Eckarth dieses herrlichen Echo und Wider- schalls Begebenheit besser erfuhre, so löseten sie zu etlichen mahlen ihre P[i]stolen, da sich denn das Echo so schröcklich anschlagend hören ließ, daß es ihnen ein sonderbahres Vergnügen gab. Es kam aber ein Jäger mit freundlichen Ersuchen, Jhre Curiosität hoch-geneigt zu interrumpi- ren, denn durch dergleichen Widerschall das Wild gantz schüchtern gemacht würde. Eckarth sprach: Mein Freund ihr habt recht und ver- ehret ihn einen Floren. Der Jäger gab vor, daß das Knallen über ein halbe Stunde und länger durch viel Meilen lang dauerte. Eckarth gab vor, wann hier zwey Partheyen einander rencontriren solten, würde das Gethöne, die gröste und grausamste Feld-Schlacht vorstel- len, bevoraus weiln das Echo sich durch einige Verweilung, wegen Vielheit derer gegen ein- ander stehenden Bergen und Defileen verviel- fältigte und die Lufft zertheilte. Siegfried sprach: Herr Vater ich habe unterschiedliche Widerhall gehöret, aber dergleichen ist mir noch nie zu Ohren kommen. Werthester Herr Siegfried versetzte Eckarth, die Ursache der Ver- vielfältigung sind die tieffe und ungleiche Thä- ler nebenst denen Absätzen vieler Berge, da eine Tieffe den Widerschlag in die andere wirfft, und wegen der gegen einander liegende Durch-
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Eckarth dieſes herrlichen Echo und Wider- ſchalls Begebenheit beſſer erfuhre, ſo loͤſeten ſie zu etlichen mahlen ihre P[i]ſtolen, da ſich deñ das Echo ſo ſchroͤcklich anſchlagend hoͤren ließ, daß es ihnen ein ſonderbahres Vergnuͤgen gab. Es kam aber ein Jaͤger mit freundlichen Erſuchen, Jhre Curioſität hoch-geneigt zu interrumpi- ren, denn durch dergleichen Widerſchall das Wild gantz ſchuͤchtern gemacht wuͤrde. Eckarth ſprach: Mein Freund ihr habt recht und ver- ehret ihn einen Floren. Der Jaͤger gab vor, daß das Knallen uͤber ein halbe Stunde und laͤnger durch viel Meilen lang dauerte. Eckarth gab vor, wann hier zwey Partheyen einander rencontriren ſolten, wuͤrde das Gethoͤne, die groͤſte und grauſamſte Feld-Schlacht vorſtel- len, bevoraus weiln das Echo ſich durch einige Verweilung, wegen Vielheit derer gegen ein- ander ſtehenden Bergen und Defileen verviel- faͤltigte und die Lufft zertheilte. Siegfried ſprach: Herr Vater ich habe unterſchiedliche Widerhall gehoͤret, aber dergleichen iſt mir noch nie zu Ohren kommen. Wertheſter Herr Siegfried verſetzte Eckarth, die Urſache der Ver- vielfaͤltigung ſind die tieffe und ungleiche Thaͤ- ler nebenſt denen Abſaͤtzen vieler Berge, da eine Tieffe den Widerſchlag in die andere wirfft, und wegen der gegen einander liegende Durch-
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Eckarth dieſes herrlichen Echo und Wider-
ſchalls Begebenheit beſſer erfuhre, ſo loͤſeten ſie
zu etlichen mahlen ihre Piſtolen, da ſich deñ das
Echo ſo ſchroͤcklich anſchlagend hoͤren ließ, daß
es ihnen ein ſonderbahres Vergnuͤgen gab. Es
kam aber ein Jaͤger mit freundlichen Erſuchen,
Jhre Curioſität hoch-geneigt zu interrumpi-
ren, denn durch dergleichen Widerſchall das
Wild gantz ſchuͤchtern gemacht wuͤrde. Eckarth
ſprach: Mein Freund ihr habt recht und ver-
ehret ihn einen Floren. Der Jaͤger gab vor,
daß das Knallen uͤber ein halbe Stunde und
laͤnger durch viel Meilen lang dauerte. Eckarth
gab vor, wann hier zwey Partheyen einander
rencontriren ſolten, wuͤrde das Gethoͤne, die
groͤſte und grauſamſte Feld-Schlacht vorſtel-
len, bevoraus weiln das Echo ſich durch einige
Verweilung, wegen Vielheit derer gegen ein-
ander ſtehenden Bergen und Defileen verviel-
faͤltigte und die Lufft zertheilte. Siegfried
ſprach: Herr Vater ich habe unterſchiedliche
Widerhall gehoͤret, aber dergleichen iſt mir
noch nie zu Ohren kommen. Wertheſter Herr
Siegfried verſetzte Eckarth, die Urſache der Ver-
vielfaͤltigung ſind die tieffe und ungleiche Thaͤ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/709>, abgerufen am 22.11.2024.
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