Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

den Fuß in die Grube gestreckt; nicht mit eue-
ren ehemahligen Sauff Sohne Curidor euch
in gleiche Verdammniß stürtzet. Wie? frag-
te Tournildo, Curidor! ist der in so grosses
Unglück gerathen? Ja antwortete Eckarth,
und zwar in ein so grosses, aus welchen ihn kein
Mensch erretten kan, erzehlte ihm hierauff den
gantzen Verlauff, was sich mit dem Curidor zu-
getragen habe. Darauf fieng der alte an hertz-
lich zu weinen, und weil die andern alle abgan-
gen, und sie beyde alleine waren, sagte Tournil-
do
zu Eckarthen, Herr Obrist Lieutenant, ich
kan wohl schweren, daß ich mit keinen Betrüge-
reyen umbgehe, und habe ich ein gewisses Mittel
vor die Augen, daß ich aus einen süß-gemachten
Saltz, von Capite mortuo Vitrioli, und Tutia
mit Aufgiessung gekochten Schell-Kraut-Was-
sers bereite, hernach verfertige ich eine blaue
Tinctur von ungelöschten Kalck und Salmiac,
darüber giesse ich in einen küpfernen Kessel war-
men gemeinen Brandtewein, laß es ein wenig
stehen, so ziehet es eine schöne hoch-blaue Farbe
an sich, dieses titulire ich die Saphierne Him-
mels-Tinctur, und diese gebe ich denen Leuthen
in allerley Zufällen, sonsten mische ich mich in
keine innigliche Curen. Schauet Tournildo,
replicir
te Eckarth, schön könnet ihr eueren
Thun eine Farbe anstreichen und euch entschul-

digen.
M m 5

den Fuß in die Grube geſtreckt; nicht mit eue-
ren ehemahligen Sauff Sohne Curidor euch
in gleiche Verdammniß ſtuͤrtzet. Wie? frag-
te Tournildo, Curidor! iſt der in ſo groſſes
Ungluͤck gerathen? Ja antwortete Eckarth,
und zwar in ein ſo groſſes, aus welchen ihn kein
Menſch erretten kan, erzehlte ihm hierauff den
gantzen Verlauff, was ſich mit dem Curidor zu-
getragen habe. Darauf fieng der alte an hertz-
lich zu weinen, und weil die andern alle abgan-
gen, und ſie beyde alleine waren, ſagte Tournil-
do
zu Eckarthen, Herr Obriſt Lieutenant, ich
kan wohl ſchweren, daß ich mit keinen Betruͤge-
ꝛeyen umbgehe, und habe ich ein gewiſſes Mittel
vor die Augen, daß ich aus einen ſuͤß-gemachten
Saltz, von Capite mortuo Vitrioli, und Tutia
mit Aufgieſſung gekochten Schell-Kꝛaut-Waſ-
ſers bereite, hernach verfertige ich eine blaue
Tinctur von ungeloͤſchten Kalck und Salmiac,
daruͤber gieſſe ich in einen kuͤpfernen Keſſel war-
men gemeinen Brandtewein, laß es ein wenig
ſtehen, ſo ziehet es eine ſchoͤne hoch-blaue Farbe
an ſich, dieſes titulire ich die Saphierne Him-
mels-Tinctur, und dieſe gebe ich denen Leuthen
in allerley Zufaͤllen, ſonſten miſche ich mich in
keine innigliche Curen. Schauet Tournildo,
replicir
te Eckarth, ſchoͤn koͤnnet ihr eueren
Thun eine Farbe anſtreichen und euch entſchul-

digen.
M m 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0569" n="553"/>
den Fuß in die Grube ge&#x017F;treckt; nicht mit eue-<lb/>
ren ehemahligen Sauff Sohne <hi rendition="#aq">Curidor</hi> euch<lb/>
in gleiche Verdammniß &#x017F;tu&#x0364;rtzet. Wie? frag-<lb/>
te <hi rendition="#aq">Tournildo, Curidor!</hi> i&#x017F;t der in &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Unglu&#x0364;ck gerathen? Ja antwortete Eckarth,<lb/>
und zwar in ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es, aus welchen ihn kein<lb/>
Men&#x017F;ch erretten kan, erzehlte ihm hierauff den<lb/>
gantzen Verlauff, was &#x017F;ich mit dem <hi rendition="#aq">Curidor</hi> zu-<lb/>
getragen habe. Darauf fieng der alte an hertz-<lb/>
lich zu weinen, und weil die andern alle abgan-<lb/>
gen, und &#x017F;ie beyde alleine waren, &#x017F;agte <hi rendition="#aq">Tournil-<lb/>
do</hi> zu Eckarthen, Herr Obri&#x017F;t <hi rendition="#aq">Lieutenant,</hi> ich<lb/>
kan wohl &#x017F;chweren, daß ich mit keinen Betru&#x0364;ge-<lb/>
&#xA75B;eyen umbgehe, und habe ich ein gewi&#x017F;&#x017F;es Mittel<lb/>
vor die Augen, daß ich aus einen &#x017F;u&#x0364;ß-gemachten<lb/>
Saltz, von <hi rendition="#aq">Capite mortuo Vitrioli,</hi> und <hi rendition="#aq">Tutia</hi><lb/>
mit Aufgie&#x017F;&#x017F;ung gekochten Schell-K&#xA75B;aut-Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ers bereite, hernach verfertige ich eine blaue<lb/><hi rendition="#aq">Tinctur</hi> von ungelo&#x0364;&#x017F;chten Kalck und <hi rendition="#aq">Salmiac,</hi><lb/>
daru&#x0364;ber gie&#x017F;&#x017F;e ich in einen ku&#x0364;pfernen Ke&#x017F;&#x017F;el war-<lb/>
men gemeinen Brandtewein, laß es ein wenig<lb/>
&#x017F;tehen, &#x017F;o ziehet es eine &#x017F;cho&#x0364;ne hoch-blaue Farbe<lb/>
an &#x017F;ich, die&#x017F;es <hi rendition="#aq">titulir</hi>e ich die Saphierne Him-<lb/>
mels-<hi rendition="#aq">Tinctur,</hi> und die&#x017F;e gebe ich denen Leuthen<lb/>
in allerley Zufa&#x0364;llen, &#x017F;on&#x017F;ten mi&#x017F;che ich mich in<lb/>
keine innigliche <hi rendition="#aq">Cur</hi>en. Schauet <hi rendition="#aq">Tournildo,<lb/>
replicir</hi>te Eckarth, &#x017F;cho&#x0364;n ko&#x0364;nnet ihr eueren<lb/>
Thun eine Farbe an&#x017F;treichen und euch ent&#x017F;chul-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m 5</fw><fw place="bottom" type="catch">digen.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[553/0569] den Fuß in die Grube geſtreckt; nicht mit eue- ren ehemahligen Sauff Sohne Curidor euch in gleiche Verdammniß ſtuͤrtzet. Wie? frag- te Tournildo, Curidor! iſt der in ſo groſſes Ungluͤck gerathen? Ja antwortete Eckarth, und zwar in ein ſo groſſes, aus welchen ihn kein Menſch erretten kan, erzehlte ihm hierauff den gantzen Verlauff, was ſich mit dem Curidor zu- getragen habe. Darauf fieng der alte an hertz- lich zu weinen, und weil die andern alle abgan- gen, und ſie beyde alleine waren, ſagte Tournil- do zu Eckarthen, Herr Obriſt Lieutenant, ich kan wohl ſchweren, daß ich mit keinen Betruͤge- ꝛeyen umbgehe, und habe ich ein gewiſſes Mittel vor die Augen, daß ich aus einen ſuͤß-gemachten Saltz, von Capite mortuo Vitrioli, und Tutia mit Aufgieſſung gekochten Schell-Kꝛaut-Waſ- ſers bereite, hernach verfertige ich eine blaue Tinctur von ungeloͤſchten Kalck und Salmiac, daruͤber gieſſe ich in einen kuͤpfernen Keſſel war- men gemeinen Brandtewein, laß es ein wenig ſtehen, ſo ziehet es eine ſchoͤne hoch-blaue Farbe an ſich, dieſes titulire ich die Saphierne Him- mels-Tinctur, und dieſe gebe ich denen Leuthen in allerley Zufaͤllen, ſonſten miſche ich mich in keine innigliche Curen. Schauet Tournildo, replicirte Eckarth, ſchoͤn koͤnnet ihr eueren Thun eine Farbe anſtreichen und euch entſchul- digen. M m 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/569
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/569>, abgerufen am 25.11.2024.