Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

ihres Auffenthalts sie nicht zu verlassen? Der
Medicus antwortete, wann sie befehlen, werde
ich morgen geliebts GOtt bey Gebrauch des
Bades mich wieder sehen lassen. Wir werden
dessen uns höchst-angenehmer Gegenwart uns
erfreuen, replicirte Eckarth, und hiermit nahm
der Medicus nach Anerwüntschter gesunder
Ruhe sein Adieu. Früh den Tag darauf ka-
men Juden, die brachten Zucker, Chavee, Thee
und ander Gewürtze nebenst allerhand Wah-
ren, von welchen Eckarth das ihnen benöhtigte
kauffte. Umb 7. Uhr ließ Eckarth vor sich, Sieg-
fried und Gotthart, durch Andreas vom Wirth
das Badegeräthe holen, und ihnen nachtragen;
Unsere Reisende giengen mit ihren Schlaff-Rö-
cken angethan zum Bade, und nachdem ihnen
der Wirth die Thüre zum kühlen Bad aufge-
macht hatte, nahmen sie die Bade-Schürtzen ü-
ber das Hembde und hengten die mitgebrach-
te reine Hembde nebenst denen Schlaff Röcken
andie angemachte Schrauben: Siegfried stieg
am ersten auf die erste Stuffe, und zog den Fuß
an sich, sagende: Das ist das kühle Bad! kan
man es doch vor Hitze kaum erleiden, es ist viel
heisser als das Schwefel-Bad. Eckarth und
Gotthart stiegen auch ein, in kurtzen aber war
das Bad so erleidlich, daß sie sich auf die erste
Stafel setzten und die Füsse auf die andere an-

stemm-
P p 5

ihres Auffenthalts ſie nicht zu verlaſſen? Der
Medicus antwortete, wann ſie befehlen, werde
ich morgen geliebts GOtt bey Gebrauch des
Bades mich wieder ſehen laſſen. Wir werden
deſſen uns hoͤchſt-angenehmer Gegenwart uns
erfreuen, replicirte Eckarth, und hiermit nahm
der Medicus nach Anerwuͤntſchter geſunder
Ruhe ſein Adieu. Fruͤh den Tag darauf ka-
men Juden, die brachten Zucker, Chavee, Thee
und ander Gewuͤrtze nebenſt allerhand Wah-
ren, von welchen Eckarth das ihnen benoͤhtigte
kauffte. Umb 7. Uhr ließ Eckarth vor ſich, Sieg-
fried und Gotthart, durch Andreas vom Wirth
das Badegeraͤthe holen, und ihnen nachtragen;
Unſere Reiſende giengen mit ihren Schlaff-Roͤ-
cken angethan zum Bade, und nachdem ihnen
der Wirth die Thuͤre zum kuͤhlen Bad aufge-
macht hatte, nahmen ſie die Bade-Schuͤrtzen uͤ-
ber das Hembde und hengten die mitgebrach-
te reine Hembde nebenſt denen Schlaff Roͤcken
andie angemachte Schrauben: Siegfried ſtieg
am erſten auf die erſte Stuffe, und zog den Fuß
an ſich, ſagende: Das iſt das kuͤhle Bad! kan
man es doch vor Hitze kaum erleiden, es iſt viel
heiſſer als das Schwefel-Bad. Eckarth und
Gotthart ſtiegen auch ein, in kurtzen aber war
das Bad ſo erleidlich, daß ſie ſich auf die erſte
Stafel ſetzten und die Fuͤſſe auf die andere an-

ſtemm-
P p 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0617" n="601"/>
ihres Auffenthalts &#x017F;ie nicht zu verla&#x017F;&#x017F;en? Der<lb/><hi rendition="#aq">Medicus</hi> antwortete, wann &#x017F;ie befehlen, werde<lb/>
ich morgen geliebts GOtt bey Gebrauch des<lb/>
Bades mich wieder &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en. Wir werden<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en uns ho&#x0364;ch&#x017F;t-angenehmer Gegenwart uns<lb/>
erfreuen, <hi rendition="#aq">replicir</hi>te Eckarth, und hiermit nahm<lb/>
der <hi rendition="#aq">Medicus</hi> nach Anerwu&#x0364;nt&#x017F;chter ge&#x017F;under<lb/>
Ruhe &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Adieu.</hi> Fru&#x0364;h den Tag darauf ka-<lb/>
men Juden, die brachten Zucker, <hi rendition="#aq">Chavee, Thee</hi><lb/>
und ander Gewu&#x0364;rtze neben&#x017F;t allerhand Wah-<lb/>
ren, von welchen Eckarth das ihnen beno&#x0364;htigte<lb/>
kauffte. Umb 7. Uhr ließ Eckarth vor &#x017F;ich, Sieg-<lb/>
fried und Gotthart, durch <hi rendition="#aq">Andreas</hi> vom Wirth<lb/>
das Badegera&#x0364;the holen, und ihnen nachtragen;<lb/>
Un&#x017F;ere Rei&#x017F;ende giengen mit ihren Schlaff-Ro&#x0364;-<lb/>
cken angethan zum Bade, und nachdem ihnen<lb/>
der Wirth die Thu&#x0364;re zum ku&#x0364;hlen Bad aufge-<lb/>
macht hatte, nahmen &#x017F;ie die Bade-Schu&#x0364;rtzen u&#x0364;-<lb/>
ber das Hembde und hengten die mitgebrach-<lb/>
te reine Hembde neben&#x017F;t denen Schlaff Ro&#x0364;cken<lb/>
andie angemachte Schrauben: Siegfried &#x017F;tieg<lb/>
am er&#x017F;ten auf die er&#x017F;te Stuffe, und zog den Fuß<lb/>
an &#x017F;ich, &#x017F;agende: Das i&#x017F;t das ku&#x0364;hle Bad! kan<lb/>
man es doch vor Hitze kaum erleiden, es i&#x017F;t viel<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;er als das Schwefel-Bad. Eckarth und<lb/>
Gotthart &#x017F;tiegen auch ein, in kurtzen aber war<lb/>
das Bad &#x017F;o erleidlich, daß &#x017F;ie &#x017F;ich auf die er&#x017F;te<lb/>
Stafel &#x017F;etzten und die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auf die andere an-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;temm-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[601/0617] ihres Auffenthalts ſie nicht zu verlaſſen? Der Medicus antwortete, wann ſie befehlen, werde ich morgen geliebts GOtt bey Gebrauch des Bades mich wieder ſehen laſſen. Wir werden deſſen uns hoͤchſt-angenehmer Gegenwart uns erfreuen, replicirte Eckarth, und hiermit nahm der Medicus nach Anerwuͤntſchter geſunder Ruhe ſein Adieu. Fruͤh den Tag darauf ka- men Juden, die brachten Zucker, Chavee, Thee und ander Gewuͤrtze nebenſt allerhand Wah- ren, von welchen Eckarth das ihnen benoͤhtigte kauffte. Umb 7. Uhr ließ Eckarth vor ſich, Sieg- fried und Gotthart, durch Andreas vom Wirth das Badegeraͤthe holen, und ihnen nachtragen; Unſere Reiſende giengen mit ihren Schlaff-Roͤ- cken angethan zum Bade, und nachdem ihnen der Wirth die Thuͤre zum kuͤhlen Bad aufge- macht hatte, nahmen ſie die Bade-Schuͤrtzen uͤ- ber das Hembde und hengten die mitgebrach- te reine Hembde nebenſt denen Schlaff Roͤcken andie angemachte Schrauben: Siegfried ſtieg am erſten auf die erſte Stuffe, und zog den Fuß an ſich, ſagende: Das iſt das kuͤhle Bad! kan man es doch vor Hitze kaum erleiden, es iſt viel heiſſer als das Schwefel-Bad. Eckarth und Gotthart ſtiegen auch ein, in kurtzen aber war das Bad ſo erleidlich, daß ſie ſich auf die erſte Stafel ſetzten und die Fuͤſſe auf die andere an- ſtemm- P p 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/617
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/617>, abgerufen am 25.11.2024.