auff mein Vetter herzutrat, sagende: Herr Obriste, euer Zwang erforderte von mir der- gleichen Defension, und ob wohl euere Ver- wegenheit, anders euer Leben länger dauren sollen, bey unsern aller-gnädigsten Käyser und Herren ich würde vorgestellet haben, so will ich doch vor dismahl einen Stein darüber legen, und vergebe euch umb Christi willen alles Unrecht, welches ihr gegen mir unschul- digen begangen habt, GOtt mache euch see- lig. So ist denn das wertheste Fräulein hin- gerichtet worden, erseufftste er? Nichtswür- diger, fuhr ich heraus, die Hand des Höch- sten hat ob mir gehalten, und eine frembde Hand hat durch Erlegung sechs euer Schand- thats-Cameraden, mich GOtt sey in Ewig- keit davor gedancket, erlediget; Sehe ich nicht die Barmhertzigkeit GOttes, und die Blut- trieffenden Wunden JEsu Christi unsers Heylandes an, ich wolte euch weisen was es sey, so freventlich einen Jungfer-und Stras- sen-Räuber abzugeben; Allein, weil ich auch hoffe, daß dieselben mein letztes Ende werden gut machen, so vergebe ich ihm, als einen reu- enden und büsenden Sünder, umb deswillen alles, was seine böse Gedancken über mich be- schlossen hatten. GOtt der Herr lasse ihm nach seiner Barmhertzigkeit seine Bekehrung
wohl
auff mein Vetter herzutrat, ſagende: Herr Obriſte, euer Zwang erforderte von mir der- gleichen Defenſion, und ob wohl euere Ver- wegenheit, anders euer Leben laͤnger dauren ſollen, bey unſern aller-gnaͤdigſten Kaͤyſer und Herren ich wuͤrde vorgeſtellet haben, ſo will ich doch vor dismahl einen Stein daruͤber legen, und vergebe euch umb Chriſti willen alles Unrecht, welches ihr gegen mir unſchul- digen begangen habt, GOtt mache euch ſee- lig. So iſt denn das wertheſte Fraͤulein hin- gerichtet worden, erſeufftſte er? Nichtswuͤr- diger, fuhr ich heraus, die Hand des Hoͤch- ſten hat ob mir gehalten, und eine frembde Hand hat durch Erlegung ſechs euer Schand- thats-Cameraden, mich GOtt ſey in Ewig- keit davor gedancket, erlediget; Sehe ich nicht die Barmhertzigkeit GOttes, und die Blut- trieffenden Wunden JEſu Chriſti unſers Heylandes an, ich wolte euch weiſen was es ſey, ſo freventlich einen Jungfer-und Straſ- ſen-Raͤuber abzugeben; Allein, weil ich auch hoffe, daß dieſelben mein letztes Ende werden gut machen, ſo vergebe ich ihm, als einen reu- enden und buͤſenden Suͤnder, umb deswillen alles, was ſeine boͤſe Gedancken uͤber mich be- ſchloſſen hatten. GOtt der Herr laſſe ihm nach ſeiner Barmhertzigkeit ſeine Bekehrung
wohl
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0424"n="408"/>
auff mein Vetter herzutrat, ſagende: Herr<lb/>
Obriſte, euer Zwang erforderte von mir der-<lb/>
gleichen <hirendition="#aq">Defenſion,</hi> und ob wohl euere Ver-<lb/>
wegenheit, anders euer Leben laͤnger dauren<lb/>ſollen, bey unſern aller-gnaͤdigſten Kaͤyſer<lb/>
und Herren ich wuͤrde vorgeſtellet haben, ſo<lb/>
will ich doch vor dismahl einen Stein daruͤber<lb/>
legen, und vergebe euch umb Chriſti willen<lb/>
alles Unrecht, welches ihr gegen mir unſchul-<lb/>
digen begangen habt, GOtt mache euch ſee-<lb/>
lig. So iſt denn das wertheſte Fraͤulein hin-<lb/>
gerichtet worden, erſeufftſte er? Nichtswuͤr-<lb/>
diger, fuhr ich heraus, die Hand des Hoͤch-<lb/>ſten hat ob mir gehalten, und eine frembde<lb/>
Hand hat durch Erlegung ſechs euer Schand-<lb/>
thats-Cameraden, mich GOtt ſey in Ewig-<lb/>
keit davor gedancket, erlediget; Sehe ich nicht<lb/>
die Barmhertzigkeit GOttes, und die Blut-<lb/>
trieffenden Wunden JEſu Chriſti unſers<lb/>
Heylandes an, ich wolte euch weiſen was es<lb/>ſey, ſo freventlich einen Jungfer-und Straſ-<lb/>ſen-Raͤuber abzugeben; Allein, weil ich auch<lb/>
hoffe, daß dieſelben mein letztes Ende werden<lb/>
gut machen, ſo vergebe ich ihm, als einen reu-<lb/>
enden und buͤſenden Suͤnder, umb deswillen<lb/>
alles, was ſeine boͤſe Gedancken uͤber mich be-<lb/>ſchloſſen hatten. GOtt der Herr laſſe ihm<lb/>
nach ſeiner Barmhertzigkeit ſeine Bekehrung<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wohl</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[408/0424]
auff mein Vetter herzutrat, ſagende: Herr
Obriſte, euer Zwang erforderte von mir der-
gleichen Defenſion, und ob wohl euere Ver-
wegenheit, anders euer Leben laͤnger dauren
ſollen, bey unſern aller-gnaͤdigſten Kaͤyſer
und Herren ich wuͤrde vorgeſtellet haben, ſo
will ich doch vor dismahl einen Stein daruͤber
legen, und vergebe euch umb Chriſti willen
alles Unrecht, welches ihr gegen mir unſchul-
digen begangen habt, GOtt mache euch ſee-
lig. So iſt denn das wertheſte Fraͤulein hin-
gerichtet worden, erſeufftſte er? Nichtswuͤr-
diger, fuhr ich heraus, die Hand des Hoͤch-
ſten hat ob mir gehalten, und eine frembde
Hand hat durch Erlegung ſechs euer Schand-
thats-Cameraden, mich GOtt ſey in Ewig-
keit davor gedancket, erlediget; Sehe ich nicht
die Barmhertzigkeit GOttes, und die Blut-
trieffenden Wunden JEſu Chriſti unſers
Heylandes an, ich wolte euch weiſen was es
ſey, ſo freventlich einen Jungfer-und Straſ-
ſen-Raͤuber abzugeben; Allein, weil ich auch
hoffe, daß dieſelben mein letztes Ende werden
gut machen, ſo vergebe ich ihm, als einen reu-
enden und buͤſenden Suͤnder, umb deswillen
alles, was ſeine boͤſe Gedancken uͤber mich be-
ſchloſſen hatten. GOtt der Herr laſſe ihm
nach ſeiner Barmhertzigkeit ſeine Bekehrung
wohl
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/424>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.