Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

ich ungläubig, der Obrist-Lieutenant sprach:
vielleicht hat er den Sommer mit dem Herbst
inclusive, und den Winter mit dem Frühling,
gleich dem Mussitano, der vor 6. Jahren sich
hier aufgehalten, und Euer Excellenz wohl
wissend seyn wird, jedes vor ein Jahr gerechnet;
käme also meinem computo nach richtig auf
56. Jahr, und an welchen ich dennoch zweifele,
dieweil überall, sich noch viel schwartzlichte Haa-
re mit unter fanden. Der General versetzte,
diese eingemengte schwartze Haare, sind seinen
Vorgeben nach die neuen Milch-Haare, welche
bey Renovation seiner Jugend hervor stossen,
Eckarth und der Obriste-Lieutenant, lächelten;
vielleicht fieng Eckarth an, kan ein guter Dün-
ger etwas dabey thun, wann des Herrn Obrist-
Lieutenants Vergeben nach dieser Curiosus
ein halb Jahr vor ein gantzes rechnete und also
in der Jahr-Rechnung mit denen Meißnischen
Bauern, die ihr Alter von denen Mistfuhren
rechnen, gleicher Meynung ist: nichts ist zu ver-
wundern, als daß allerley Leuthe, sonderlich hohe
Personen von dergleichen Leuthen in Einbildung
der gewissen Wahrheit umbgeführt u. inducirt
werden/ und das geschiehet fast durchgehends;
doch ist mir ein Orth bekannt dahin alle Process-
Krämer und Circulirer, wo sie nur fast zu fin-
den seyn, ziehen, umb denen Leuthen Geheim-

nüsse

ich unglaͤubig, der Obriſt-Lieutenant ſprach:
vielleicht hat er den Sommer mit dem Herbſt
incluſive, und den Winter mit dem Fruͤhling,
gleich dem Musſitano, der vor 6. Jahren ſich
hier aufgehalten, und Euer Excellenz wohl
wiſſend ſeyn wird, jedes vor ein Jahr gerechnet;
kaͤme alſo meinem computo nach richtig auf
56. Jahr, und an welchen ich dennoch zweifele,
dieweil uͤberall, ſich noch viel ſchwaꝛtzlichte Haa-
re mit unter fanden. Der General verſetzte,
dieſe eingemengte ſchwartze Haare, ſind ſeinen
Vorgeben nach die neuen Milch-Haare, welche
bey Renovation ſeiner Jugend hervor ſtoſſen,
Eckarth und der Obriſte-Lieutenant, laͤchelten;
vielleicht fieng Eckarth an, kan ein guter Duͤn-
ger etwas dabey thun, wann des Herrn Obriſt-
Lieutenants Vergeben nach dieſer Curioſus
ein halb Jahr vor ein gantzes rechnete und alſo
in der Jahr-Rechnung mit denen Meißniſchen
Bauern, die ihr Alter von denen Miſtfuhren
rechnen, gleicher Meynung iſt: nichts iſt zu ver-
wundeꝛn, als daß allerley Leuthe, ſonderlich hohe
Perſonen von dergleichẽ Leuthen in Einbildung
der gewiſſen Wahrheit umbgefuͤhrt u. inducirt
werden/ und das geſchiehet faſt durchgehends;
doch iſt mir ein Oꝛth bekannt dahin alle Proceſs-
Kraͤmer und Circulirer, wo ſie nur faſt zu fin-
den ſeyn, ziehen, umb denen Leuthen Geheim-

nuͤſſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0488" n="472"/>
ich ungla&#x0364;ubig, der Obri&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> &#x017F;prach:<lb/>
vielleicht hat er den Sommer mit dem Herb&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">inclu&#x017F;ive,</hi> und den Winter mit dem Fru&#x0364;hling,<lb/>
gleich dem <hi rendition="#aq">Mus&#x017F;itano,</hi> der vor 6. Jahren &#x017F;ich<lb/>
hier aufgehalten, und Euer <hi rendition="#aq">Excellenz</hi> wohl<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;end &#x017F;eyn wird, jedes vor ein Jahr gerechnet;<lb/>
ka&#x0364;me al&#x017F;o meinem <hi rendition="#aq">computo</hi> nach richtig auf<lb/>
56. Jahr, und an welchen ich dennoch zweifele,<lb/>
dieweil u&#x0364;berall, &#x017F;ich noch viel &#x017F;chwa&#xA75B;tzlichte Haa-<lb/>
re mit unter fanden. Der <hi rendition="#aq">General</hi> ver&#x017F;etzte,<lb/>
die&#x017F;e eingemengte &#x017F;chwartze Haare, &#x017F;ind &#x017F;einen<lb/>
Vorgeben nach die neuen Milch-Haare, welche<lb/>
bey <hi rendition="#aq">Renovation</hi> &#x017F;einer Jugend hervor &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Eckarth und der Obri&#x017F;te-<hi rendition="#aq">Lieutenant,</hi> la&#x0364;chelten;<lb/>
vielleicht fieng Eckarth an, kan ein guter Du&#x0364;n-<lb/>
ger etwas dabey thun, wann des Herrn Obri&#x017F;t-<lb/><hi rendition="#aq">Lieutenant</hi>s Vergeben nach die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;us</hi><lb/>
ein halb Jahr vor ein gantzes rechnete und al&#x017F;o<lb/>
in der Jahr-Rechnung mit denen Meißni&#x017F;chen<lb/>
Bauern, die ihr Alter von denen Mi&#x017F;tfuhren<lb/>
rechnen, gleicher Meynung i&#x017F;t: nichts i&#x017F;t zu ver-<lb/>
wunde&#xA75B;n, als daß allerley Leuthe, &#x017F;onderlich hohe<lb/>
Per&#x017F;onen von dergleiche&#x0303; Leuthen in Einbildung<lb/>
der gewi&#x017F;&#x017F;en Wahrheit umbgefu&#x0364;hrt u. <hi rendition="#aq">inducirt</hi><lb/>
werden/ und das ge&#x017F;chiehet fa&#x017F;t durchgehends;<lb/>
doch i&#x017F;t mir ein O&#xA75B;th bekannt dahin alle <hi rendition="#aq">Proce&#x017F;s-</hi><lb/>
Kra&#x0364;mer und <hi rendition="#aq">Circulir</hi>er, wo &#x017F;ie nur fa&#x017F;t zu fin-<lb/>
den &#x017F;eyn, ziehen, umb denen Leuthen Geheim-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[472/0488] ich unglaͤubig, der Obriſt-Lieutenant ſprach: vielleicht hat er den Sommer mit dem Herbſt incluſive, und den Winter mit dem Fruͤhling, gleich dem Musſitano, der vor 6. Jahren ſich hier aufgehalten, und Euer Excellenz wohl wiſſend ſeyn wird, jedes vor ein Jahr gerechnet; kaͤme alſo meinem computo nach richtig auf 56. Jahr, und an welchen ich dennoch zweifele, dieweil uͤberall, ſich noch viel ſchwaꝛtzlichte Haa- re mit unter fanden. Der General verſetzte, dieſe eingemengte ſchwartze Haare, ſind ſeinen Vorgeben nach die neuen Milch-Haare, welche bey Renovation ſeiner Jugend hervor ſtoſſen, Eckarth und der Obriſte-Lieutenant, laͤchelten; vielleicht fieng Eckarth an, kan ein guter Duͤn- ger etwas dabey thun, wann des Herrn Obriſt- Lieutenants Vergeben nach dieſer Curioſus ein halb Jahr vor ein gantzes rechnete und alſo in der Jahr-Rechnung mit denen Meißniſchen Bauern, die ihr Alter von denen Miſtfuhren rechnen, gleicher Meynung iſt: nichts iſt zu ver- wundeꝛn, als daß allerley Leuthe, ſonderlich hohe Perſonen von dergleichẽ Leuthen in Einbildung der gewiſſen Wahrheit umbgefuͤhrt u. inducirt werden/ und das geſchiehet faſt durchgehends; doch iſt mir ein Oꝛth bekannt dahin alle Proceſs- Kraͤmer und Circulirer, wo ſie nur faſt zu fin- den ſeyn, ziehen, umb denen Leuthen Geheim- nuͤſſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/488
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/488>, abgerufen am 22.11.2024.