geschlagene Mist impraegnirt sich, durch mit- würckendes Wetter immer mehr und mehr, daß es von seiner zukommenden Saltzigkeit, durch- dringend wird, die Aecker zu foecundiren und fruchtbar zu machen, daß es gutes völliges Korn und andere Feld-Früchte bringet. Gotthart sagte: Es ist meinen Herrn Vater ein guter Freund bekandt, der ihme ein klein Güthlein ge- kaufft, und von seinen wenigen Aeckern mehr Früchte bekommt, als seine Nachbarn auf ihren Feld weitern Aeckern, daß sie in der Meynung stehen, er verrichtete solchen Wachsthum mit Zaubereyen, alleine seine Zauberey ist diese: Er nimmt den fettesten Mist, schlägt ihn zusammen, darauf geust er nach und nach eine nitrosische Lauge, die denn in ein eingegrabenes Eichenes Faß laufft; mit dieser Lauge weichet er das Korn, Weitzen, Haber etc. ein, dann säet er solches in den zugerichteten Acker ein, und damit erhält er mehrere und grössere Aehren als die andern. Eckarth versetzte, das ist wohl zu glauben, be- voraus wo der Acker nicht fett sondern sandigt ist, daß man den Mißwachs dadurch gut ma- che. Mithin kamen unsere Reisende an den Geyersberg, welcher hoch ist, und anietzo die Strasse abwerts führte, weil nun der Weg sehr jähe war, stieg Eckarth und die andern vom Wa- gen giengen zu Fusse, und liessen die Kutsche
nach-
N n
geſchlagene Miſt imprægnirt ſich, durch mit- wuͤrckendes Wetter immer mehr und mehꝛ, daß es von ſeiner zukommenden Saltzigkeit, durch- dringend wird, die Aecker zu fœcundiren und fruchtbar zu machen, daß es gutes voͤlliges Koꝛn und andere Feld-Fruͤchte bringet. Gotthart ſagte: Es iſt meinen Herrn Vater ein guter Freund bekandt, der ihme ein klein Guͤthlein ge- kaufft, und von ſeinen wenigen Aeckern mehr Fruͤchte bekommt, als ſeine Nachbarn auf ihren Feld weitern Aeckern, daß ſie in der Meynung ſtehen, er verrichtete ſolchen Wachsthum mit Zaubereyen, alleine ſeine Zauberey iſt dieſe: Er nimmt den fetteſten Miſt, ſchlaͤgt ihn zuſam̃en, darauf geuſt er nach und nach eine nitroſiſche Lauge, die denn in ein eingegrabenes Eichenes Faß laufft; mit dieſeꝛ Lauge weichet er das Koꝛn, Weitzen, Haber ꝛc. ein, dann ſaͤet er ſolches in den zugerichteten Acker ein, und damit erhaͤlt er mehrere und groͤſſere Aehren als die andern. Eckarth verſetzte, das iſt wohl zu glauben, be- voraus wo der Acker nicht fett ſondern ſandigt iſt, daß man den Mißwachs dadurch gut ma- che. Mithin kamen unſere Reiſende an den Geyersberg, welcher hoch iſt, und anietzo die Straſſe abwerts fuͤhrte, weil nun der Weg ſehr jaͤhe war, ſtieg Eckarth und die andeꝛn vom Wa- gen giengen zu Fuſſe, und lieſſen die Kutſche
nach-
N n
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0577"n="561"/>
geſchlagene Miſt <hirendition="#aq">imprægnir</hi>t ſich, durch mit-<lb/>
wuͤrckendes Wetter immer mehr und mehꝛ, daß<lb/>
es von ſeiner zukommenden Saltzigkeit, durch-<lb/>
dringend wird, die Aecker zu <hirendition="#aq">fœcundir</hi>en und<lb/>
fruchtbar zu machen, daß es gutes voͤlliges Koꝛn<lb/>
und andere Feld-Fruͤchte bringet. Gotthart<lb/>ſagte: Es iſt meinen Herrn Vater ein guter<lb/>
Freund bekandt, der ihme ein klein Guͤthlein ge-<lb/>
kaufft, und von ſeinen wenigen Aeckern mehr<lb/>
Fruͤchte bekommt, als ſeine Nachbarn auf ihren<lb/>
Feld weitern Aeckern, daß ſie in der Meynung<lb/>ſtehen, er verrichtete ſolchen Wachsthum mit<lb/>
Zaubereyen, alleine ſeine Zauberey iſt dieſe: Er<lb/>
nimmt den fetteſten Miſt, ſchlaͤgt ihn zuſam̃en,<lb/>
darauf geuſt er nach und nach eine <hirendition="#aq">nitroſi</hi>ſche<lb/>
Lauge, die denn in ein eingegrabenes Eichenes<lb/>
Faß laufft; mit dieſeꝛ Lauge weichet er das Koꝛn,<lb/>
Weitzen, Haber ꝛc. ein, dann ſaͤet er ſolches in<lb/>
den zugerichteten Acker ein, und damit erhaͤlt er<lb/>
mehrere und groͤſſere Aehren als die andern.<lb/>
Eckarth verſetzte, das iſt wohl zu glauben, be-<lb/>
voraus wo der Acker nicht fett ſondern ſandigt<lb/>
iſt, daß man den Mißwachs dadurch gut ma-<lb/>
che. Mithin kamen unſere Reiſende an den<lb/>
Geyersberg, welcher hoch iſt, und anietzo die<lb/>
Straſſe abwerts fuͤhrte, weil nun der Weg ſehr<lb/>
jaͤhe war, ſtieg Eckarth und die andeꝛn vom Wa-<lb/>
gen giengen zu Fuſſe, und lieſſen die Kutſche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N n</fw><fwplace="bottom"type="catch">nach-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[561/0577]
geſchlagene Miſt imprægnirt ſich, durch mit-
wuͤrckendes Wetter immer mehr und mehꝛ, daß
es von ſeiner zukommenden Saltzigkeit, durch-
dringend wird, die Aecker zu fœcundiren und
fruchtbar zu machen, daß es gutes voͤlliges Koꝛn
und andere Feld-Fruͤchte bringet. Gotthart
ſagte: Es iſt meinen Herrn Vater ein guter
Freund bekandt, der ihme ein klein Guͤthlein ge-
kaufft, und von ſeinen wenigen Aeckern mehr
Fruͤchte bekommt, als ſeine Nachbarn auf ihren
Feld weitern Aeckern, daß ſie in der Meynung
ſtehen, er verrichtete ſolchen Wachsthum mit
Zaubereyen, alleine ſeine Zauberey iſt dieſe: Er
nimmt den fetteſten Miſt, ſchlaͤgt ihn zuſam̃en,
darauf geuſt er nach und nach eine nitroſiſche
Lauge, die denn in ein eingegrabenes Eichenes
Faß laufft; mit dieſeꝛ Lauge weichet er das Koꝛn,
Weitzen, Haber ꝛc. ein, dann ſaͤet er ſolches in
den zugerichteten Acker ein, und damit erhaͤlt er
mehrere und groͤſſere Aehren als die andern.
Eckarth verſetzte, das iſt wohl zu glauben, be-
voraus wo der Acker nicht fett ſondern ſandigt
iſt, daß man den Mißwachs dadurch gut ma-
che. Mithin kamen unſere Reiſende an den
Geyersberg, welcher hoch iſt, und anietzo die
Straſſe abwerts fuͤhrte, weil nun der Weg ſehr
jaͤhe war, ſtieg Eckarth und die andeꝛn vom Wa-
gen giengen zu Fuſſe, und lieſſen die Kutſche
nach-
N n
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/577>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.