gleichermassen mit dem vorigen recht tyran- nisch zu seyn vorkommt, denn wie soll ein solch abgemattetes Hertze, welches nach so schwerer Geburth und Vergiessung des Geblüts in die Länge aushalten können, wann sie nur alleine bey dem warmen Geschlappem bleiben und sich keines weges erquicken soll? Gnädige Frau antwortete Siegfried, meines wenigen Erach- tens, halte ich das erstere verfahren nicht so wohl vor barbarisch, zu mahln wann die Umb- stehenden durch den Tod der Sechs-Wöchne- rin nichts zu hoffen haben, als vor unverstän- dig und einfältig, denn wer die Natur und Ei- genschaft des herrlichen Gewächses des Weins verstehet, muß sagen, daß wann der Wein auf- richtig und ohnverfälscht ist, nach dem Gold kein herrlich- und kräfftigers Labsal und Stär- ckung zu finden ist, dieser verrichtet alles in sei- ner Art ohne einige andere Ausarbeitung/ wor- zu das andere wegen seiner harten Verschlies- sung erst muß zugerichtet, und dessen anhan- genden Unreinen von dem inwohnenden Gu- ten geschieden werden. Jener sagte, Vinum Rhenaenum est meum arcanum und alle ge- nerose reine Weine, sind ein wahres Arcanum, welches genung ist, die wohlgeschmücktesten A- potecken und kostbaresten Laboratoria über den Hauffen zu werffen, ist also kein Bedencken
einiges
gleichermaſſen mit dem vorigen recht tyran- niſch zu ſeyn vorkommt, denn wie ſoll ein ſolch abgemattetes Hertze, welches nach ſo ſchwerer Geburth und Vergieſſung des Gebluͤts in die Laͤnge aushalten koͤnnen, wann ſie nur alleine bey dem warmen Geſchlappem bleiben und ſich keines weges erquicken ſoll? Gnaͤdige Frau antwortete Siegfried, meines wenigen Erach- tens, halte ich das erſtere verfahren nicht ſo wohl vor barbariſch, zu mahln wann die Umb- ſtehenden durch den Tod der Sechs-Woͤchne- rin nichts zu hoffen haben, als vor unverſtaͤn- dig und einfaͤltig, denn wer die Natur und Ei- genſchaft des herrlichen Gewaͤchſes des Weins verſtehet, muß ſagen, daß wann der Wein auf- richtig und ohnverfaͤlſcht iſt, nach dem Gold kein herrlich- und kraͤfftigers Labſal und Staͤr- ckung zu finden iſt, dieſer verrichtet alles in ſei- ner Art ohne einige andere Ausarbeitung/ wor- zu das andere wegen ſeiner harten Verſchlieſ- ſung erſt muß zugerichtet, und deſſen anhan- genden Unreinen von dem inwohnenden Gu- ten geſchieden werden. Jener ſagte, Vinum Rhenænum eſt meum arcanum und alle ge- neroſe reine Weine, ſind ein wahres Arcanum, welches genung iſt, die wohlgeſchmuͤckteſten A- potecken und koſtbareſten Laboratoria uͤber den Hauffen zu werffen, iſt alſo kein Bedencken
einiges
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[440/0456]
gleichermaſſen mit dem vorigen recht tyran-
niſch zu ſeyn vorkommt, denn wie ſoll ein ſolch
abgemattetes Hertze, welches nach ſo ſchwerer
Geburth und Vergieſſung des Gebluͤts in die
Laͤnge aushalten koͤnnen, wann ſie nur alleine
bey dem warmen Geſchlappem bleiben und ſich
keines weges erquicken ſoll? Gnaͤdige Frau
antwortete Siegfried, meines wenigen Erach-
tens, halte ich das erſtere verfahren nicht ſo
wohl vor barbariſch, zu mahln wann die Umb-
ſtehenden durch den Tod der Sechs-Woͤchne-
rin nichts zu hoffen haben, als vor unverſtaͤn-
dig und einfaͤltig, denn wer die Natur und Ei-
genſchaft des herrlichen Gewaͤchſes des Weins
verſtehet, muß ſagen, daß wann der Wein auf-
richtig und ohnverfaͤlſcht iſt, nach dem Gold
kein herrlich- und kraͤfftigers Labſal und Staͤr-
ckung zu finden iſt, dieſer verrichtet alles in ſei-
ner Art ohne einige andere Ausarbeitung/ wor-
zu das andere wegen ſeiner harten Verſchlieſ-
ſung erſt muß zugerichtet, und deſſen anhan-
genden Unreinen von dem inwohnenden Gu-
ten geſchieden werden. Jener ſagte, Vinum
Rhenænum eſt meum arcanum und alle ge-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/456>, abgerufen am 25.11.2024.
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