Staat und seinen Neben-Menschen, als man- cher Idiot, der ein grosses Vermögen hat, und das Geld, welches seine Eltern erschunden, zu Tausendenliederlich verthut, wovon viel arme Kinder hätten können erzogen werden, dienen können. Hergegen wie liederlich sind auch man- che arme Eltern, (von reichen will ich nicht sa- gen) die ihre Kinder, ob sie gleich gute Gönner und Beförderer hätten welche ihnen beyständig wären, versäumen, daß sie ihnen nichts lernen, noch sie zu was Guten ziehen lassen. Da denn hernach ihre Fähigkeit in Müßiggang zu lauter Leichtfertig-und Liederligkeit geräth, aus wel- cher mit herzunahenden Alter, wo sie nicht den Kalbfell nachziehen, solche Vögel werden, die hernach Galgen und Rad ihrer Frevelthat hal- ben zieren müssen. Wehrender Zeit wurde die Streue gemacht, und Rusilio nachdem er sich nochmahln vor erzeigte Hohe Gunst zum gehorsamsten bedanckt hatte, verfügte sich auch in sein Zimmer, machte sein Weniges zurechte, und nach geschehener Nacht-Ruh, stellete er sich bey unsern Reisenden ein, und fuhr, nachdem sie allerseits den Wirth contentiret hatten mit ihnen nach Garze zu, allwo sie Abends umb 5. Uhr ankamen/ und daselbst in weissen Bähren einkehrten.
Das
Staat und ſeinen Neben-Menſchen, als man- cher Idiot, der ein groſſes Vermoͤgen hat, und das Geld, welches ſeine Eltern erſchunden, zu Tauſendenliederlich verthut, wovon viel arme Kinder haͤtten koͤnnen erzogen werden, dienen koͤnnen. Hergegen wie liederlich ſind auch man- che arme Eltern, (von reichen will ich nicht ſa- gen) die ihre Kinder, ob ſie gleich gute Goͤnner und Befoͤrderer haͤtten welche ihnen beyſtaͤndig waͤren, verſaͤumen, daß ſie ihnen nichts lernen, noch ſie zu was Guten ziehen laſſen. Da denn hernach ihre Faͤhigkeit in Muͤßiggang zu lauter Leichtfertig-und Liederligkeit geraͤth, aus wel- cher mit herzunahenden Alter, wo ſie nicht den Kalbfell nachziehen, ſolche Voͤgel werden, die hernach Galgen und Rad ihrer Frevelthat hal- ben zieren muͤſſen. Wehrender Zeit wurde die Streue gemacht, und Ruſilio nachdem er ſich nochmahln vor erzeigte Hohe Gunſt zum gehorſamſten bedanckt hatte, verfuͤgte ſich auch in ſein Zimmer, machte ſein Weniges zurechte, und nach geſchehener Nacht-Ruh, ſtellete er ſich bey unſern Reiſenden ein, und fuhr, nachdem ſie allerſeits den Wirth contentiret hatten mit ihnen nach Garze zu, allwo ſie Abends umb 5. Uhr ankamen/ und daſelbſt in weiſſen Baͤhren einkehrten.
Das
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Staat und ſeinen Neben-Menſchen, als man-
cher Idiot, der ein groſſes Vermoͤgen hat, und
das Geld, welches ſeine Eltern erſchunden, zu
Tauſendenliederlich verthut, wovon viel arme
Kinder haͤtten koͤnnen erzogen werden, dienen
koͤnnen. Hergegen wie liederlich ſind auch man-
che arme Eltern, (von reichen will ich nicht ſa-
gen) die ihre Kinder, ob ſie gleich gute Goͤnner
und Befoͤrderer haͤtten welche ihnen beyſtaͤndig
waͤren, verſaͤumen, daß ſie ihnen nichts lernen,
noch ſie zu was Guten ziehen laſſen. Da denn
hernach ihre Faͤhigkeit in Muͤßiggang zu lauter
Leichtfertig-und Liederligkeit geraͤth, aus wel-
cher mit herzunahenden Alter, wo ſie nicht den
Kalbfell nachziehen, ſolche Voͤgel werden, die
hernach Galgen und Rad ihrer Frevelthat hal-
ben zieren muͤſſen. Wehrender Zeit wurde
die Streue gemacht, und Ruſilio nachdem er
ſich nochmahln vor erzeigte Hohe Gunſt zum
gehorſamſten bedanckt hatte, verfuͤgte ſich auch
in ſein Zimmer, machte ſein Weniges zurechte,
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/735>, abgerufen am 22.11.2024.
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