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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Ersuchen seine gute und böse Fata. Eckarth gibt
ihm in seinen Zweifel-Muth einen guten Rath
und assistirt ihm/ der Secretarius beschenckt ihn/
dessen Dancksagung und Wuntsch. Eckarth
spricht Rusilio einen Trost zu/ und beklaget die
böse Aufferziehung reicher und armer Leuthe an
ihren Kindern. Rusilio mit unsern Reisenden
vergesellschafftet kommen in Gartze an/ und
kehren in weissen Bähren ein.

DEn Morgen darauf als Unsere Rei-
sende fortfahren wolten/ liessen sie
ihnen Butter und Brodt nebenst
einen Trunck Brandtewein rei-
chen. Da nahm Pilovski sein Mes-
ser vom Ofen/ und übergab es Eckarthen/ und
denen andern/ da sahen sie auf den Messer und
Schneide einen gelben Safft. Pilovski nahm
ein wenig Brodt/ zog das Messer mit dem Saff-
te durch dasselbige/ und warff es einem Hunde
hin/ der nahm wohl das Brodt ins Maul/ spye es
aber wieder aus. Eckarth sagte/ Monsieur hat
uns eine gute Wahrschauung gethan die gewiß
wohl in acht zu nehmen ist: Wie die Unsrigen
sich aufgesetzt hatten/ und zum Dorffe ausfuh-
ren/ kamen sie in ein weites Feld/ da die Aecker
überall mit weissen Gespinste überzogen waren/
auch die Lufft von dieser Materie voll flog. Da
sprach Gotthart: Nun GOtt Lob! der Som-

mer
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Erſuchen ſeine gute und boͤſe Fata. Eckarth gibt
ihm in ſeinen Zweifel-Muth einen guten Rath
und aſſiſtirt ihm/ der Secretarius beſchenckt ihn/
deſſen Danckſagung und Wuntſch. Eckarth
ſpricht Ruſilio einen Troſt zu/ und beklaget die
boͤſe Aufferziehung reicher und armer Leuthe an
ihren Kindern. Ruſilio mit unſern Reiſenden
vergeſellſchafftet kommen in Gartze an/ und
kehren in weiſſen Baͤhren ein.

DEn Morgen darauf als Unſere Rei-
ſende fortfahren wolten/ lieſſen ſie
ihnen Butter und Brodt nebenſt
einen Trunck Brandtewein rei-
chen. Da nahm Pilovski ſein Meſ-
ſer vom Ofen/ und uͤbergab es Eckarthen/ und
denen andern/ da ſahen ſie auf den Meſſer und
Schneide einen gelben Safft. Pilovski nahm
ein wenig Brodt/ zog das Meſſer mit dem Saff-
te durch daſſelbige/ und warff es einem Hunde
hin/ der nahm wohl das Brodt ins Maul/ ſpye es
aber wieder aus. Eckarth ſagte/ Monſieur hat
uns eine gute Wahrſchauung gethan die gewiß
wohl in acht zu nehmen iſt: Wie die Unſrigen
ſich aufgeſetzt hatten/ und zum Dorffe ausfuh-
ren/ kamen ſie in ein weites Feld/ da die Aecker
uͤberall mit weiſſen Geſpinſte uͤberzogen waren/
auch die Lufft von dieſer Materie voll flog. Da
ſprach Gotthart: Nun GOtt Lob! der Som-

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[675/0691] Erſuchen ſeine gute und boͤſe Fata. Eckarth gibt ihm in ſeinen Zweifel-Muth einen guten Rath und aſſiſtirt ihm/ der Secretarius beſchenckt ihn/ deſſen Danckſagung und Wuntſch. Eckarth ſpricht Ruſilio einen Troſt zu/ und beklaget die boͤſe Aufferziehung reicher und armer Leuthe an ihren Kindern. Ruſilio mit unſern Reiſenden vergeſellſchafftet kommen in Gartze an/ und kehren in weiſſen Baͤhren ein. DEn Morgen darauf als Unſere Rei- ſende fortfahren wolten/ lieſſen ſie ihnen Butter und Brodt nebenſt einen Trunck Brandtewein rei- chen. Da nahm Pilovski ſein Meſ- ſer vom Ofen/ und uͤbergab es Eckarthen/ und denen andern/ da ſahen ſie auf den Meſſer und Schneide einen gelben Safft. Pilovski nahm ein wenig Brodt/ zog das Meſſer mit dem Saff- te durch daſſelbige/ und warff es einem Hunde hin/ der nahm wohl das Brodt ins Maul/ ſpye es aber wieder aus. Eckarth ſagte/ Monſieur hat uns eine gute Wahrſchauung gethan die gewiß wohl in acht zu nehmen iſt: Wie die Unſrigen ſich aufgeſetzt hatten/ und zum Dorffe ausfuh- ren/ kamen ſie in ein weites Feld/ da die Aecker uͤberall mit weiſſen Geſpinſte uͤberzogen waren/ auch die Lufft von dieſer Materie voll flog. Da ſprach Gotthart: Nun GOtt Lob! der Som- mer U u 2

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/691>, abgerufen am 22.11.2024.