Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

umbfahrender Artzt, Nahmens Günther von
Nürnberg, der ehmahliger Zeit mir und denen
Meinigen viel Gutes gethan hat, der stund auf
den Marckt aus, bey diesen war, wo mir recht
ist, dieser Colimber, und vertrat bey ihm die
Stelle eines Courtisans oder Harlequins, da-
selbst trug sich mit ihm eine wunderliche Co-
moedi
e zu, denn als er in seinen Possen-Reden
sich unter andern derer Worte gebrauchte: U-
ber ein kleines werdet ihr mich sehen, und aber
über ein kleines werdet ihr mich nicht sehen, denn
ich gehe auf denen Füssen meines Verstandes
zur etc. versahe er sich dessen nicht, daß er den
Sonntag darauf in der Marien-Kirche daselbst/
früh von Herr D. Müllern unter der Predigt
deswegen in den Kirchen-Bann gethan wurde,
mit folgenden Worten: Du verfluchte Zun-
ge des Courtisans, die du die höchst-schmertzlich-
sten Worte unsers Heylandes, welche er in sei-
ner allergrössesten Betrübniß, vor Angehung
seines allerbittersten Leidens gesprochen, zu dei-
ner Leichtfertigkeit gebraucht hast, und zum
Spott angeführet, dein Heyl ist verlohren, dei-
ne Verdammniß stehet dir entgegen, wofern du
nicht deswegen die Gemeinde, die du damit ge-
ärgert hast, durch eine offentliche Kirchen-Busse
und Reu deines Hertzens wiederum selbst reu-
end machest; Und ihr die ihr dergleichen Wor-

te

umbfahrender Artzt, Nahmens Guͤnther von
Nuͤrnberg, der ehmahliger Zeit mir und denen
Meinigen viel Gutes gethan hat, der ſtund auf
den Marckt aus, bey dieſen war, wo mir recht
iſt, dieſer Colimber, und vertrat bey ihm die
Stelle eines Courtiſans oder Harlequins, da-
ſelbſt trug ſich mit ihm eine wunderliche Co-
mœdi
e zu, denn als er in ſeinen Poſſen-Reden
ſich unter andern derer Worte gebrauchte: U-
ber ein kleines werdet ihr mich ſehen, und aber
uͤber ein kleines werdet ihr mich nicht ſehen, deñ
ich gehe auf denen Fuͤſſen meines Verſtandes
zur ꝛc. verſahe er ſich deſſen nicht, daß er den
Soñtag darauf in der Marien-Kirche daſelbſt/
fruͤh von Herr D. Muͤllern unter der Predigt
deswegen in den Kirchen-Bann gethan wurde,
mit folgenden Worten: Du verfluchte Zun-
ge des Courtiſans, die du die hoͤchſt-ſchmertzlich-
ſten Worte unſers Heylandes, welche er in ſei-
ner allergroͤſſeſten Betruͤbniß, vor Angehung
ſeines allerbitterſten Leidens geſprochen, zu dei-
ner Leichtfertigkeit gebraucht haſt, und zum
Spott angefuͤhret, dein Heyl iſt verlohren, dei-
ne Verdammniß ſtehet dir entgegen, wofern du
nicht deswegen die Gemeinde, die du damit ge-
aͤrgert haſt, durch eine offentliche Kirchen-Buſſe
und Reu deines Hertzens wiederum ſelbſt reu-
end macheſt; Und ihr die ihr dergleichen Wor-

te
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0478" n="462"/>
umbfahrender Artzt, Nahmens Gu&#x0364;nther von<lb/>
Nu&#x0364;rnberg, der ehmahliger Zeit mir und denen<lb/>
Meinigen viel Gutes gethan hat, der &#x017F;tund auf<lb/>
den Marckt aus, bey die&#x017F;en war, wo mir recht<lb/>
i&#x017F;t, die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Colimber,</hi> und vertrat bey ihm die<lb/>
Stelle eines <hi rendition="#aq">Courti&#x017F;ans</hi> oder <hi rendition="#aq">Harlequins,</hi> da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t trug &#x017F;ich mit ihm eine wunderliche <hi rendition="#aq">Co-<lb/>
m&#x0153;di</hi>e zu, denn als er in &#x017F;einen Po&#x017F;&#x017F;en-Reden<lb/>
&#x017F;ich unter andern derer Worte gebrauchte: U-<lb/>
ber ein kleines werdet ihr mich &#x017F;ehen, und aber<lb/>
u&#x0364;ber ein kleines werdet ihr mich nicht &#x017F;ehen, den&#x0303;<lb/>
ich gehe auf denen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en meines Ver&#x017F;tandes<lb/>
zur &#xA75B;c. ver&#x017F;ahe er &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en nicht, daß er den<lb/>
Son&#x0303;tag darauf in der Marien-Kirche da&#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
fru&#x0364;h von Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> Mu&#x0364;llern unter der Predigt<lb/>
deswegen in den Kirchen-Bann gethan wurde,<lb/>
mit folgenden Worten: Du verfluchte Zun-<lb/>
ge des <hi rendition="#aq">Courti&#x017F;ans,</hi> die du die ho&#x0364;ch&#x017F;t-&#x017F;chmertzlich-<lb/>
&#x017F;ten Worte un&#x017F;ers Heylandes, welche er in &#x017F;ei-<lb/>
ner allergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Betru&#x0364;bniß, vor Angehung<lb/>
&#x017F;eines allerbitter&#x017F;ten Leidens ge&#x017F;prochen, zu dei-<lb/>
ner Leichtfertigkeit gebraucht ha&#x017F;t, und zum<lb/>
Spott angefu&#x0364;hret, dein Heyl i&#x017F;t verlohren, dei-<lb/>
ne Verdammniß &#x017F;tehet dir entgegen, wofern du<lb/>
nicht deswegen die Gemeinde, die du damit ge-<lb/>
a&#x0364;rgert ha&#x017F;t, durch eine offentliche Kirchen-Bu&#x017F;&#x017F;e<lb/>
und Reu deines Hertzens wiederum &#x017F;elb&#x017F;t reu-<lb/>
end mache&#x017F;t; Und ihr die ihr dergleichen Wor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[462/0478] umbfahrender Artzt, Nahmens Guͤnther von Nuͤrnberg, der ehmahliger Zeit mir und denen Meinigen viel Gutes gethan hat, der ſtund auf den Marckt aus, bey dieſen war, wo mir recht iſt, dieſer Colimber, und vertrat bey ihm die Stelle eines Courtiſans oder Harlequins, da- ſelbſt trug ſich mit ihm eine wunderliche Co- mœdie zu, denn als er in ſeinen Poſſen-Reden ſich unter andern derer Worte gebrauchte: U- ber ein kleines werdet ihr mich ſehen, und aber uͤber ein kleines werdet ihr mich nicht ſehen, deñ ich gehe auf denen Fuͤſſen meines Verſtandes zur ꝛc. verſahe er ſich deſſen nicht, daß er den Soñtag darauf in der Marien-Kirche daſelbſt/ fruͤh von Herr D. Muͤllern unter der Predigt deswegen in den Kirchen-Bann gethan wurde, mit folgenden Worten: Du verfluchte Zun- ge des Courtiſans, die du die hoͤchſt-ſchmertzlich- ſten Worte unſers Heylandes, welche er in ſei- ner allergroͤſſeſten Betruͤbniß, vor Angehung ſeines allerbitterſten Leidens geſprochen, zu dei- ner Leichtfertigkeit gebraucht haſt, und zum Spott angefuͤhret, dein Heyl iſt verlohren, dei- ne Verdammniß ſtehet dir entgegen, wofern du nicht deswegen die Gemeinde, die du damit ge- aͤrgert haſt, durch eine offentliche Kirchen-Buſſe und Reu deines Hertzens wiederum ſelbſt reu- end macheſt; Und ihr die ihr dergleichen Wor- te

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/478
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/478>, abgerufen am 22.11.2024.