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Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

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Echo zurück gehet. Herr es ist nicht wahr? daß
dieses so gut als jenes sey: Eckarth gab vor, es
wäre anietzo fast in allen Ständen das Betteln,
Lügen und Stehlen eine Gewohnheit worden,
da immer einer dem andern was er erhaschen
kan abzwacket und zu seinem Vortheil anwen-
det. Was sollen es denn nicht die Land-Läuf-
fer thun, die sich auf allerhand Arthen durch-
bringen müssen. Pilovski sprach: Es ist leider
dahin kommen, daß wofern einer dem Menschen
zu nutzen etwas findet publiqve machet, bald
ein Naseweiser, damit er solches zum Verkauff
möchte habhafft werden, es sey nun recht aus-
gearbeitet oder nicht, ihm angelegen seyn lässet,
hält man ihnen ihre Unbesonnenheit vor, so sa-
gen sie: Man muß sich der Nachfrage halber
mit allerhand versehen, Eckarth sagte: Kanst
du Idiote denn die Leuthe informiren, wie oder
wann, du Stempel-Becker, wer hat dir denn die
Freyheit gegeben, dich in alle Sachen einzumi-
schen, besser wäre es, wann du deine dir bewu-
ste Simplicia in acht nehmest, und nicht quid
pro qvo
den Unwissenden verkauffest. Jch er-
innere mich hierbey was ich in Philander von
Sittwalds Höllen-Kinder gelesen: Als er ge-
gen den rechten Weg zu, seinen Gang richtete,
und einen Armen fragte, ob nicht irgend ein
Wirths-Hauß nechst hiebey wäre, da man ein-

kehren
S s

Echo zuruͤck gehet. Herr es iſt nicht wahr? daß
dieſes ſo gut als jenes ſey: Eckarth gab vor, es
waͤre anietzo faſt in allen Staͤnden das Betteln,
Luͤgen und Stehlen eine Gewohnheit worden,
da immer einer dem andern was er erhaſchen
kan abzwacket und zu ſeinem Vortheil anwen-
det. Was ſollen es denn nicht die Land-Laͤuf-
fer thun, die ſich auf allerhand Arthen durch-
bringen muͤſſen. Pilovski ſprach: Es iſt leider
dahin kom̃en, daß wofern einer dem Menſchen
zu nutzen etwas findet publiqve machet, bald
ein Naſeweiſer, damit er ſolches zum Verkauff
moͤchte habhafft werden, es ſey nun recht aus-
gearbeitet oder nicht, ihm angelegen ſeyn laͤſſet,
haͤlt man ihnen ihre Unbeſonnenheit vor, ſo ſa-
gen ſie: Man muß ſich der Nachfrage halber
mit allerhand verſehen, Eckarth ſagte: Kanſt
du Idiote denn die Leuthe informiren, wie oder
wann, du Stempel-Beckeꝛ, wer hat dir denn die
Freyheit gegeben, dich in alle Sachen einzumi-
ſchen, beſſer waͤre es, wann du deine dir bewu-
ſte Simplicia in acht nehmeſt, und nicht quid
pro qvo
den Unwiſſenden verkauffeſt. Jch er-
innere mich hierbey was ich in Philander von
Sittwalds Hoͤllen-Kinder geleſen: Als er ge-
gen den rechten Weg zu, ſeinen Gang richtete,
und einen Armen fragte, ob nicht irgend ein
Wirths-Hauß nechſt hiebey waͤre, da man ein-

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[641/0657] Echo zuruͤck gehet. Herr es iſt nicht wahr? daß dieſes ſo gut als jenes ſey: Eckarth gab vor, es waͤre anietzo faſt in allen Staͤnden das Betteln, Luͤgen und Stehlen eine Gewohnheit worden, da immer einer dem andern was er erhaſchen kan abzwacket und zu ſeinem Vortheil anwen- det. Was ſollen es denn nicht die Land-Laͤuf- fer thun, die ſich auf allerhand Arthen durch- bringen muͤſſen. Pilovski ſprach: Es iſt leider dahin kom̃en, daß wofern einer dem Menſchen zu nutzen etwas findet publiqve machet, bald ein Naſeweiſer, damit er ſolches zum Verkauff moͤchte habhafft werden, es ſey nun recht aus- gearbeitet oder nicht, ihm angelegen ſeyn laͤſſet, haͤlt man ihnen ihre Unbeſonnenheit vor, ſo ſa- gen ſie: Man muß ſich der Nachfrage halber mit allerhand verſehen, Eckarth ſagte: Kanſt du Idiote denn die Leuthe informiren, wie oder wann, du Stempel-Beckeꝛ, wer hat dir denn die Freyheit gegeben, dich in alle Sachen einzumi- ſchen, beſſer waͤre es, wann du deine dir bewu- ſte Simplicia in acht nehmeſt, und nicht quid pro qvo den Unwiſſenden verkauffeſt. Jch er- innere mich hierbey was ich in Philander von Sittwalds Hoͤllen-Kinder geleſen: Als er ge- gen den rechten Weg zu, ſeinen Gang richtete, und einen Armen fragte, ob nicht irgend ein Wirths-Hauß nechſt hiebey waͤre, da man ein- kehren S s

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Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/657>, abgerufen am 22.11.2024.