gefragt wurde woher sie gewust hätten, daß der Mensch die Ducaten in denen Schuhen gehabt hätte? Antworteten sie. Es wäre ein Schuh- Knecht zu ihnen kommen, der hätte vermeldet, daß ein Doctor bey seinen Meister in Colberg hätte zwischen die Sohlen Ducaten nehen las- sen, und gesagt: daß er solche zu seiner Reise nö- thig hätte, damit hätte er von seinen Meister Ab- schied genommen, und gewartet biß dieser Do- ctor abgereiset, und weil er zu Fusse gangen wä- re, wäre er ihm auf den Fusse gefolget, und ob er ihm gleich etlichemahl die Schuhe entwenden wollen und davon gehen, hätte er sie des Nachts, nachdem er sich gereiniget hätte, wieder angezogen, er hätte auch einen so leisen Schlaff gehabt, daß er, wann sich nur etwas gerühret hätte, erwacht wäre, endlich hätte der Schuh- Knecht ihnen, wann sie ihme die Helffte von de- nen Ducaten geben wolte, versprochen, daß er ihn in ihre Hände liefern wolte, so auch gesche- hen. Wie nun der Doctor, durch den Wald gehen wollen, hätten sie ihn angefallen, und ge- halten, daß er sich nicht rühren können, ihme die Schuhe ausgezogen, die Ducaten heraus ge- schnitten, und ihn so dann seiner Wege gehen lassen. Sie wurden weiter befragt: Ob der Schuh-Knecht noch bey ihnen wäre? Nein! antworteten sie, denn nachdem er seinen Part
von
gefragt wurde woher ſie gewuſt haͤtten, daß der Menſch die Ducaten in denen Schuhen gehabt haͤtte? Antworteten ſie. Es waͤre ein Schuh- Knecht zu ihnen kommen, der haͤtte vermeldet, daß ein Doctor bey ſeinen Meiſter in Colberg haͤtte zwiſchen die Sohlen Ducaten nehen laſ- ſen, und geſagt: daß er ſolche zu ſeiner Reiſe noͤ- thig haͤtte, damit haͤtte er von ſeinen Meiſter Ab- ſchied genommen, und gewartet biß dieſer Do- ctor abgereiſet, und weil er zu Fuſſe gangen waͤ- re, waͤre er ihm auf den Fuſſe gefolget, und ob er ihm gleich etlichemahl die Schuhe entwenden wollen und davon gehen, haͤtte er ſie des Nachts, nachdem er ſich gereiniget haͤtte, wieder angezogen, er haͤtte auch einen ſo leiſen Schlaff gehabt, daß er, wann ſich nur etwas geruͤhret haͤtte, erwacht waͤre, endlich haͤtte der Schuh- Knecht ihnen, wann ſie ihme die Helffte von de- nen Ducaten geben wolte, verſprochen, daß er ihn in ihre Haͤnde liefern wolte, ſo auch geſche- hen. Wie nun der Doctor, durch den Wald gehen wollen, haͤtten ſie ihn angefallen, und ge- halten, daß er ſich nicht ruͤhren koͤnnen, ihme die Schuhe ausgezogen, die Ducaten heraus ge- ſchnitten, und ihn ſo dann ſeiner Wege gehen laſſen. Sie wurden weiter befragt: Ob der Schuh-Knecht noch bey ihnen waͤre? Nein! antworteten ſie, denn nachdem er ſeinen Part
von
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0762"n="746"/>
gefragt wurde woher ſie gewuſt haͤtten, daß der<lb/>
Menſch die <hirendition="#aq">Ducat</hi>en in denen Schuhen gehabt<lb/>
haͤtte? Antworteten ſie. Es waͤre ein Schuh-<lb/>
Knecht zu ihnen kommen, der haͤtte vermeldet,<lb/>
daß ein <hirendition="#aq">Doctor</hi> bey ſeinen Meiſter in Colberg<lb/>
haͤtte zwiſchen die Sohlen <hirendition="#aq">Ducat</hi>en nehen laſ-<lb/>ſen, und geſagt: daß er ſolche zu ſeiner Reiſe noͤ-<lb/>
thig haͤtte, damit haͤtte er von ſeinen Meiſter Ab-<lb/>ſchied genommen, und gewartet biß dieſer <hirendition="#aq">Do-<lb/>
ctor</hi> abgereiſet, und weil er zu Fuſſe gangen waͤ-<lb/>
re, waͤre er ihm auf den Fuſſe gefolget, und ob er<lb/>
ihm gleich etlichemahl die Schuhe entwenden<lb/>
wollen und davon gehen, haͤtte er ſie des<lb/>
Nachts, nachdem er ſich gereiniget haͤtte, wieder<lb/>
angezogen, er haͤtte auch einen ſo leiſen Schlaff<lb/>
gehabt, daß er, wann ſich nur etwas geruͤhret<lb/>
haͤtte, erwacht waͤre, endlich haͤtte der Schuh-<lb/>
Knecht ihnen, wann ſie ihme die Helffte von de-<lb/>
nen <hirendition="#aq">Ducat</hi>en geben wolte, verſprochen, daß er<lb/>
ihn in ihre Haͤnde liefern wolte, ſo auch geſche-<lb/>
hen. Wie nun der <hirendition="#aq">Doctor,</hi> durch den Wald<lb/>
gehen wollen, haͤtten ſie ihn angefallen, und ge-<lb/>
halten, daß er ſich nicht ruͤhren koͤnnen, ihme die<lb/>
Schuhe ausgezogen, die <hirendition="#aq">Ducat</hi>en heraus ge-<lb/>ſchnitten, und ihn ſo dann ſeiner Wege gehen<lb/>
laſſen. Sie wurden weiter befragt: Ob der<lb/>
Schuh-Knecht noch bey ihnen waͤre? Nein!<lb/>
antworteten ſie, denn nachdem er ſeinen <hirendition="#aq">Par</hi>t<lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[746/0762]
gefragt wurde woher ſie gewuſt haͤtten, daß der
Menſch die Ducaten in denen Schuhen gehabt
haͤtte? Antworteten ſie. Es waͤre ein Schuh-
Knecht zu ihnen kommen, der haͤtte vermeldet,
daß ein Doctor bey ſeinen Meiſter in Colberg
haͤtte zwiſchen die Sohlen Ducaten nehen laſ-
ſen, und geſagt: daß er ſolche zu ſeiner Reiſe noͤ-
thig haͤtte, damit haͤtte er von ſeinen Meiſter Ab-
ſchied genommen, und gewartet biß dieſer Do-
ctor abgereiſet, und weil er zu Fuſſe gangen waͤ-
re, waͤre er ihm auf den Fuſſe gefolget, und ob er
ihm gleich etlichemahl die Schuhe entwenden
wollen und davon gehen, haͤtte er ſie des
Nachts, nachdem er ſich gereiniget haͤtte, wieder
angezogen, er haͤtte auch einen ſo leiſen Schlaff
gehabt, daß er, wann ſich nur etwas geruͤhret
haͤtte, erwacht waͤre, endlich haͤtte der Schuh-
Knecht ihnen, wann ſie ihme die Helffte von de-
nen Ducaten geben wolte, verſprochen, daß er
ihn in ihre Haͤnde liefern wolte, ſo auch geſche-
hen. Wie nun der Doctor, durch den Wald
gehen wollen, haͤtten ſie ihn angefallen, und ge-
halten, daß er ſich nicht ruͤhren koͤnnen, ihme die
Schuhe ausgezogen, die Ducaten heraus ge-
ſchnitten, und ihn ſo dann ſeiner Wege gehen
laſſen. Sie wurden weiter befragt: Ob der
Schuh-Knecht noch bey ihnen waͤre? Nein!
antworteten ſie, denn nachdem er ſeinen Part
von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/762>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.