lichen Zündel gewickelt und an einen Tage, an welchen eine hierzu vermeynte Constellation und Conjunction ausgesetzter Planeten und Sternen geschiehet, angehencket werden? Da doch GOTT der HERR selbst verbeuth, man soll dem Gestirne nicht trauen, noch auf dessen Lauff sein Absehen richten, etc. Die, welche nun dergleichen abergläubische Ding thun und ver- richten, bilden ihnen zwar nichts böses ein, allein der erste Erfinder ist der Teufel, der vermittelst eines solchen tückischen Stricks die Menschen fängt und sie denn nach und nach durch erfolgen- de Hülffe verleitet, daß sie ihre gäntzliche Hoff- nung auf dergleichen Narrentheidungen setzen und GOttes darüber vergessen, was das Sieb- Drehen, Crystallen-Sehen, Wunden schlagen, Mannschafft nehmen, Knoten knüpffen, Schlös- ser schliessen etc. belanget, sind der vollkomme- nen Zaubereyen nicht ungleich und denen Pa- ctis puris zuzurechnen. Allein wandte Sieg- fried ein, Herr Vater, es geschiehet aber zu wei- len von einfältigen Leuthen, die es nur von Hö- ren-Sagen haben, und es dannenhero aus kei- nen Vorwitz oder Frevel verrichten, sondern bloß damit ihnen gerathen werde, es durch Zu- rathung anderer in ihrer Einfalt dahin thun, solte denn GOtt der HErr, der die Barmher- tzigkeit selber ist, ein Einfältiges deswegen ver-
der-
lichen Zuͤndel gewickelt und an einen Tage, an welchen eine hierzu vermeynte Conſtellation und Conjunction ausgeſetzter Planeten und Sternen geſchiehet, angehencket werden? Da doch GOTT der HERR ſelbſt verbeuth, man ſoll dem Geſtirne nicht trauen, noch auf deſſen Lauff ſein Abſehen richten, ꝛc. Die, welche nun dergleichen aberglaͤubiſche Ding thun und ver- richten, bilden ihnen zwar nichts boͤſes ein, allein der erſte Erfinder iſt der Teufel, der vermittelſt eines ſolchen tuͤckiſchen Stricks die Menſchen faͤngt und ſie denn nach und nach duꝛch eꝛfolgen- de Huͤlffe verleitet, daß ſie ihre gaͤntzliche Hoff- nung auf dergleichen Narrentheidungen ſetzen und GOttes daruͤber vergeſſen, was das Sieb- Dꝛehen, Cꝛyſtallen-Sehen, Wunden ſchlagen, Mañſchafft nehmen, Knoten knuͤpffen, Schloͤſ- ſer ſchlieſſen ꝛc. belanget, ſind der vollkomme- nen Zaubereyen nicht ungleich und denen Pa- ctis puris zuzurechnen. Allein wandte Sieg- fried ein, Herr Vater, es geſchiehet aber zu wei- len von einfaͤltigen Leuthen, die es nur von Hoͤ- ren-Sagen haben, und es dannenhero aus kei- nen Vorwitz oder Frevel verrichten, ſondern bloß damit ihnen gerathen werde, es durch Zu- rathung anderer in ihrer Einfalt dahin thun, ſolte denn GOtt der HErr, der die Barmher- tzigkeit ſelber iſt, ein Einfaͤltiges deswegen ver-
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lichen Zuͤndel gewickelt und an einen Tage, an
welchen eine hierzu vermeynte Conſtellation
und Conjunction ausgeſetzter Planeten und
Sternen geſchiehet, angehencket werden? Da
doch GOTT der HERR ſelbſt verbeuth, man
ſoll dem Geſtirne nicht trauen, noch auf deſſen
Lauff ſein Abſehen richten, ꝛc. Die, welche nun
dergleichen aberglaͤubiſche Ding thun und ver-
richten, bilden ihnen zwar nichts boͤſes ein, allein
der erſte Erfinder iſt der Teufel, der vermittelſt
eines ſolchen tuͤckiſchen Stricks die Menſchen
faͤngt und ſie denn nach und nach duꝛch eꝛfolgen-
de Huͤlffe verleitet, daß ſie ihre gaͤntzliche Hoff-
nung auf dergleichen Narrentheidungen ſetzen
und GOttes daruͤber vergeſſen, was das Sieb-
Dꝛehen, Cꝛyſtallen-Sehen, Wunden ſchlagen,
Mañſchafft nehmen, Knoten knuͤpffen, Schloͤſ-
ſer ſchlieſſen ꝛc. belanget, ſind der vollkomme-
nen Zaubereyen nicht ungleich und denen Pa-
ctis puris zuzurechnen. Allein wandte Sieg-
fried ein, Herr Vater, es geſchiehet aber zu wei-
len von einfaͤltigen Leuthen, die es nur von Hoͤ-
ren-Sagen haben, und es dannenhero aus kei-
nen Vorwitz oder Frevel verrichten, ſondern
bloß damit ihnen gerathen werde, es durch Zu-
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ſolte denn GOtt der HErr, der die Barmher-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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