Erlaubniß ihme die edle Zeit seiner Achtha- bung mit seiner Anwesenheit nicht weiter tour- biren, womit er sein Adjeu nahm. Auf eine andere Zeit schickte dieser Printz zu meinen Herren mit Bitte, ihn vor seiner Abreise noch einmahl zu besuchen, so er auch that, wie er in das Zimmer kömmt lieget der Printz im Bette, sich beklagende, daß er aus Bewand- niß seines Leibes anjetzo ersehe, daß er gantz anders als andere Personen wäre, zeiget ihnen seine Brust und Unter-Leib, ihn bereden wollende, es wäre recht wie eine Eiserne Blatte, und schlug immer mit beyden Fäusten darauff, versicherende, daß er davon nicht das allergeringste fühlte, woraus er seinen ho- hen Stand desto mehr confirmiren könte. Mein Herr, aus allen denen Actionen weh- nende, er müste närrisch oder von andern des- sen beredet worden seyn, mein Herr fühlte ihn auf den Zahn, und erfuhr in Nachforschen, daß er seiner Sinnen im geringsten beraubet wäre, andern aber zu Gefallen sich dessen be- reden lassen, durch welche simulirte Einbil- dung in bestätigender Veneration, er ein gros- ses Geld und Defragirung gehoben und ge- nossen: Der General sagte, dieser ist ein Mu- ster eines klug tummen Politici gewesen. Fah- ret fort Andreas, nach gemachten Reverentz
sag-
Erlaubniß ihme die edle Zeit ſeiner Achtha- bung mit ſeiner Anweſenheit nicht weiter tour- biren, womit er ſein Adjeu nahm. Auf eine andere Zeit ſchickte dieſer Printz zu meinen Herren mit Bitte, ihn vor ſeiner Abreiſe noch einmahl zu beſuchen, ſo er auch that, wie er in das Zimmer koͤmmt lieget der Printz im Bette, ſich beklagende, daß er aus Bewand- niß ſeines Leibes anjetzo erſehe, daß er gantz anders als andere Perſonen waͤre, zeiget ihnen ſeine Bruſt und Unter-Leib, ihn bereden wollende, es waͤre recht wie eine Eiſerne Blatte, und ſchlug immer mit beyden Faͤuſten darauff, verſicherende, daß er davon nicht das allergeringſte fuͤhlte, woraus er ſeinen ho- hen Stand deſto mehr confirmiren koͤnte. Mein Herr, aus allen denen Actionen weh- nende, er muͤſte naͤrriſch oder von andern deſ- ſen beredet worden ſeyn, mein Herr fuͤhlte ihn auf den Zahn, und erfuhr in Nachforſchen, daß er ſeiner Sinnen im geringſten beraubet waͤre, andern aber zu Gefallen ſich deſſen be- reden laſſen, durch welche ſimulirte Einbil- dung in beſtaͤtigender Veneration, er ein groſ- ſes Geld und Defragirung gehoben und ge- noſſen: Der General ſagte, dieſer iſt ein Mu- ſter eines klug tummen Politici geweſen. Fah- ret fort Andreas, nach gemachten Reverentz
ſag-
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Erlaubniß ihme die edle Zeit ſeiner Achtha-
bung mit ſeiner Anweſenheit nicht weiter tour-
biren, womit er ſein Adjeu nahm. Auf eine
andere Zeit ſchickte dieſer Printz zu meinen
Herren mit Bitte, ihn vor ſeiner Abreiſe noch
einmahl zu beſuchen, ſo er auch that, wie er
in das Zimmer koͤmmt lieget der Printz im
Bette, ſich beklagende, daß er aus Bewand-
niß ſeines Leibes anjetzo erſehe, daß er gantz
anders als andere Perſonen waͤre, zeiget ihnen
ſeine Bruſt und Unter-Leib, ihn bereden
wollende, es waͤre recht wie eine Eiſerne
Blatte, und ſchlug immer mit beyden Faͤuſten
darauff, verſicherende, daß er davon nicht
das allergeringſte fuͤhlte, woraus er ſeinen ho-
hen Stand deſto mehr confirmiren koͤnte.
Mein Herr, aus allen denen Actionen weh-
nende, er muͤſte naͤrriſch oder von andern deſ-
ſen beredet worden ſeyn, mein Herr fuͤhlte ihn
auf den Zahn, und erfuhr in Nachforſchen,
daß er ſeiner Sinnen im geringſten beraubet
waͤre, andern aber zu Gefallen ſich deſſen be-
reden laſſen, durch welche ſimulirte Einbil-
dung in beſtaͤtigender Veneration, er ein groſ-
ſes Geld und Defragirung gehoben und ge-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/413>, abgerufen am 25.11.2024.
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