Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Wirckung bey sich führte/ so auch geschach/ da sie
denn den Tag hernach dieses Augen-Wasser
examinirten/ u. geriethen auf die Meynung/ als
wann dieser Umbstreicher ein wenig Aloe in schlecht
Wasser zertheilet u. also denen Leuthen verkaufft
hätte. Die Krafft und Wirckung befunde sich
sehr schlecht/ denn wie die Probe am Hane war/
deme er die Augen zerschnitten/ von seinen Was-
ser in dieselbe eingetröpffelt und verbunden hat-
te/ welcher etliche Stunden hernach gestorben/
so geschach es auch an denen Menschen/ doch hat-
te dieser Vagant gut Glück gehabt/ und ein ziem-
lich Geld davon geführt. Siegfried sprach:
Herr Vater! sind nicht Physici solche Leuthe/
die einer Communität ihr Bestes zu suchen/ und
sie vor Bösen zu warnen vorgestellet seyn? Wa-
rumb untersuchen sie dieser Leuthe ihre Sachen
nicht genauer/ und setzen sie zuvor auf die Probe/
ehe und bevor sie ihnen ein Zeugniß ihre Waare
zu verkauffen an den Rath des Orths geben?
Mein Herr Siegfried antwortete Eckarth/ es
sind euserliche Mittel die so leicht keinen Scha-
den verursachen/ und ein Ducaten oder zwey rich-
ten bey einen Dürfftig-und Nachläßigen viel
aus/ darumb lasset euch dieses nicht wundern.
Jndem sie davon redeten klopffte jemand an die
Thür/ als Siegfried aufmachte: war es ein
Weibes-Bild, die fragte: Ob die Herren nicht

Ma-

Wirckung bey ſich fuͤhrte/ ſo auch geſchach/ da ſie
denn den Tag hernach dieſes Augen-Waſſer
examinirten/ u. geriethen auf die Meynung/ als
wañ dieſeꝛ Umbſtꝛeicheꝛ ein wenig Aloe in ſchlecht
Waſſer zeꝛtheilet u. alſo denen Leuthen verkaufft
haͤtte. Die Krafft und Wirckung befunde ſich
ſehr ſchlecht/ denn wie die Probe am Hane war/
deme er die Augen zerſchnitten/ von ſeinen Waſ-
ſer in dieſelbe eingetroͤpffelt und verbunden hat-
te/ welcher etliche Stunden hernach geſtorben/
ſo geſchach es auch an denen Menſchen/ doch hat-
te dieſer Vagant gut Gluͤck gehabt/ und ein ziem-
lich Geld davon gefuͤhrt. Siegfried ſprach:
Herr Vater! ſind nicht Phyſici ſolche Leuthe/
die einer Communität ihr Beſtes zu ſuchen/ und
ſie vor Boͤſen zu warnen vorgeſtellet ſeyn? Wa-
rumb unterſuchen ſie dieſer Leuthe ihre Sachen
nicht genauer/ und ſetzen ſie zuvor auf die Probe/
ehe und bevor ſie ihnen ein Zeugniß ihre Waare
zu verkauffen an den Rath des Orths geben?
Mein Herr Siegfried antwortete Eckarth/ es
ſind euſerliche Mittel die ſo leicht keinen Scha-
den verurſachen/ und ein Ducaten oder zwey rich-
ten bey einen Duͤrfftig-und Nachlaͤßigen viel
aus/ darumb laſſet euch dieſes nicht wundern.
Jndem ſie davon redeten klopffte jemand an die
Thuͤr/ als Siegfried aufmachte: war es ein
Weibes-Bild, die fragte: Ob die Herren nicht

Ma-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0703" n="687"/>
Wirckung bey &#x017F;ich fu&#x0364;hrte/ &#x017F;o auch ge&#x017F;chach/ da &#x017F;ie<lb/>
denn den Tag hernach die&#x017F;es Augen-Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">examinir</hi>ten/ u. geriethen auf die Meynung/ als<lb/>
wan&#x0303; die&#x017F;e&#xA75B; Umb&#x017F;t&#xA75B;eiche&#xA75B; ein wenig <hi rendition="#aq">Aloe</hi> in &#x017F;chlecht<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er ze&#xA75B;theilet u. al&#x017F;o denen Leuthen verkaufft<lb/>
ha&#x0364;tte. Die Krafft und Wirckung befunde &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;chlecht/ denn wie die Probe am Hane war/<lb/>
deme er die Augen zer&#x017F;chnitten/ von &#x017F;einen Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er in die&#x017F;elbe eingetro&#x0364;pffelt und verbunden hat-<lb/>
te/ welcher etliche Stunden hernach ge&#x017F;torben/<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chach es auch an denen Men&#x017F;chen/ doch hat-<lb/>
te die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Vagant</hi> gut Glu&#x0364;ck gehabt/ und ein ziem-<lb/>
lich Geld davon gefu&#x0364;hrt. Siegfried &#x017F;prach:<lb/>
Herr Vater! &#x017F;ind nicht <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ici</hi> &#x017F;olche Leuthe/<lb/>
die einer <hi rendition="#aq">Communität</hi> ihr Be&#x017F;tes zu &#x017F;uchen/ und<lb/>
&#x017F;ie vor Bo&#x0364;&#x017F;en zu warnen vorge&#x017F;tellet &#x017F;eyn? Wa-<lb/>
rumb unter&#x017F;uchen &#x017F;ie die&#x017F;er Leuthe ihre Sachen<lb/>
nicht genauer/ und &#x017F;etzen &#x017F;ie zuvor auf die Probe/<lb/>
ehe und bevor &#x017F;ie ihnen ein Zeugniß ihre Waare<lb/>
zu verkauffen an den Rath des Orths geben?<lb/>
Mein Herr Siegfried antwortete Eckarth/ es<lb/>
&#x017F;ind eu&#x017F;erliche Mittel die &#x017F;o leicht keinen Scha-<lb/>
den verur&#x017F;achen/ und ein <hi rendition="#aq">Ducat</hi>en oder zwey rich-<lb/>
ten bey einen Du&#x0364;rfftig-und Nachla&#x0364;ßigen viel<lb/>
aus/ darumb la&#x017F;&#x017F;et euch die&#x017F;es nicht wundern.<lb/>
Jndem &#x017F;ie davon redeten klopffte jemand an die<lb/>
Thu&#x0364;r/ als Siegfried aufmachte: war es ein<lb/>
Weibes-Bild, die fragte: Ob die Herren nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ma-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[687/0703] Wirckung bey ſich fuͤhrte/ ſo auch geſchach/ da ſie denn den Tag hernach dieſes Augen-Waſſer examinirten/ u. geriethen auf die Meynung/ als wañ dieſeꝛ Umbſtꝛeicheꝛ ein wenig Aloe in ſchlecht Waſſer zeꝛtheilet u. alſo denen Leuthen verkaufft haͤtte. Die Krafft und Wirckung befunde ſich ſehr ſchlecht/ denn wie die Probe am Hane war/ deme er die Augen zerſchnitten/ von ſeinen Waſ- ſer in dieſelbe eingetroͤpffelt und verbunden hat- te/ welcher etliche Stunden hernach geſtorben/ ſo geſchach es auch an denen Menſchen/ doch hat- te dieſer Vagant gut Gluͤck gehabt/ und ein ziem- lich Geld davon gefuͤhrt. Siegfried ſprach: Herr Vater! ſind nicht Phyſici ſolche Leuthe/ die einer Communität ihr Beſtes zu ſuchen/ und ſie vor Boͤſen zu warnen vorgeſtellet ſeyn? Wa- rumb unterſuchen ſie dieſer Leuthe ihre Sachen nicht genauer/ und ſetzen ſie zuvor auf die Probe/ ehe und bevor ſie ihnen ein Zeugniß ihre Waare zu verkauffen an den Rath des Orths geben? Mein Herr Siegfried antwortete Eckarth/ es ſind euſerliche Mittel die ſo leicht keinen Scha- den verurſachen/ und ein Ducaten oder zwey rich- ten bey einen Duͤrfftig-und Nachlaͤßigen viel aus/ darumb laſſet euch dieſes nicht wundern. Jndem ſie davon redeten klopffte jemand an die Thuͤr/ als Siegfried aufmachte: war es ein Weibes-Bild, die fragte: Ob die Herren nicht Ma-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/703
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/703>, abgerufen am 22.11.2024.