hen, und der lieben Frau, das Garaus machen möchte, welches im Anfange durch gute erwär- mende Bäder gar leicht hätte können gehoben werden. Dem Wirthe giengen die Augen ü- ber, sagende: Weil mein Hochgeehrter Herr so wohl von der Kranckheit raisonnirt urtheile ich, denselben wird noch was wissend seyn, das man brauchen könte, zumahln da alle ohne das de- speriren, und bey der Patientin allzugrosse Be- ängstigungen noch nicht vermercket werden. Mein Herr Ignatius, antwortete Eckarth, ich will ihr etwas aus meinem Reise-Kistlein ge- ben, umb zu sehen was es diese Nacht thun wird. Nun hatte er von den wahren Oleo Vitrioli und der Corallen-Tinctur bey sich, davon gab er ihr 15. Tropffen in ein Gläßlein Melissen-Wasser ein, so bald sie es genommen hatte, brach sie eine schändliche zähe und stinckende Materie von ihr, er gab es ihr noch einmahl, da blieb es bey ihr. Hierauff ließ er ihr den Leib mit Römischen Ca- momillen und Johanniß-Blumen in Wein ge- kocht fomentiren und behen. Früh Morgens gegen ein Uhr, wurde die Patientin stille, schlieff auch fast eine Stunde lang. Eckarth gab ihr nach sieben Uhr voriges Medicament wieder ein, ge- gen Mittag fand sich ein Reissen in denen Wei- chen, und weil der Leib immer warm gehalten wurde, wirckte die nach 5. Uhr Abends wieder-
holte
hen, und der lieben Frau, das Garaus machen moͤchte, welches im Anfange durch gute erwaͤr- mende Baͤder gar leicht haͤtte koͤnnen gehoben werden. Dem Wirthe giengen die Augen uͤ- ber, ſagende: Weil mein Hochgeehrter Herr ſo wohl von der Kranckheit raiſonnirt urtheile ich, denſelben wird noch was wiſſend ſeyn, das man brauchen koͤnte, zumahln da alle ohne das de- ſperiren, und bey der Patientin allzugroſſe Be- aͤngſtigungen noch nicht vermercket werden. Mein Herr Ignatius, antwortete Eckarth, ich will ihr etwas aus meinem Reiſe-Kiſtlein ge- ben, umb zu ſehen was es dieſe Nacht thun wiꝛd. Nun hatte eꝛ von den wahꝛen Oleo Vitrioli und der Corallen-Tinctur bey ſich, davon gab er ihr 15. Tropffen in ein Glaͤßlein Meliſſen-Waſſer ein, ſo bald ſie es genommen hatte, brach ſie eine ſchaͤndliche zaͤhe und ſtinckende Materie von ihr, er gab es ihr noch einmahl, da blieb es bey ihr. Hierauff ließ er ihr den Leib mit Roͤmiſchen Ca- momillen und Johanniß-Blumen in Wein ge- kocht fomentiren und behen. Fruͤh Morgens gegen ein Uhr, wurde die Patientin ſtille, ſchlieff auch faſt eine Stunde lang. Eckaꝛth gab ihꝛ nach ſieben Uhr voriges Medicament wieder ein, ge- gen Mittag fand ſich ein Reiſſen in denen Wei- chen, und weil der Leib immer warm gehalten wurde, wirckte die nach 5. Uhr Abends wieder-
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hen, und der lieben Frau, das Garaus machen
moͤchte, welches im Anfange durch gute erwaͤr-
mende Baͤder gar leicht haͤtte koͤnnen gehoben
werden. Dem Wirthe giengen die Augen uͤ-
ber, ſagende: Weil mein Hochgeehrter Herr ſo
wohl von der Kranckheit raiſonnirt urtheile ich,
denſelben wird noch was wiſſend ſeyn, das man
brauchen koͤnte, zumahln da alle ohne das de-
ſperiren, und bey der Patientin allzugroſſe Be-
aͤngſtigungen noch nicht vermercket werden.
Mein Herr Ignatius, antwortete Eckarth, ich
will ihr etwas aus meinem Reiſe-Kiſtlein ge-
ben, umb zu ſehen was es dieſe Nacht thun wiꝛd.
Nun hatte eꝛ von den wahꝛen Oleo Vitrioli und
der Corallen-Tinctur bey ſich, davon gab er ihr
15. Tropffen in ein Glaͤßlein Meliſſen-Waſſer
ein, ſo bald ſie es genommen hatte, brach ſie eine
ſchaͤndliche zaͤhe und ſtinckende Materie von ihr,
er gab es ihr noch einmahl, da blieb es bey ihr.
Hierauff ließ er ihr den Leib mit Roͤmiſchen Ca-
momillen und Johanniß-Blumen in Wein ge-
kocht fomentiren und behen. Fruͤh Morgens
gegen ein Uhr, wurde die Patientin ſtille, ſchlieff
auch faſt eine Stunde lang. Eckaꝛth gab ihꝛ nach
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/760>, abgerufen am 22.11.2024.
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