Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

mittelst eines Brenn-Spiegels, von denen
Sonnen-Strahlen im Glaße angezündet.
Die Compagnie, vornehmlich das Frauen-
zimmer war höchst-begierig, diese Lampe nä-
her als gestern zu sehen, und desto genauer zu
betrachten. Ehrenfried gieng, holete und
zeigte ihnen diese ewig-brennende Lampe/
nahm sie aus den silbernen Gehäuse, damit sie
alle selbige aufs genaueste, so wohl das bren-
nende Dacht, als dessen goldene Röhre, den
Liquorem und die Vermach- und Zuschmel-
tzung sehen kunten: nachdem setzte er die Lam-
pe wieder in ihr Behältniß, und trug sie an
den vorigen Orth. Wie Ehrenfried zurücke
kam, bedanckte Albrecht in Nahmen der gan-
tzen Compagnie vor ewiesene Courtesie, und
günstiger Erlaubniß ihre Begierde zu stillen;
Zugleich fragende: Wie Herr Ehrenfried zu
dieser sonderbahren Rarität kommen wäre.
Ehrenfried antwortete: Hoch-geehrteste
Freunde und Freundinne. Es werden kaum
6. Wochen verflossen seyn, da sich ein Passa-
gier
bey mir anmelden lassen, umb persönlich
mit mir zu reden: Als ich ihn vor mir ließ,
machte er mir einige Complimente, mit Bitte
ihme mit 12. Rthr. Geld zu assistiren, wofür
er mir dieses silberne Gehäuse mit einer bren-
nende Lampe einsetzen wolte, mit Versiche-

rung,
D 3

mittelſt eines Brenn-Spiegels, von denen
Sonnen-Strahlen im Glaße angezuͤndet.
Die Compagnie, vornehmlich das Frauen-
zimmer war hoͤchſt-begierig, dieſe Lampe naͤ-
her als geſtern zu ſehen, und deſto genauer zu
betrachten. Ehrenfried gieng, holete und
zeigte ihnen dieſe ewig-brennende Lampe/
nahm ſie aus den ſilbernen Gehaͤuſe, damit ſie
alle ſelbige aufs genaueſte, ſo wohl das bren-
nende Dacht, als deſſen goldene Roͤhre, den
Liquorem und die Vermach- und Zuſchmel-
tzung ſehen kunten: nachdem ſetzte er die Lam-
pe wieder in ihr Behaͤltniß, und trug ſie an
den vorigen Orth. Wie Ehrenfried zuruͤcke
kam, bedanckte Albrecht in Nahmen der gan-
tzen Compagnie vor ewieſene Courteſie, und
guͤnſtiger Erlaubniß ihre Begierde zu ſtillen;
Zugleich fragende: Wie Herr Ehrenfried zu
dieſer ſonderbahren Raritaͤt kommen waͤre.
Ehrenfried antwortete: Hoch-geehrteſte
Freunde und Freundinne. Es werden kaum
6. Wochen verfloſſen ſeyn, da ſich ein Paſſa-
gier
bey mir anmelden laſſen, umb perſoͤnlich
mit mir zu reden: Als ich ihn vor mir ließ,
machte er mir einige Complimente, mit Bitte
ihme mit 12. Rthr. Geld zu asſiſtiren, wofuͤr
er mir dieſes ſilberne Gehaͤuſe mit einer bren-
nende Lampe einſetzen wolte, mit Verſiche-

rung,
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069" n="53"/>
mittel&#x017F;t eines Brenn-Spiegels, von denen<lb/>
Sonnen-Strahlen im Glaße angezu&#x0364;ndet.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Compagnie,</hi> vornehmlich das Frauen-<lb/>
zimmer war ho&#x0364;ch&#x017F;t-begierig, die&#x017F;e Lampe na&#x0364;-<lb/>
her als ge&#x017F;tern zu &#x017F;ehen, und de&#x017F;to genauer zu<lb/>
betrachten. Ehrenfried gieng, holete und<lb/>
zeigte ihnen die&#x017F;e <hi rendition="#fr">ewig-brennende Lampe/</hi><lb/>
nahm &#x017F;ie aus den &#x017F;ilbernen Geha&#x0364;u&#x017F;e, damit &#x017F;ie<lb/>
alle &#x017F;elbige aufs genaue&#x017F;te, &#x017F;o wohl das bren-<lb/>
nende Dacht, als de&#x017F;&#x017F;en goldene Ro&#x0364;hre, den<lb/><hi rendition="#aq">Liquorem</hi> und die Vermach- und Zu&#x017F;chmel-<lb/>
tzung &#x017F;ehen kunten: nachdem &#x017F;etzte er die Lam-<lb/>
pe wieder in ihr Beha&#x0364;ltniß, und trug &#x017F;ie an<lb/>
den vorigen Orth. Wie Ehrenfried zuru&#x0364;cke<lb/>
kam, bedanckte Albrecht in Nahmen der gan-<lb/>
tzen <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> vor ewie&#x017F;ene <hi rendition="#aq">Courte&#x017F;ie,</hi> und<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tiger Erlaubniß ihre Begierde zu &#x017F;tillen;<lb/>
Zugleich fragende: Wie Herr Ehrenfried zu<lb/>
die&#x017F;er &#x017F;onderbahren <hi rendition="#aq">Rari</hi>ta&#x0364;t kommen wa&#x0364;re.<lb/>
Ehrenfried antwortete: Hoch-geehrte&#x017F;te<lb/>
Freunde und Freundinne. Es werden kaum<lb/>
6. Wochen verflo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn, da &#x017F;ich ein <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
gier</hi> bey mir anmelden la&#x017F;&#x017F;en, umb per&#x017F;o&#x0364;nlich<lb/>
mit mir zu reden: Als ich ihn vor mir ließ,<lb/>
machte er mir einige <hi rendition="#aq">Compliment</hi>e, mit Bitte<lb/>
ihme mit 12. Rthr. Geld zu <hi rendition="#aq">as&#x017F;i&#x017F;ti</hi>ren, wofu&#x0364;r<lb/>
er mir die&#x017F;es &#x017F;ilberne Geha&#x0364;u&#x017F;e mit einer bren-<lb/>
nende Lampe ein&#x017F;etzen wolte, mit Ver&#x017F;iche-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">rung,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0069] mittelſt eines Brenn-Spiegels, von denen Sonnen-Strahlen im Glaße angezuͤndet. Die Compagnie, vornehmlich das Frauen- zimmer war hoͤchſt-begierig, dieſe Lampe naͤ- her als geſtern zu ſehen, und deſto genauer zu betrachten. Ehrenfried gieng, holete und zeigte ihnen dieſe ewig-brennende Lampe/ nahm ſie aus den ſilbernen Gehaͤuſe, damit ſie alle ſelbige aufs genaueſte, ſo wohl das bren- nende Dacht, als deſſen goldene Roͤhre, den Liquorem und die Vermach- und Zuſchmel- tzung ſehen kunten: nachdem ſetzte er die Lam- pe wieder in ihr Behaͤltniß, und trug ſie an den vorigen Orth. Wie Ehrenfried zuruͤcke kam, bedanckte Albrecht in Nahmen der gan- tzen Compagnie vor ewieſene Courteſie, und guͤnſtiger Erlaubniß ihre Begierde zu ſtillen; Zugleich fragende: Wie Herr Ehrenfried zu dieſer ſonderbahren Raritaͤt kommen waͤre. Ehrenfried antwortete: Hoch-geehrteſte Freunde und Freundinne. Es werden kaum 6. Wochen verfloſſen ſeyn, da ſich ein Paſſa- gier bey mir anmelden laſſen, umb perſoͤnlich mit mir zu reden: Als ich ihn vor mir ließ, machte er mir einige Complimente, mit Bitte ihme mit 12. Rthr. Geld zu asſiſtiren, wofuͤr er mir dieſes ſilberne Gehaͤuſe mit einer bren- nende Lampe einſetzen wolte, mit Verſiche- rung, D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/69
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/69>, abgerufen am 23.11.2024.