen und Haͤnde-ſchlagen wie Pickelhering auf dem Theatro machen, daß man ſchweren ſolte, Her- cules wuͤrde aus denenſelben neue Tugenden
ſolchen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0768"n="752"/>
lieben Frauen-Zimmer ſo gramm. Luͤbel ant-<lb/>
wortete: Jch bin ihnen nicht gram, ſondern ich<lb/>ſage die Wahrheit, wer es nicht glauben will,<lb/>
der wird es mit der Zeit erfahren: ich halte da-<lb/>
vor, daß kein kluges Weibes-Bild gefunden<lb/>
wird. Jſt eine haͤußlich, welches ihre vornehm-<lb/>ſte Tugend ſeyn ſoll, ſo gehet ſie im Hauſe her-<lb/>
umb, wie ein gruntzender Baͤr, und in der<lb/>
Tracht als eine Sau, das heiſt eine gute Wir-<lb/>
thin. Jſt ſie fromm, ſo gehet ihr der alberne<lb/>
Betrug in ſolcher Scheinheiligkeit auf denen<lb/>
Fuͤſſen nach. Jſt ſie nicht eine Hure, ſo betruͤ-<lb/>
get ſie doch ſonſten das Manns-Volck mit aller-<lb/>
hand ſchmeichelenden Worten, ſcharffen Be-<lb/>
theurungen mit gen Himmel geworffenen Au-<lb/>
gen, dieſes iſt ihre Froͤmmigkeit. Die Klugheit<lb/>
an ihnen iſt nicht zu nennen. Denn ſoll ich ih-<lb/>
nen eine <hirendition="#aq">politi</hi>ſche Klugheit heutiger Welt an-<lb/>
dichten, ſo iſt dieſe Spitzfindigkeit mit ſo viel <hirendition="#aq">Al-<lb/>
bertät</hi>en gefuͤttert, daß man, wann es ausgear-<lb/>
beitete Fuͤchſe waͤren, ein gantz Spittal armer<lb/>
Leuthe zu Winters-Zeit damit verſoꝛgen koͤnte,<lb/>
da koͤnnen ſie ſolche naͤrriſche <hirendition="#aq">Geſtus</hi> mit denen<lb/>
Augen in Verkehrung derſelben, Mund-kaͤu-<lb/>
en gleich denen wieder-kaͤuenden Kuͤhen und<lb/>
Haͤnde-ſchlagen wie Pickelhering auf dem<lb/><hirendition="#aq">Theatro</hi> machen, daß man ſchweren ſolte, <hirendition="#aq">Her-<lb/>
cules</hi> wuͤrde aus denenſelben neue Tugenden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſolchen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[752/0768]
lieben Frauen-Zimmer ſo gramm. Luͤbel ant-
wortete: Jch bin ihnen nicht gram, ſondern ich
ſage die Wahrheit, wer es nicht glauben will,
der wird es mit der Zeit erfahren: ich halte da-
vor, daß kein kluges Weibes-Bild gefunden
wird. Jſt eine haͤußlich, welches ihre vornehm-
ſte Tugend ſeyn ſoll, ſo gehet ſie im Hauſe her-
umb, wie ein gruntzender Baͤr, und in der
Tracht als eine Sau, das heiſt eine gute Wir-
thin. Jſt ſie fromm, ſo gehet ihr der alberne
Betrug in ſolcher Scheinheiligkeit auf denen
Fuͤſſen nach. Jſt ſie nicht eine Hure, ſo betruͤ-
get ſie doch ſonſten das Manns-Volck mit aller-
hand ſchmeichelenden Worten, ſcharffen Be-
theurungen mit gen Himmel geworffenen Au-
gen, dieſes iſt ihre Froͤmmigkeit. Die Klugheit
an ihnen iſt nicht zu nennen. Denn ſoll ich ih-
nen eine politiſche Klugheit heutiger Welt an-
dichten, ſo iſt dieſe Spitzfindigkeit mit ſo viel Al-
bertäten gefuͤttert, daß man, wann es ausgear-
beitete Fuͤchſe waͤren, ein gantz Spittal armer
Leuthe zu Winters-Zeit damit verſoꝛgen koͤnte,
da koͤnnen ſie ſolche naͤrriſche Geſtus mit denen
Augen in Verkehrung derſelben, Mund-kaͤu-
en gleich denen wieder-kaͤuenden Kuͤhen und
Haͤnde-ſchlagen wie Pickelhering auf dem
Theatro machen, daß man ſchweren ſolte, Her-
cules wuͤrde aus denenſelben neue Tugenden
ſolchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/768>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.