Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

nen Medicis und anderen welche, daß eine wah-
re Tinctur aus denen Corallen zu ziehen un-
möglich zu seyn, vorgeben? Pilovski antwor-
te: eine Kräh hüpffet immer der andern nach,
und was ein Unverständiger her kotzet, dem fol-
gen die andern nur daß sie in der Chymie sich
nicht vertieffen mögen. Jhr tummes Vor-
bringen ist: Es käme die Farbe von Menstruo
oder dem Ausziehungs-Safft her. Eckarth
versetzte, es ist recht Lachens-würdig, daß was
ich nicht weiß, und auch nicht erforschen will, ist
nicht wahr. Jch habe sie Mons. Renten aus-
arbeiten gesehen, und befinde sich gantz richtig,
er exaltirt sie per concentrationem, daß auch
die Tinctur ihr noch bey sich führendes Saltz
fallen läst. Die Herren werden mir allerseits zu-
geben, wann ich ein Menstruum habe, das mir
aus denen Corallen die Röthe ad pallorum us-
qve
mit dem Saltz ausziehet, auch in der letzten
Extraction sein beyhabendes Saltz weiß grau
fallen läst, so muß wohl die Röthe von denen Co-
rallen, und nicht vom Menstrue kommen.
Fauler! man hat nichts umb sonst, greiffe dei-
nen Geld-Sack an und laß deine Hände müh-
sam seyn, so wirst du nicht mehr sagen, es kan kei-
ne wahre Corallen-Tinctur gemacht werden.
Ob du es glaubest, oder nicht, so ist es doch
wahr, und wird kein Künstler dir zu Gefallen,

den

nen Medicis und anderen welche, daß eine wah-
re Tinctur aus denen Corallen zu ziehen un-
moͤglich zu ſeyn, vorgeben? Pilovski antwor-
te: eine Kraͤh huͤpffet immer der andern nach,
und was ein Unverſtaͤndiger her kotzet, dem fol-
gen die andern nur daß ſie in der Chymie ſich
nicht vertieffen moͤgen. Jhr tummes Vor-
bringen iſt: Es kaͤme die Farbe von Menſtruo
oder dem Ausziehungs-Safft her. Eckarth
verſetzte, es iſt recht Lachens-wuͤrdig, daß was
ich nicht weiß, und auch nicht erforſchen will, iſt
nicht wahr. Jch habe ſie Monſ. Renten aus-
arbeiten geſehen, und befinde ſich gantz richtig,
er exaltirt ſie per concentrationem, daß auch
die Tinctur ihr noch bey ſich fuͤhrendes Saltz
fallen laͤſt. Die Herren werden mir allerſeits zu-
geben, wann ich ein Menſtruum habe, das mir
aus denen Corallen die Roͤthe ad pallorum us-
qve
mit dem Saltz ausziehet, auch in der letzten
Extraction ſein beyhabendes Saltz weiß grau
fallen laͤſt, ſo muß wohl die Roͤthe von denen Co-
rallen, und nicht vom Menſtrue kommen.
Fauler! man hat nichts umb ſonſt, greiffe dei-
nen Geld-Sack an und laß deine Haͤnde muͤh-
ſam ſeyn, ſo wirſt du nicht mehr ſagen, es kan kei-
ne wahre Corallen-Tinctur gemacht werden.
Ob du es glaubeſt, oder nicht, ſo iſt es doch
wahr, und wird kein Kuͤnſtler dir zu Gefallen,

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0685" n="669"/>
nen <hi rendition="#aq">Medicis</hi> und anderen welche, daß eine wah-<lb/>
re <hi rendition="#aq">Tinctur</hi> aus denen Corallen zu ziehen un-<lb/>
mo&#x0364;glich zu &#x017F;eyn, vorgeben? <hi rendition="#aq">Pilovski</hi> antwor-<lb/>
te: eine Kra&#x0364;h hu&#x0364;pffet immer der andern nach,<lb/>
und was ein Unver&#x017F;ta&#x0364;ndiger her kotzet, dem fol-<lb/>
gen die andern nur daß &#x017F;ie in der <hi rendition="#aq">Chymie</hi> &#x017F;ich<lb/>
nicht vertieffen mo&#x0364;gen. Jhr tummes Vor-<lb/>
bringen i&#x017F;t: Es ka&#x0364;me die Farbe von <hi rendition="#aq">Men&#x017F;truo</hi><lb/>
oder dem Ausziehungs-Safft her. Eckarth<lb/>
ver&#x017F;etzte, es i&#x017F;t recht Lachens-wu&#x0364;rdig, daß was<lb/>
ich nicht weiß, und auch nicht erfor&#x017F;chen will, i&#x017F;t<lb/>
nicht wahr. Jch habe &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi> Renten aus-<lb/>
arbeiten ge&#x017F;ehen, und befinde &#x017F;ich gantz richtig,<lb/>
er <hi rendition="#aq">exaltir</hi>t &#x017F;ie <hi rendition="#aq">per concentrationem,</hi> daß auch<lb/>
die <hi rendition="#aq">Tinctur</hi> ihr noch bey &#x017F;ich fu&#x0364;hrendes Saltz<lb/>
fallen la&#x0364;&#x017F;t. Die Herren werden mir aller&#x017F;eits zu-<lb/>
geben, wann ich ein <hi rendition="#aq">Men&#x017F;truum</hi> habe, das mir<lb/>
aus denen Corallen die Ro&#x0364;the <hi rendition="#aq">ad pallorum us-<lb/>
qve</hi> mit dem Saltz ausziehet, auch in der letzten<lb/><hi rendition="#aq">Extraction</hi> &#x017F;ein beyhabendes Saltz weiß grau<lb/>
fallen la&#x0364;&#x017F;t, &#x017F;o muß wohl die Ro&#x0364;the von denen Co-<lb/>
rallen, und nicht vom <hi rendition="#aq">Men&#x017F;true</hi> kommen.<lb/>
Fauler! man hat nichts umb &#x017F;on&#x017F;t, greiffe dei-<lb/>
nen Geld-Sack an und laß deine Ha&#x0364;nde mu&#x0364;h-<lb/>
&#x017F;am &#x017F;eyn, &#x017F;o wir&#x017F;t du nicht mehr &#x017F;agen, es kan kei-<lb/>
ne wahre Corallen-<hi rendition="#aq">Tinctur</hi> gemacht werden.<lb/>
Ob du es glaube&#x017F;t, oder nicht, &#x017F;o i&#x017F;t es doch<lb/>
wahr, und wird kein Ku&#x0364;n&#x017F;tler dir zu Gefallen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[669/0685] nen Medicis und anderen welche, daß eine wah- re Tinctur aus denen Corallen zu ziehen un- moͤglich zu ſeyn, vorgeben? Pilovski antwor- te: eine Kraͤh huͤpffet immer der andern nach, und was ein Unverſtaͤndiger her kotzet, dem fol- gen die andern nur daß ſie in der Chymie ſich nicht vertieffen moͤgen. Jhr tummes Vor- bringen iſt: Es kaͤme die Farbe von Menſtruo oder dem Ausziehungs-Safft her. Eckarth verſetzte, es iſt recht Lachens-wuͤrdig, daß was ich nicht weiß, und auch nicht erforſchen will, iſt nicht wahr. Jch habe ſie Monſ. Renten aus- arbeiten geſehen, und befinde ſich gantz richtig, er exaltirt ſie per concentrationem, daß auch die Tinctur ihr noch bey ſich fuͤhrendes Saltz fallen laͤſt. Die Herren werden mir allerſeits zu- geben, wann ich ein Menſtruum habe, das mir aus denen Corallen die Roͤthe ad pallorum us- qve mit dem Saltz ausziehet, auch in der letzten Extraction ſein beyhabendes Saltz weiß grau fallen laͤſt, ſo muß wohl die Roͤthe von denen Co- rallen, und nicht vom Menſtrue kommen. Fauler! man hat nichts umb ſonſt, greiffe dei- nen Geld-Sack an und laß deine Haͤnde muͤh- ſam ſeyn, ſo wirſt du nicht mehr ſagen, es kan kei- ne wahre Corallen-Tinctur gemacht werden. Ob du es glaubeſt, oder nicht, ſo iſt es doch wahr, und wird kein Kuͤnſtler dir zu Gefallen, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/685
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/685>, abgerufen am 22.11.2024.