Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

ge eines redlichen Officieres verwalten soll.
Und dieweil er eine sonderliche Affection auf
mich geworffen hatte, muste ich vielmahl ihm
die Zeit zu kürtzen, auf ein Pfeiffgen Toback,
Trunck Wein, Bier oder Wasser, wie es die
Gelegenheit gab in sein Gezelt kommen, da
fieng er einsmahls an mich folgender Gestalt
zu fragen: Was meinest du wohl Rannefort,
welches aestimirest du höher den Krieg oder
die Gelehrsamkeit? Jch antwortete: das
wird der Herr Obriste-Lieutenant, als wel-
cher in beyden den Ruhm der Gnügsamkeit
erlanget, sein hohes Judicium mir besser mit-
theilen können, als daß ich, als in beyden un-
erfahren, hiervon urtheilen solte. Aber re-
plici
rte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor
diesesmahl den Ausschlag zu thun: Wann so
dann der Herr Obrist-Lieutenant befiehlt,
antwortete ich: so hielt ich das Soldaten-Le-
ben vor das glückseeligste. O blinder Ran-
nefort, versetzte er, du erwehlest ein Stück
das der Unbeständigkeit am meisten unter-
worffen ist, und dessen Ende Kranckheit und
Armuth einen neuen Anfang machet. Ein
Krieg, Rannefort, wird von dem einen
Theil freventlich angefangen, und der andere
Theil beschützt das Seinige, welche Dienste
man nun annehmen soll, ist zweiffelhafftig,

daß

ge eines redlichen Officieres verwalten ſoll.
Und dieweil er eine ſonderliche Affection auf
mich geworffen hatte, muſte ich vielmahl ihm
die Zeit zu kuͤrtzen, auf ein Pfeiffgen Toback,
Trunck Wein, Bier oder Waſſer, wie es die
Gelegenheit gab in ſein Gezelt kommen, da
fieng er einsmahls an mich folgender Geſtalt
zu fragen: Was meineſt du wohl Rannefort,
welches æſtimireſt du hoͤher den Krieg oder
die Gelehrſamkeit? Jch antwortete: das
wird der Herr Obriſte-Lieutenant, als wel-
cher in beyden den Ruhm der Gnuͤgſamkeit
erlanget, ſein hohes Judicium mir beſſer mit-
theilen koͤnnen, als daß ich, als in beyden un-
erfahren, hiervon urtheilen ſolte. Aber re-
plici
rte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor
dieſesmahl den Ausſchlag zu thun: Wann ſo
dann der Herr Obriſt-Lieutenant befiehlt,
antwortete ich: ſo hielt ich das Soldaten-Le-
ben vor das gluͤckſeeligſte. O blinder Ran-
nefort, verſetzte er, du erwehleſt ein Stuͤck
das der Unbeſtaͤndigkeit am meiſten unter-
worffen iſt, und deſſen Ende Kranckheit und
Armuth einen neuen Anfang machet. Ein
Krieg, Rannefort, wird von dem einen
Theil freventlich angefangen, und der andere
Theil beſchuͤtzt das Seinige, welche Dienſte
man nun annehmen ſoll, iſt zweiffelhafftig,

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0075" n="59"/><hi rendition="#aq">ge</hi> eines redlichen <hi rendition="#aq">Officieres</hi> verwalten &#x017F;oll.<lb/>
Und dieweil er eine &#x017F;onderliche <hi rendition="#aq">Affection</hi> auf<lb/>
mich geworffen hatte, mu&#x017F;te ich vielmahl ihm<lb/>
die Zeit zu ku&#x0364;rtzen, auf ein Pfeiffgen Toback,<lb/>
Trunck Wein, Bier oder Wa&#x017F;&#x017F;er, wie es die<lb/>
Gelegenheit gab in &#x017F;ein Gezelt kommen, da<lb/>
fieng er einsmahls an mich folgender Ge&#x017F;talt<lb/>
zu fragen: Was meine&#x017F;t du wohl Rannefort,<lb/>
welches <hi rendition="#aq">æ&#x017F;timi</hi>re&#x017F;t du ho&#x0364;her den Krieg oder<lb/>
die Gelehr&#x017F;amkeit? Jch antwortete: das<lb/>
wird der Herr Obri&#x017F;te-<hi rendition="#aq">Lieutenant,</hi> als wel-<lb/>
cher in beyden den Ruhm der Gnu&#x0364;g&#x017F;amkeit<lb/>
erlanget, &#x017F;ein hohes <hi rendition="#aq">Judicium</hi> mir be&#x017F;&#x017F;er mit-<lb/>
theilen ko&#x0364;nnen, als daß ich, als in beyden un-<lb/>
erfahren, hiervon urtheilen &#x017F;olte. Aber <hi rendition="#aq">re-<lb/>
plici</hi>rte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor<lb/>
die&#x017F;esmahl den Aus&#x017F;chlag zu thun: Wann &#x017F;o<lb/>
dann der Herr Obri&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> befiehlt,<lb/>
antwortete ich: &#x017F;o hielt ich das Soldaten-Le-<lb/>
ben vor das glu&#x0364;ck&#x017F;eelig&#x017F;te. O blinder Ran-<lb/>
nefort, ver&#x017F;etzte er, du erwehle&#x017F;t ein Stu&#x0364;ck<lb/>
das der Unbe&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit am mei&#x017F;ten unter-<lb/>
worffen i&#x017F;t, und de&#x017F;&#x017F;en Ende Kranckheit und<lb/>
Armuth einen neuen Anfang machet. Ein<lb/>
Krieg, Rannefort, wird von dem einen<lb/>
Theil freventlich angefangen, und der andere<lb/>
Theil be&#x017F;chu&#x0364;tzt das Seinige, welche Dien&#x017F;te<lb/>
man nun annehmen &#x017F;oll, i&#x017F;t zweiffelhafftig,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0075] ge eines redlichen Officieres verwalten ſoll. Und dieweil er eine ſonderliche Affection auf mich geworffen hatte, muſte ich vielmahl ihm die Zeit zu kuͤrtzen, auf ein Pfeiffgen Toback, Trunck Wein, Bier oder Waſſer, wie es die Gelegenheit gab in ſein Gezelt kommen, da fieng er einsmahls an mich folgender Geſtalt zu fragen: Was meineſt du wohl Rannefort, welches æſtimireſt du hoͤher den Krieg oder die Gelehrſamkeit? Jch antwortete: das wird der Herr Obriſte-Lieutenant, als wel- cher in beyden den Ruhm der Gnuͤgſamkeit erlanget, ſein hohes Judicium mir beſſer mit- theilen koͤnnen, als daß ich, als in beyden un- erfahren, hiervon urtheilen ſolte. Aber re- plicirte Eckarth, jedennoch erlaube ich dir vor dieſesmahl den Ausſchlag zu thun: Wann ſo dann der Herr Obriſt-Lieutenant befiehlt, antwortete ich: ſo hielt ich das Soldaten-Le- ben vor das gluͤckſeeligſte. O blinder Ran- nefort, verſetzte er, du erwehleſt ein Stuͤck das der Unbeſtaͤndigkeit am meiſten unter- worffen iſt, und deſſen Ende Kranckheit und Armuth einen neuen Anfang machet. Ein Krieg, Rannefort, wird von dem einen Theil freventlich angefangen, und der andere Theil beſchuͤtzt das Seinige, welche Dienſte man nun annehmen ſoll, iſt zweiffelhafftig, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/75
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/75>, abgerufen am 24.11.2024.