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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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nach mit einer starcken Kette, an einen Pfahl fe-
ste zu machen, und mit Feuer aufs längste zu
schmäuchen, welches vor 8. Tagen vor den Dorf-
fe an ihn vollstreckt worden. Also bilde ich mir
ein, wird der, der die Herren verfolgen gesehen,
gleiches Gelichters mit diesem Schelme seyn.
Mein Gott fieng Eckarth an, wie ungewissen-
hafft sind doch solche Herren, die ihre Tapffer-
keit in Vergifftung der Brunnen und Brände
der Höltzer-und Strohernen Häusern erweisen,
und sonsten nicht einmahl sich erkühnen in Per-
son eine Bauer-Hütte anzufallen, geschweige
eine Stadt zu bestürmen noch eine Schlacht zu
wagen, hernach wollen sie doch grosse Alexan-
dri
und mächtige Pompeji heissen. Unsere Teut-
sche waren vor diesen Leuthe, die sich viel zu hoch
hielten, andern Nationen, obgleich mit Vortheil
des Vaterlandes zu dienen, sie hielten dafür:
Jhre Tapfferkeit wäre genung, mit vereinigter
Treue ihnen das jenige zuwege zu bringen, was
ihnen erst andere Nationen, die es selbst noch
nicht hätten, geben wolten. Anjetzo aber kön-
nen etliche Thaler, Ducaten, Pistolen etc. einen
Menschen dahin zu leiten u. zu veranlassen, daß
er wider sein eigenes Vaterland, dasselbe und
dessen Jnnwohner auf allerhand Arten zu ver-
derben, aufstehet, nicht achtende, was sein Ge-
wissen darwider saget, noch was für grausame

Straffe

nach mit einer ſtarcken Kette, an einen Pfahl fe-
ſte zu machen, und mit Feuer aufs laͤngſte zu
ſchmaͤuchen, welches vor 8. Tagen vor den Dorf-
fe an ihn vollſtreckt worden. Alſo bilde ich mir
ein, wird der, der die Herren verfolgen geſehen,
gleiches Gelichters mit dieſem Schelme ſeyn.
Mein Gott fieng Eckarth an, wie ungewiſſen-
hafft ſind doch ſolche Herren, die ihre Tapffer-
keit in Vergifftung der Brunnen und Braͤnde
der Hoͤltzer-und Strohernen Haͤuſern erweiſen,
und ſonſten nicht einmahl ſich erkuͤhnen in Per-
ſon eine Bauer-Huͤtte anzufallen, geſchweige
eine Stadt zu beſtuͤrmen noch eine Schlacht zu
wagen, hernach wollen ſie doch groſſe Alexan-
dri
und maͤchtige Pompeji heiſſen. Unſere Teut-
ſche waren vor dieſen Leuthe, die ſich viel zu hoch
hielten, andern Nationen, obgleich mit Vortheil
des Vaterlandes zu dienen, ſie hielten dafuͤr:
Jhre Tapfferkeit waͤre genung, mit vereinigter
Treue ihnen das jenige zuwege zu bringen, was
ihnen erſt andere Nationen, die es ſelbſt noch
nicht haͤtten, geben wolten. Anjetzo aber koͤn-
nen etliche Thaler, Ducaten, Piſtolen ꝛc. einen
Menſchen dahin zu leiten u. zu veranlaſſen, daß
er wider ſein eigenes Vaterland, daſſelbe und
deſſen Jnnwohner auf allerhand Arten zu ver-
derben, aufſtehet, nicht achtende, was ſein Ge-
wiſſen darwider ſaget, noch was fuͤr grauſame

Straffe
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[652/0668] nach mit einer ſtarcken Kette, an einen Pfahl fe- ſte zu machen, und mit Feuer aufs laͤngſte zu ſchmaͤuchen, welches vor 8. Tagen vor den Dorf- fe an ihn vollſtreckt worden. Alſo bilde ich mir ein, wird der, der die Herren verfolgen geſehen, gleiches Gelichters mit dieſem Schelme ſeyn. Mein Gott fieng Eckarth an, wie ungewiſſen- hafft ſind doch ſolche Herren, die ihre Tapffer- keit in Vergifftung der Brunnen und Braͤnde der Hoͤltzer-und Strohernen Haͤuſern erweiſen, und ſonſten nicht einmahl ſich erkuͤhnen in Per- ſon eine Bauer-Huͤtte anzufallen, geſchweige eine Stadt zu beſtuͤrmen noch eine Schlacht zu wagen, hernach wollen ſie doch groſſe Alexan- dri und maͤchtige Pompeji heiſſen. Unſere Teut- ſche waren vor dieſen Leuthe, die ſich viel zu hoch hielten, andern Nationen, obgleich mit Vortheil des Vaterlandes zu dienen, ſie hielten dafuͤr: Jhre Tapfferkeit waͤre genung, mit vereinigter Treue ihnen das jenige zuwege zu bringen, was ihnen erſt andere Nationen, die es ſelbſt noch nicht haͤtten, geben wolten. Anjetzo aber koͤn- nen etliche Thaler, Ducaten, Piſtolen ꝛc. einen Menſchen dahin zu leiten u. zu veranlaſſen, daß er wider ſein eigenes Vaterland, daſſelbe und deſſen Jnnwohner auf allerhand Arten zu ver- derben, aufſtehet, nicht achtende, was ſein Ge- wiſſen darwider ſaget, noch was fuͤr grauſame Straffe

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 652. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/668>, abgerufen am 22.11.2024.