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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Schultze antwortete: Herr es sind Strassen-
Räuber/ welche nicht weit von hier ertappet/ und
in Arrest geführet worden. Huy! sprach Eckarth/
vielleicht sind diese Kerle von denen Vögeln/ wel-
che dem ehrlichen Rusilio das Seinige genom-
men haben. Gieng hiermit zu ihnen/ sagte wie-
der sie, höret saget mir/ ob ihr nicht vor ohnge-
fehr 14. Tagen einen reisenden Menschen die
Schuhe ausgezogen/ und aus denenselben 100.
Ducaten genommen habt? Wofern dem also
ist/ und ihr solches Geld wieder schaffet/ will ich
mich bemühen/ ein gutes Wort für euch einzule-
gen. Einer unter ihnen sagte zu Eckarthen/
was er umb sie sich zu bekümmern hätte/ sie wü-
sten nichts davon. Jndem sie also redeten: ka-
men 100. Musquetierer mit einen Corporal
hinein/ und holten die Gefangenen ab/ welche
auf einen Leiter-Wagen gesetzt und angeschmie-
det wurden/ und führten sie nach Nilza, woselbst
noch 6. von denen Räubern/ des Corperals Aus-
sage nach/ sassen. Weiln auch unsere Reisende
dahin gedachten/ erinnerten sie des vorgegan-
genen nichts. Nach dem Essen fuhr unsere Com-
pagni
e auch fort/ und wie sie Abends zu Strieleg
in das Wirths-Hauß einkehren wolten/ stund
das Hauß voller Volck/ und höreten einen schrey-
enden Quacksalber zu/ der denen Bauren den
Halß so voll log/ daß sie sich seiner Wissenschaft

hal-

Schultze antwortete: Herr es ſind Straſſen-
Raͤuber/ welche nicht weit von hier ertappet/ und
in Arreſt gefuͤhret worden. Huy! ſprach Eckarth/
vielleicht ſind dieſe Kerle von denen Voͤgeln/ wel-
che dem ehrlichen Ruſilio das Seinige genom-
men haben. Gieng hiermit zu ihnen/ ſagte wie-
der ſie, hoͤret ſaget mir/ ob ihr nicht vor ohnge-
fehr 14. Tagen einen reiſenden Menſchen die
Schuhe ausgezogen/ und aus denenſelben 100.
Ducaten genommen habt? Wofern dem alſo
iſt/ und ihr ſolches Geld wieder ſchaffet/ will ich
mich bemuͤhen/ ein gutes Wort fuͤr euch einzule-
gen. Einer unter ihnen ſagte zu Eckarthen/
was er umb ſie ſich zu bekuͤmmern haͤtte/ ſie wuͤ-
ſten nichts davon. Jndem ſie alſo redeten: ka-
men 100. Muſquetierer mit einen Corporal
hinein/ und holten die Gefangenen ab/ welche
auf einen Leiter-Wagen geſetzt und angeſchmie-
det wurden/ und fuͤhrten ſie nach Nilza, woſelbſt
noch 6. von denen Raͤubern/ des Corperals Aus-
ſage nach/ ſaſſen. Weiln auch unſere Reiſende
dahin gedachten/ erinnerten ſie des vorgegan-
genen nichts. Nach dem Eſſen fuhr unſere Com-
pagni
e auch fort/ und wie ſie Abends zu Strieleg
in das Wirths-Hauß einkehren wolten/ ſtund
das Hauß volleꝛ Volck/ und hoͤꝛeten einen ſchrey-
enden Quackſalber zu/ der denen Bauren den
Halß ſo voll log/ daß ſie ſich ſeiner Wiſſenſchaft

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[735/0751] Schultze antwortete: Herr es ſind Straſſen- Raͤuber/ welche nicht weit von hier ertappet/ und in Arreſt gefuͤhret worden. Huy! ſprach Eckarth/ vielleicht ſind dieſe Kerle von denen Voͤgeln/ wel- che dem ehrlichen Ruſilio das Seinige genom- men haben. Gieng hiermit zu ihnen/ ſagte wie- der ſie, hoͤret ſaget mir/ ob ihr nicht vor ohnge- fehr 14. Tagen einen reiſenden Menſchen die Schuhe ausgezogen/ und aus denenſelben 100. Ducaten genommen habt? Wofern dem alſo iſt/ und ihr ſolches Geld wieder ſchaffet/ will ich mich bemuͤhen/ ein gutes Wort fuͤr euch einzule- gen. Einer unter ihnen ſagte zu Eckarthen/ was er umb ſie ſich zu bekuͤmmern haͤtte/ ſie wuͤ- ſten nichts davon. Jndem ſie alſo redeten: ka- men 100. Muſquetierer mit einen Corporal hinein/ und holten die Gefangenen ab/ welche auf einen Leiter-Wagen geſetzt und angeſchmie- det wurden/ und fuͤhrten ſie nach Nilza, woſelbſt noch 6. von denen Raͤubern/ des Corperals Aus- ſage nach/ ſaſſen. Weiln auch unſere Reiſende dahin gedachten/ erinnerten ſie des vorgegan- genen nichts. Nach dem Eſſen fuhr unſere Com- pagnie auch fort/ und wie ſie Abends zu Strieleg in das Wirths-Hauß einkehren wolten/ ſtund das Hauß volleꝛ Volck/ und hoͤꝛeten einen ſchrey- enden Quackſalber zu/ der denen Bauren den Halß ſo voll log/ daß ſie ſich ſeiner Wiſſenſchaft hal-

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/751>, abgerufen am 24.08.2024.