Vettel, oder ich wil dir Land Streicherin was anders weisen lassen, hiermit fasseten sie zween Laquäyen, und sprachen zu ihr: Mutter kom- met, gehet mit uns, wir wollen euch zu einer al- ten Sau führen, der sollet ihr die Mutter he- ben, darüber wurde ein Gelächter, das Weib aber weinete und gieng ihrer Wege; Ob sie wieder zum Wirthe kommen, ist zweifelhafftig. Unterdessen die Compagnie in denen vom Wirth ihnen angewiesenen Zimmern sich zur Ruhe begeben hatte, hatten die Bedienten noch immer ihren Spaß unter einander, biß sie sich auch auf ihre Streue gelegt; nachdem unsere Reisende ausgeruhet hatten, und der Mond zu scheinen pflag, machten sie sich früh auf, und alles fertig war, und man nun fortfahren wolte, sprach der General zu der Contesse seiner Toch- ter, meine liebste Tochter; du wirst heute Hrn. Siegfried an deiner Statt bey uns seyn lassen, und mit der Havilla, so hieß die Kammer-Frau, Hn. Gotthart u. Hauptman Kronau fahren. Wie mein Gnädiger Papa befiehlet so folge ich, antwortete die Contesse. Siegfried machte ge- gen sie einen tieffen Rverenz, sagende: Hochge- bietende Contesse, Gnädige Fräul. sie perdon- niren gnädigst, der Folge meiner Unterthänigk. u Gehorsam den Befehl, Dero Gnädigen Hn. Vaters nach zu leben, und werffen auf mich als
einen
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Vettel, oder ich wil dir Land Streicherin was anders weiſen laſſen, hiermit faſſeten ſie zween Laquaͤyen, und ſprachen zu ihr: Mutter kom- met, gehet mit uns, wir wollen euch zu einer al- ten Sau fuͤhren, der ſollet ihr die Mutter he- ben, daruͤber wurde ein Gelaͤchter, das Weib aber weinete und gieng ihrer Wege; Ob ſie wieder zum Wirthe kommen, iſt zweifelhafftig. Unterdeſſen die Compagnie in denen vom Wirth ihnen angewieſenen Zimmern ſich zur Ruhe begeben hatte, hatten die Bedienten noch immer ihren Spaß unter einander, biß ſie ſich auch auf ihre Streue gelegt; nachdem unſere Reiſende ausgeruhet hatten, und der Mond zu ſcheinen pflag, machten ſie ſich fruͤh auf, und alles fertig war, und man nun fortfahren wolte, ſprach der General zu der Conteſſe ſeiner Toch- ter, meine liebſte Tochter; du wirſt heute Hrn. Siegfried an deiner Statt bey uns ſeyn laſſen, und mit der Havilla, ſo hieß die Kam̃er-Frau, Hn. Gotthart u. Hauptman Kronau fahren. Wie mein Gnaͤdiger Papa befiehlet ſo folge ich, antwortete die Conteſſe. Siegfried machte ge- gen ſie einen tieffen Rverenz, ſagende: Hochge- bietende Conteſſe, Gnaͤdige Fraͤul. ſie perdon- niren gnaͤdigſt, der Folge meiner Unterthaͤnigk. u Gehorſam den Befehl, Dero Gnaͤdigen Hn. Vaters nach zu leben, und werffen auf mich als
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Vettel, oder ich wil dir Land Streicherin was
anders weiſen laſſen, hiermit faſſeten ſie zween
Laquaͤyen, und ſprachen zu ihr: Mutter kom-
met, gehet mit uns, wir wollen euch zu einer al-
ten Sau fuͤhren, der ſollet ihr die Mutter he-
ben, daruͤber wurde ein Gelaͤchter, das Weib
aber weinete und gieng ihrer Wege; Ob ſie
wieder zum Wirthe kommen, iſt zweifelhafftig.
Unterdeſſen die Compagnie in denen vom
Wirth ihnen angewieſenen Zimmern ſich zur
Ruhe begeben hatte, hatten die Bedienten noch
immer ihren Spaß unter einander, biß ſie ſich
auch auf ihre Streue gelegt; nachdem unſere
Reiſende ausgeruhet hatten, und der Mond
zu ſcheinen pflag, machten ſie ſich fruͤh auf, und
alles fertig war, und man nun fortfahren wolte,
ſprach der General zu der Conteſſe ſeiner Toch-
ter, meine liebſte Tochter; du wirſt heute Hrn.
Siegfried an deiner Statt bey uns ſeyn laſſen,
und mit der Havilla, ſo hieß die Kam̃er-Frau,
Hn. Gotthart u. Hauptman Kronau fahren.
Wie mein Gnaͤdiger Papa befiehlet ſo folge ich,
antwortete die Conteſſe. Siegfried machte ge-
gen ſie einen tieffen Rverenz, ſagende: Hochge-
bietende Conteſſe, Gnaͤdige Fraͤul. ſie perdon-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/439>, abgerufen am 22.11.2024.
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