Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

zogen hat/ gleich einem Sale armoniaco, indem
es seine Wirckung vorweiset in Eröffnung der
verstopfften Gedärme/ Gekrösse/ treibet durch
die eröffnete Wege alles Böse fort/ und stär-
cket den abgematteten Cörper. Wie der Medi-
cus
zu reden stille hielt/ sagte Eckarth/ Monsieur
Cast
verzeihe/ daß ich ihm in die Rede falle;
Theophrastus meldet in seinen Tractat von de-
nen natürlichen warmen Bädern vom Töplitzer
Bad in Böhmen liegend folgender gestalt: die-
ses Bad hat seinen Ursprung aus denen Kalch-
Steinen/ jedoch bringet es keine Tugend mit
sich/ wann sein Durchgang und dergleichen
was in denselben Cataracten liegt giebt keine
einfallende Wirckung/ so wird es auch von dem
Kalch erwärmet/ ohne alle Arth und Krafft des-
selbigen Kalchs. Dieweil nun keine andere
Krafft ist/ als allein wie in denen gemeinen war-
men Wasser/ darinn dann über die Wärme wei-
ter keine Krafft ist/ darumb es denn gleich einen
gemeinen Wasser verglichen wird. Der Me-
dicus
antwortete: wann Theophrastus zu seiner
Zeit das Töplitzer Bad besser untersuchet und
probiret hätte/ würde er davon gantz anders ur-
theilet haben/ er ist zuweilen in seinen Schreiben
zu raisch und übereilet sich offters sehr/ da er doch
hernach unter einen andern Titel ihm wi-
derspricht. Er wolte weiter reden/ da kam An-

dreas

zogen hat/ gleich einem Sale armoniaco, indem
es ſeine Wirckung vorweiſet in Eroͤffnung der
verſtopfften Gedaͤrme/ Gekroͤſſe/ treibet durch
die eroͤffnete Wege alles Boͤſe fort/ und ſtaͤr-
cket den abgematteten Coͤrper. Wie der Medi-
cus
zu reden ſtille hielt/ ſagte Eckarth/ Monſieur
Caſt
verzeihe/ daß ich ihm in die Rede falle;
Theophraſtus meldet in ſeinen Tractat von de-
nen natuͤrlichen warmen Baͤdern vom Toͤplitzer
Bad in Boͤhmen liegend folgender geſtalt: die-
ſes Bad hat ſeinen Urſprung aus denen Kalch-
Steinen/ jedoch bringet es keine Tugend mit
ſich/ wann ſein Durchgang und dergleichen
was in denſelben Cataracten liegt giebt keine
einfallende Wirckung/ ſo wird es auch von dem
Kalch erwaͤrmet/ ohne alle Arth und Krafft deſ-
ſelbigen Kalchs. Dieweil nun keine andere
Krafft iſt/ als allein wie in denen gemeinen war-
men Waſſer/ darinn dann uͤber die Waͤrme wei-
ter keine Krafft iſt/ darumb es denn gleich einen
gemeinen Waſſer verglichen wird. Der Me-
dicus
antwortete: wann Theophraſtus zu ſeiner
Zeit das Toͤplitzer Bad beſſer unterſuchet und
probiret haͤtte/ wuͤꝛde er davon gantz anders ur-
theilet haben/ er iſt zuweilen in ſeinen Schreiben
zu raiſch und uͤbereilet ſich offters ſehr/ da er doch
hernach unter einen andern Titel ihm wi-
derſpricht. Er wolte weiter reden/ da kam An-

dreas
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0592" n="576"/>
zogen hat/ gleich einem <hi rendition="#aq">Sale armoniaco,</hi> indem<lb/>
es &#x017F;eine Wirckung vorwei&#x017F;et in Ero&#x0364;ffnung der<lb/>
ver&#x017F;topfften Geda&#x0364;rme/ Gekro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ treibet durch<lb/>
die ero&#x0364;ffnete Wege alles Bo&#x0364;&#x017F;e fort/ und &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
cket den abgematteten Co&#x0364;rper. Wie der <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cus</hi> zu reden &#x017F;tille hielt/ &#x017F;agte Eckarth/ <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur<lb/>
Ca&#x017F;t</hi> verzeihe/ daß ich ihm in die Rede falle;<lb/><hi rendition="#aq">Theophra&#x017F;tus</hi> meldet in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Tractat</hi> von de-<lb/>
nen natu&#x0364;rlichen warmen Ba&#x0364;dern vom To&#x0364;plitzer<lb/>
Bad in Bo&#x0364;hmen liegend folgender ge&#x017F;talt: die-<lb/>
&#x017F;es Bad hat &#x017F;einen Ur&#x017F;prung aus denen Kalch-<lb/>
Steinen/ jedoch bringet es keine Tugend mit<lb/>
&#x017F;ich/ wann &#x017F;ein Durchgang und dergleichen<lb/>
was in den&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Cataract</hi>en liegt giebt keine<lb/>
einfallende Wirckung/ &#x017F;o wird es auch von dem<lb/>
Kalch erwa&#x0364;rmet/ ohne alle Arth und Krafft de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbigen Kalchs. Dieweil nun keine andere<lb/>
Krafft i&#x017F;t/ als allein wie in denen gemeinen war-<lb/>
men Wa&#x017F;&#x017F;er/ darinn dann u&#x0364;ber die Wa&#x0364;rme wei-<lb/>
ter keine Krafft i&#x017F;t/ darumb es denn gleich einen<lb/>
gemeinen Wa&#x017F;&#x017F;er verglichen wird. Der <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dicus</hi> antwortete: wann <hi rendition="#aq">Theophra&#x017F;tus</hi> zu &#x017F;einer<lb/>
Zeit das To&#x0364;plitzer Bad be&#x017F;&#x017F;er unter&#x017F;uchet und<lb/><hi rendition="#aq">probir</hi>et ha&#x0364;tte/ wu&#x0364;&#xA75B;de er davon gantz anders ur-<lb/>
theilet haben/ er i&#x017F;t zuweilen in &#x017F;einen Schreiben<lb/>
zu rai&#x017F;ch und u&#x0364;bereilet &#x017F;ich offters &#x017F;ehr/ da er doch<lb/>
hernach unter einen andern Titel ihm wi-<lb/>
der&#x017F;pricht. Er wolte weiter reden/ da kam <hi rendition="#aq">An-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">dreas</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[576/0592] zogen hat/ gleich einem Sale armoniaco, indem es ſeine Wirckung vorweiſet in Eroͤffnung der verſtopfften Gedaͤrme/ Gekroͤſſe/ treibet durch die eroͤffnete Wege alles Boͤſe fort/ und ſtaͤr- cket den abgematteten Coͤrper. Wie der Medi- cus zu reden ſtille hielt/ ſagte Eckarth/ Monſieur Caſt verzeihe/ daß ich ihm in die Rede falle; Theophraſtus meldet in ſeinen Tractat von de- nen natuͤrlichen warmen Baͤdern vom Toͤplitzer Bad in Boͤhmen liegend folgender geſtalt: die- ſes Bad hat ſeinen Urſprung aus denen Kalch- Steinen/ jedoch bringet es keine Tugend mit ſich/ wann ſein Durchgang und dergleichen was in denſelben Cataracten liegt giebt keine einfallende Wirckung/ ſo wird es auch von dem Kalch erwaͤrmet/ ohne alle Arth und Krafft deſ- ſelbigen Kalchs. Dieweil nun keine andere Krafft iſt/ als allein wie in denen gemeinen war- men Waſſer/ darinn dann uͤber die Waͤrme wei- ter keine Krafft iſt/ darumb es denn gleich einen gemeinen Waſſer verglichen wird. Der Me- dicus antwortete: wann Theophraſtus zu ſeiner Zeit das Toͤplitzer Bad beſſer unterſuchet und probiret haͤtte/ wuͤꝛde er davon gantz anders ur- theilet haben/ er iſt zuweilen in ſeinen Schreiben zu raiſch und uͤbereilet ſich offters ſehr/ da er doch hernach unter einen andern Titel ihm wi- derſpricht. Er wolte weiter reden/ da kam An- dreas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/592
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/592>, abgerufen am 22.11.2024.