wenig Bauren sind, und die der Kretscham oder Schencke offters alle bezircken kan, bevoraus, wann sie zum Truncke kommen, und ein jeder das Seinige vorbringt, auch allezeit nur von denjenigen, was ihnen vor Augen ist, reden, und weiln ihnen ein solcher Holuncke für Augen ist, es alsbald innen werden und erfahren. Ferner sind in Städten bessere Ordnungen, und muß der Verletzte seine Klage bey der ordentlichen Obrigkeit anbringen, daher sie denn öffters we- gen erforderenten Unkosten lieber schweigen, und es einen solchen Betrüger auf sein Gewis- sen lassen. Hergegen auf den Dorffe ziehen sie einen dergleichen Spitzbuben vor ihre Schöp- pen, und brauchen offt ihr Faust- und Brügel- Recht, machen nicht erst viel Foderens, Citi- rens, und ihre Re- und Duplicken bestehen in Ohrfeigen und Brügel Suppen, daher bekommt ein solcher Bösewicht die Execution zeitlich und eher, als er seine ungegründete Entschuldi- gung vorbringen kan. Bessere Tractamenten sind auch diese Leuthe nicht werth. Gegen A- bend als unsere Reisende nach Hulluff einen grossen Dorffe ins Wirths-Hauß kamen, und sie daselbst einen bescheidenen Wirth antraffen, bath ihn Eckarth mit ihnen zu speisen; Der Wirth satzte sich zu sie, da erzehlet ihm Eckarth, was sie den Tag über auf der Strasse gesehen
hatten.
wenig Bauren ſind, und die der Kretſcham oder Schencke offters alle bezircken kan, bevoraus, wann ſie zum Truncke kommen, und ein jeder das Seinige vorbringt, auch allezeit nur von denjenigen, was ihnen vor Augen iſt, reden, und weiln ihnen ein ſolcher Holuncke fuͤr Augen iſt, es alsbald innen werden und erfahren. Ferner ſind in Staͤdten beſſere Ordnungen, und muß der Verletzte ſeine Klage bey der ordentlichen Obrigkeit anbringen, daher ſie denn oͤffters we- gen erforderenten Unkoſten lieber ſchweigen, und es einen ſolchen Betruͤger auf ſein Gewiſ- ſen laſſen. Hergegen auf den Dorffe ziehen ſie einen dergleichen Spitzbuben vor ihre Schoͤp- pen, und brauchen offt ihr Fauſt- und Bruͤgel- Recht, machen nicht erſt viel Foderens, Citi- rens, und ihre Re- und Duplicken beſtehen in Ohrfeigen und Bruͤgel Suppen, daher bekom̃t ein ſolcher Boͤſewicht die Execution zeitlich und eher, als er ſeine ungegruͤndete Entſchuldi- gung vorbringen kan. Beſſere Tractamenten ſind auch dieſe Leuthe nicht werth. Gegen A- bend als unſere Reiſende nach Hulluff einen groſſen Dorffe ins Wirths-Hauß kamen, und ſie daſelbſt einen beſcheidenen Wirth antraffen, bath ihn Eckarth mit ihnen zu ſpeiſen; Der Wirth ſatzte ſich zu ſie, da erzehlet ihm Eckarth, was ſie den Tag uͤber auf der Straſſe geſehen
hatten.
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wenig Bauren ſind, und die der Kretſcham oder
Schencke offters alle bezircken kan, bevoraus,
wann ſie zum Truncke kommen, und ein jeder
das Seinige vorbringt, auch allezeit nur von
denjenigen, was ihnen vor Augen iſt, reden, und
weiln ihnen ein ſolcher Holuncke fuͤr Augen iſt,
es alsbald innen werden und erfahren. Ferner
ſind in Staͤdten beſſere Ordnungen, und muß
der Verletzte ſeine Klage bey der ordentlichen
Obrigkeit anbringen, daher ſie denn oͤffters we-
gen erforderenten Unkoſten lieber ſchweigen,
und es einen ſolchen Betruͤger auf ſein Gewiſ-
ſen laſſen. Hergegen auf den Dorffe ziehen ſie
einen dergleichen Spitzbuben vor ihre Schoͤp-
pen, und brauchen offt ihr Fauſt- und Bruͤgel-
Recht, machen nicht erſt viel Foderens, Citi-
rens, und ihre Re- und Duplicken beſtehen in
Ohrfeigen und Bruͤgel Suppen, daher bekom̃t
ein ſolcher Boͤſewicht die Execution zeitlich
und eher, als er ſeine ungegruͤndete Entſchuldi-
gung vorbringen kan. Beſſere Tractamenten
ſind auch dieſe Leuthe nicht werth. Gegen A-
bend als unſere Reiſende nach Hulluff einen
groſſen Dorffe ins Wirths-Hauß kamen, und
ſie daſelbſt einen beſcheidenen Wirth antraffen,
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was ſie den Tag uͤber auf der Straſſe geſehen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/662>, abgerufen am 22.11.2024.
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