liebes Kind, allein ihr inwendiges ist voller Falschheit und Betrug, durch solches Liebkosen, benehmen sie denen Eltern allen Argwohn, den sie leicht auf diese Art Personen werffen möch- ten, damit sie denen Kindern desto näher kom- men können, geben sie entweder durch ihr An- hauchen vermittelst eines Kusses dem Kin- de das Gifft, oder aber verwüntschen heimlich daß sie alles Unglück anstossen möchte, nicht so wohl der Kinder halben, als der Eltern wegen denen sie mißgünstig und gram sind. Etliche sind in der verteufelten Boßheit verstrickt, daß wofern es GOtt der HErr ihnen zuliesse, auf gleiche Art die Frucht in Mutterleibe tödteten, und vermöchte ich davon ein Exempel so meiner Muhme widerfahren ist vorzuzeigen; Woran erkennet man aber dieses, denn das Kind zu mahln es auch todt, nichts sagen kan? fragte der General, Jhro Excellenz antwortete Sieg- fried, am Blutzeichen, da dergleichen ermorde- te Kinder nach dem Tode, durch die Nase, Mund, Blätlein oder Röhrlein bluten, weß- wegen man ja bey gesegneten Leibe, so wohl als bey der Geburth und ferner Aufferziehungs- Zeit, die lieben Gewächse, durch ein andächti- ges Gebet, mit dem Blute ihres Heylandes be- sprengen soll, damit kein Verfluchter Mehlthau dieselben verletze. Es ist eine Art/ dieser ein-
gefleisch-
liebes Kind, allein ihr inwendiges iſt voller Falſchheit und Betrug, durch ſolches Liebkoſen, benehmen ſie denen Eltern allen Argwohn, den ſie leicht auf dieſe Art Perſonen werffen moͤch- ten, damit ſie denen Kindern deſto naͤher kom- men koͤnnen, geben ſie entweder durch ihr An- hauchen vermittelſt eines Kuſſes dem Kin- de das Gifft, oder aber verwuͤntſchen heimlich daß ſie alles Ungluͤck anſtoſſen moͤchte, nicht ſo wohl der Kinder halben, als der Eltern wegen denen ſie mißguͤnſtig und gram ſind. Etliche ſind in der verteufelten Boßheit verſtrickt, daß wofern es GOtt der HErr ihnen zulieſſe, auf gleiche Art die Frucht in Mutterleibe toͤdteten, und vermoͤchte ich davon ein Exempel ſo meiner Muhme widerfahren iſt vorzuzeigen; Woran erkennet man aber dieſes, denn das Kind zu mahln es auch todt, nichts ſagen kan? fragte der General, Jhro Excellenz antwortete Sieg- fried, am Blutzeichen, da dergleichen ermorde- te Kinder nach dem Tode, durch die Naſe, Mund, Blaͤtlein oder Roͤhrlein bluten, weß- wegen man ja bey geſegneten Leibe, ſo wohl als bey der Geburth und ferner Aufferziehungs- Zeit, die lieben Gewaͤchſe, durch ein andaͤchti- ges Gebet, mit dem Blute ihres Heylandes be- ſprengen ſoll, damit kein Verfluchter Mehlthau dieſelben verletze. Es iſt eine Art/ dieſer ein-
gefleiſch-
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liebes Kind, allein ihr inwendiges iſt voller
Falſchheit und Betrug, durch ſolches Liebkoſen,
benehmen ſie denen Eltern allen Argwohn, den
ſie leicht auf dieſe Art Perſonen werffen moͤch-
ten, damit ſie denen Kindern deſto naͤher kom-
men koͤnnen, geben ſie entweder durch ihr An-
hauchen vermittelſt eines Kuſſes dem Kin-
de das Gifft, oder aber verwuͤntſchen heimlich
daß ſie alles Ungluͤck anſtoſſen moͤchte, nicht ſo
wohl der Kinder halben, als der Eltern wegen
denen ſie mißguͤnſtig und gram ſind. Etliche
ſind in der verteufelten Boßheit verſtrickt, daß
wofern es GOtt der HErr ihnen zulieſſe, auf
gleiche Art die Frucht in Mutterleibe toͤdteten,
und vermoͤchte ich davon ein Exempel ſo meiner
Muhme widerfahren iſt vorzuzeigen; Woran
erkennet man aber dieſes, denn das Kind zu
mahln es auch todt, nichts ſagen kan? fragte
der General, Jhro Excellenz antwortete Sieg-
fried, am Blutzeichen, da dergleichen ermorde-
te Kinder nach dem Tode, durch die Naſe,
Mund, Blaͤtlein oder Roͤhrlein bluten, weß-
wegen man ja bey geſegneten Leibe, ſo wohl als
bey der Geburth und ferner Aufferziehungs-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/464>, abgerufen am 25.11.2024.
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