Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

dicament gleiche Coleur, und ob sie wohl den
Nahmen des Medicaments invertiren/ so las-
sen sie durch alte Clystier sprützen und gemei-
ne Leuthe unter das Volck bringen/ das Medi-
cament
verrichte gleiche und weit bessere Wir-
ckung als des andern seines/ geben es etliche
Pfennige wohlfeiler damit sie etwas lösen und
ihren Kram durch Betrug loß werden können/
weil denn nun auch gute Specifica unter den Me-
dicament
seyn (GOtt gebe wie sauber es ist zu-
gerichtet worden) und stehen dann an einen Ort
allein aus/ so geniessen sie ja zuweilen die Früchte
ihres erbettelend verlogenen Diebstahls. Pi-
lovski
sagte/ wer wil dieses Verfahren unter de-
nen Marcktschreyern als ihr Proprium, so sehr
anthen/ thun es doch wohl Medici, unter den
Vorwand: Stiehl was du kanst/ und laß einen
jeden das Seinige: ein jeder muß sehen wie er
fort kommt. Siegfried sagte/ darum kommen
hernach auch so schöne Chimeren heraus/ daß
man öffters darzu kotzen und gar speyen möchte/
wann das ungegründete Fundament auf ein un-
gewissenhafftes Gerath-wohl/ die Säulen und
das Gebäude der Wanckelmüthigkeit und Un-
gewißheit unterstützen und erhalten soll/ einen
dergleichen Maul-Affen muß man vielmahl
Nothhalben was zulassen/ zumahln wann von
denen Patienten auf die Recommendation das

Echo

dicament gleiche Coleur, und ob ſie wohl den
Nahmen des Medicaments invertiren/ ſo laſ-
ſen ſie durch alte Clyſtier ſpruͤtzen und gemei-
ne Leuthe unter das Volck bringen/ das Medi-
cament
verrichte gleiche und weit beſſere Wir-
ckung als des andern ſeines/ geben es etliche
Pfennige wohlfeiler damit ſie etwas loͤſen und
ihren Kram durch Betrug loß werden koͤnnen/
weil denn nun auch gute Specifica unter den Me-
dicament
ſeyn (GOtt gebe wie ſauber es iſt zu-
gerichtet worden) und ſtehen dann an einen Ort
allein aus/ ſo genieſſen ſie ja zuweilen die Fruͤchte
ihres erbettelend verlogenen Diebſtahls. Pi-
lovski
ſagte/ wer wil dieſes Verfahren unter de-
nen Marcktſchreyern als ihr Proprium, ſo ſehr
anthen/ thun es doch wohl Medici, unter den
Vorwand: Stiehl was du kanſt/ und laß einen
jeden das Seinige: ein jeder muß ſehen wie er
fort kommt. Siegfried ſagte/ darum kommen
hernach auch ſo ſchoͤne Chimeren heraus/ daß
man oͤffters darzu kotzen und gar ſpeyen moͤchte/
wann das ungegꝛuͤndete Fundament auf ein un-
gewiſſenhafftes Gerath-wohl/ die Saͤulen und
das Gebaͤude der Wanckelmuͤthigkeit und Un-
gewißheit unterſtuͤtzen und erhalten ſoll/ einen
dergleichen Maul-Affen muß man vielmahl
Nothhalben was zulaſſen/ zumahln wann von
denen Patienten auf die Recommendation das

Echo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0656" n="640"/><hi rendition="#aq">dicament</hi> gleiche <hi rendition="#aq">Coleur,</hi> und ob &#x017F;ie wohl den<lb/>
Nahmen des <hi rendition="#aq">Medicament</hi>s <hi rendition="#aq">invertir</hi>en/ &#x017F;o la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie durch alte Cly&#x017F;tier &#x017F;pru&#x0364;tzen und gemei-<lb/>
ne Leuthe unter das Volck bringen/ das <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cament</hi> verrichte gleiche und weit be&#x017F;&#x017F;ere Wir-<lb/>
ckung als des andern &#x017F;eines/ geben es etliche<lb/>
Pfennige wohlfeiler damit &#x017F;ie etwas lo&#x0364;&#x017F;en und<lb/>
ihren Kram durch Betrug loß werden ko&#x0364;nnen/<lb/>
weil denn nun auch gute <hi rendition="#aq">Specifica</hi> unter den <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dicament</hi> &#x017F;eyn (GOtt gebe wie &#x017F;auber es i&#x017F;t zu-<lb/>
gerichtet worden) und &#x017F;tehen dann an einen Ort<lb/>
allein aus/ &#x017F;o genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ja zuweilen die Fru&#x0364;chte<lb/>
ihres erbettelend verlogenen Dieb&#x017F;tahls. <hi rendition="#aq">Pi-<lb/>
lovski</hi> &#x017F;agte/ wer wil die&#x017F;es Verfahren unter de-<lb/>
nen Marckt&#x017F;chreyern als ihr <hi rendition="#aq">Proprium,</hi> &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
anthen/ thun es doch wohl <hi rendition="#aq">Medici,</hi> unter den<lb/>
Vorwand: Stiehl was du kan&#x017F;t/ und laß einen<lb/>
jeden das Seinige: ein jeder muß &#x017F;ehen wie er<lb/>
fort kommt. Siegfried &#x017F;agte/ darum kommen<lb/>
hernach auch &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Chimer</hi>en heraus/ daß<lb/>
man o&#x0364;ffters darzu kotzen und gar &#x017F;peyen mo&#x0364;chte/<lb/>
wann das ungeg&#xA75B;u&#x0364;ndete <hi rendition="#aq">Fundament</hi> auf ein un-<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;enhafftes Gerath-wohl/ die Sa&#x0364;ulen und<lb/>
das Geba&#x0364;ude der Wanckelmu&#x0364;thigkeit und Un-<lb/>
gewißheit unter&#x017F;tu&#x0364;tzen und erhalten &#x017F;oll/ einen<lb/>
dergleichen Maul-Affen muß man vielmahl<lb/>
Nothhalben was zula&#x017F;&#x017F;en/ zumahln wann von<lb/>
denen Patienten auf die <hi rendition="#aq">Recommendation</hi> das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Echo</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[640/0656] dicament gleiche Coleur, und ob ſie wohl den Nahmen des Medicaments invertiren/ ſo laſ- ſen ſie durch alte Clyſtier ſpruͤtzen und gemei- ne Leuthe unter das Volck bringen/ das Medi- cament verrichte gleiche und weit beſſere Wir- ckung als des andern ſeines/ geben es etliche Pfennige wohlfeiler damit ſie etwas loͤſen und ihren Kram durch Betrug loß werden koͤnnen/ weil denn nun auch gute Specifica unter den Me- dicament ſeyn (GOtt gebe wie ſauber es iſt zu- gerichtet worden) und ſtehen dann an einen Ort allein aus/ ſo genieſſen ſie ja zuweilen die Fruͤchte ihres erbettelend verlogenen Diebſtahls. Pi- lovski ſagte/ wer wil dieſes Verfahren unter de- nen Marcktſchreyern als ihr Proprium, ſo ſehr anthen/ thun es doch wohl Medici, unter den Vorwand: Stiehl was du kanſt/ und laß einen jeden das Seinige: ein jeder muß ſehen wie er fort kommt. Siegfried ſagte/ darum kommen hernach auch ſo ſchoͤne Chimeren heraus/ daß man oͤffters darzu kotzen und gar ſpeyen moͤchte/ wann das ungegꝛuͤndete Fundament auf ein un- gewiſſenhafftes Gerath-wohl/ die Saͤulen und das Gebaͤude der Wanckelmuͤthigkeit und Un- gewißheit unterſtuͤtzen und erhalten ſoll/ einen dergleichen Maul-Affen muß man vielmahl Nothhalben was zulaſſen/ zumahln wann von denen Patienten auf die Recommendation das Echo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/656
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/656>, abgerufen am 22.11.2024.