wuste von nichts, und leugnete, daß er sie mit Augen nicht gesehen hätte, der Junge muste den Schuch ausziehen, da fiel das Geld aus dem Schuch, hierüber wolte die Magd den Jungen beym Kopffe nehmen. Da schrie der Schlangen-Fänger wieder, hieher! da zergieng der Streit. Er steckte zwey Schlan- gen in den Mund, und zog sie bey dem Geni- cke wieder hervor, und dergleichen Gauckeley trieb immer einer umb den andern. Es stund ein Bauer unter dem Volck, sahe fleißig zu und sperrte das Maul auff, ehe er sichs versa- he, hatte er ein Schloß am Maule, dessen er sehr erschrack, der Zahnbrecher aber nahm ei- nen Schlüssel machte das Schloß auff, und liberirte den Bauer von seiner Angst, mit Er- mahnung, er solte künfftig das Maul nicht mehr aufsperren, denn wann ihm das Schloß nicht wäre ans Maul geworffen worden, so wäre eine Hornüsse eingeflogen, und hätte ihn erstickt: &c. Unter andern hatte der Zahn- brecher eine Kunst, daß er denen Leuthen die bösen und holen Zähne ausfiedelte und aus- pfiffe, beyde aber waren perfecte Taschen- Spieler, denn einer practicirte den andern Feuer in sein Kleid, daß es anfieng zu brennen, und dieser jenem ein ziemblich gebackenen Dä- nischen Lord, deren man auf denen Bauer-
Kirm-
wuſte von nichts, und leugnete, daß er ſie mit Augen nicht geſehen haͤtte, der Junge muſte den Schuch ausziehen, da fiel das Geld aus dem Schuch, hieruͤber wolte die Magd den Jungen beym Kopffe nehmen. Da ſchrie der Schlangen-Faͤnger wieder, hieher! da zergieng der Streit. Er ſteckte zwey Schlan- gen in den Mund, und zog ſie bey dem Geni- cke wieder hervor, und dergleichen Gauckeley trieb immer einer umb den andern. Es ſtund ein Bauer unter dem Volck, ſahe fleißig zu und ſperrte das Maul auff, ehe er ſichs verſa- he, hatte er ein Schloß am Maule, deſſen er ſehr erſchrack, der Zahnbrecher aber nahm ei- nen Schluͤſſel machte das Schloß auff, und liberirte den Bauer von ſeiner Angſt, mit Er- mahnung, er ſolte kuͤnfftig das Maul nicht mehr aufſperren, denn wann ihm das Schloß nicht waͤre ans Maul geworffen worden, ſo waͤre eine Hornuͤſſe eingeflogen, und haͤtte ihn erſtickt: &c. Unter andern hatte der Zahn- brecher eine Kunſt, daß er denen Leuthen die boͤſen und holen Zaͤhne ausfiedelte und aus- pfiffe, beyde aber waren perfecte Taſchen- Spieler, denn einer practicirte den andern Feuer in ſein Kleid, daß es anfieng zu brennen, und dieſer jenem ein ziemblich gebackenen Daͤ- niſchen Lord, deren man auf denen Bauer-
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wuſte von nichts, und leugnete, daß er ſie mit
Augen nicht geſehen haͤtte, der Junge muſte
den Schuch ausziehen, da fiel das Geld aus
dem Schuch, hieruͤber wolte die Magd den
Jungen beym Kopffe nehmen. Da ſchrie
der Schlangen-Faͤnger wieder, hieher! da
zergieng der Streit. Er ſteckte zwey Schlan-
gen in den Mund, und zog ſie bey dem Geni-
cke wieder hervor, und dergleichen Gauckeley
trieb immer einer umb den andern. Es ſtund
ein Bauer unter dem Volck, ſahe fleißig zu
und ſperrte das Maul auff, ehe er ſichs verſa-
he, hatte er ein Schloß am Maule, deſſen er
ſehr erſchrack, der Zahnbrecher aber nahm ei-
nen Schluͤſſel machte das Schloß auff, und
liberirte den Bauer von ſeiner Angſt, mit Er-
mahnung, er ſolte kuͤnfftig das Maul nicht
mehr aufſperren, denn wann ihm das Schloß
nicht waͤre ans Maul geworffen worden, ſo
waͤre eine Hornuͤſſe eingeflogen, und haͤtte
ihn erſtickt: &c. Unter andern hatte der Zahn-
brecher eine Kunſt, daß er denen Leuthen die
boͤſen und holen Zaͤhne ausfiedelte und aus-
pfiffe, beyde aber waren perfecte Taſchen-
Spieler, denn einer practicirte den andern
Feuer in ſein Kleid, daß es anfieng zu brennen,
und dieſer jenem ein ziemblich gebackenen Daͤ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/399>, abgerufen am 22.11.2024.
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