angenommenen und eingerichteten Verdäulig- keit wiederum verwehnet, und schwächet sich in leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu kommen pflegt, daß dergleichen Säuglinge bey erwachsenen Jahren kränckliche Leuthe, Valetu- dinarii werden. Was man aber vom Beschrey- en vorbringt, ist mir davon kein Exempel be- kannt, und sind nur Aussinnungen derer alten Mütterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der Kinder, auch in unnöthigen Dingen vorzeigen und erweisen wollen; das Beschreyen aber/ welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet werden, ist gar ein ander Ding, dessen Ursprung allezeit aus böser Menschen Neid und Boßheit herrühret, und könte eher ein Verwüntschen, als ein Beruffen und Beschreyen intituliret werden. Es möchte aber die Zeit zu kurtz, und mein schlechter Discours in Ungnaden auffge- nommen werden, diese Materie in etwas zu durchgehen. Gar nicht versetzte der General, Mons. Siegfried, es wird uns dessen Vorbrin- gen von dieser Sache höchst angenehm seyn. Wie Jhro Excellenz befehlen so folge ich ant- wortete Siegfried. Das so genandte Beruf- fen oder Beschreyen ist dem Glückwüntschen entgegen gesetzt, es hat wohl den Schein einer guten Meynung, wann dergleichen Kinder die Leuthe loben, sagende, ist das nicht ein schönes
liebes
angenommenen und eingerichteten Verdaͤulig- keit wiederum verwehnet, und ſchwaͤchet ſich in leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu kommen pflegt, daß dergleichen Saͤuglinge bey erwachſenen Jahren kꝛaͤnckliche Leuthe, Valetu- dinarii werden. Was man aber vom Beſchrey- en vorbringt, iſt mir davon kein Exempel be- kannt, und ſind nur Ausſinnungen derer alten Muͤtterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der Kinder, auch in unnoͤthigen Dingen vorzeigen und erweiſen wollen; das Beſchreyen aber/ welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet werden, iſt gar ein ander Ding, deſſen Urſprung allezeit aus boͤſer Menſchen Neid und Boßheit herruͤhret, und koͤnte eher ein Verwuͤntſchen, als ein Beruffen und Beſchreyen intituliret werden. Es moͤchte aber die Zeit zu kurtz, und mein ſchlechter Diſcours in Ungnaden auffge- nommen werden, dieſe Materie in etwas zu durchgehen. Gar nicht verſetzte der General, Monſ. Siegfried, es wird uns deſſen Vorbrin- gen von dieſer Sache hoͤchſt angenehm ſeyn. Wie Jhro Excellenz befehlen ſo folge ich ant- wortete Siegfried. Das ſo genandte Beruf- fen oder Beſchreyen iſt dem Gluͤckwuͤntſchen entgegen geſetzt, es hat wohl den Schein einer guten Meynung, wann dergleichen Kinder die Leuthe loben, ſagende, iſt das nicht ein ſchoͤnes
liebes
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0463"n="447"/>
angenommenen und eingerichteten Verdaͤulig-<lb/>
keit wiederum verwehnet, und ſchwaͤchet ſich in<lb/>
leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu<lb/>
kommen pflegt, daß dergleichen Saͤuglinge bey<lb/>
erwachſenen Jahren kꝛaͤnckliche Leuthe, <hirendition="#aq">Valetu-<lb/>
dinarii</hi> werden. Was man aber vom Beſchrey-<lb/>
en vorbringt, iſt mir davon kein Exempel be-<lb/>
kannt, und ſind nur Ausſinnungen derer alten<lb/>
Muͤtterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der<lb/>
Kinder, auch in unnoͤthigen Dingen vorzeigen<lb/>
und erweiſen wollen; das Beſchreyen aber/<lb/>
welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet<lb/>
werden, iſt gar ein ander Ding, deſſen Urſprung<lb/>
allezeit aus boͤſer Menſchen Neid und Boßheit<lb/>
herruͤhret, und koͤnte eher ein Verwuͤntſchen,<lb/>
als ein Beruffen und Beſchreyen <hirendition="#aq">intitulir</hi>et<lb/>
werden. Es moͤchte aber die Zeit zu kurtz, und<lb/>
mein ſchlechter <hirendition="#aq">Diſcours</hi> in Ungnaden auffge-<lb/>
nommen werden, dieſe <hirendition="#aq">Materi</hi>e in etwas zu<lb/>
durchgehen. Gar nicht verſetzte der <hirendition="#aq">General,<lb/>
Monſ.</hi> Siegfried, es wird uns deſſen Vorbrin-<lb/>
gen von dieſer Sache hoͤchſt angenehm ſeyn.<lb/>
Wie Jhro <hirendition="#aq">Excellenz</hi> befehlen ſo folge ich ant-<lb/>
wortete Siegfried. Das ſo genandte Beruf-<lb/>
fen oder Beſchreyen iſt dem Gluͤckwuͤntſchen<lb/>
entgegen geſetzt, es hat wohl den Schein einer<lb/>
guten Meynung, wann dergleichen Kinder die<lb/>
Leuthe loben, ſagende, iſt das nicht ein ſchoͤnes<lb/><fwplace="bottom"type="catch">liebes</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[447/0463]
angenommenen und eingerichteten Verdaͤulig-
keit wiederum verwehnet, und ſchwaͤchet ſich in
leichter Verdauung auffs neue, daher denn zu
kommen pflegt, daß dergleichen Saͤuglinge bey
erwachſenen Jahren kꝛaͤnckliche Leuthe, Valetu-
dinarii werden. Was man aber vom Beſchrey-
en vorbringt, iſt mir davon kein Exempel be-
kannt, und ſind nur Ausſinnungen derer alten
Muͤtterlein, die ihre Sorgfalt in Wartung der
Kinder, auch in unnoͤthigen Dingen vorzeigen
und erweiſen wollen; das Beſchreyen aber/
welches wohl eine halbe Hexerey mag genennet
werden, iſt gar ein ander Ding, deſſen Urſprung
allezeit aus boͤſer Menſchen Neid und Boßheit
herruͤhret, und koͤnte eher ein Verwuͤntſchen,
als ein Beruffen und Beſchreyen intituliret
werden. Es moͤchte aber die Zeit zu kurtz, und
mein ſchlechter Diſcours in Ungnaden auffge-
nommen werden, dieſe Materie in etwas zu
durchgehen. Gar nicht verſetzte der General,
Monſ. Siegfried, es wird uns deſſen Vorbrin-
gen von dieſer Sache hoͤchſt angenehm ſeyn.
Wie Jhro Excellenz befehlen ſo folge ich ant-
wortete Siegfried. Das ſo genandte Beruf-
fen oder Beſchreyen iſt dem Gluͤckwuͤntſchen
entgegen geſetzt, es hat wohl den Schein einer
guten Meynung, wann dergleichen Kinder die
Leuthe loben, ſagende, iſt das nicht ein ſchoͤnes
liebes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/463>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.