Gnade sage ich unterthänigen Danck, und pflege ich es zu Hause auch also zu halten; etli- che vermeynen wann sie des Abends gar nicht speisen, wäre es ihnen sehr zuträglich, alleine ich finde bey mir das Widerspiel, denn wann ich solches gethan und nicht gespeiset habe, habe ich einen Schwindel des Morgens drauff im Haupte empfunden, und verspüre daß es nicht gut gethan sey, wann der Magen des Nachts über gar nichts zu verdauen hat, aber ein wenig ist gut, damit der mühsame Magen nur etwas zu thun findet, da denn die aufsteigende gelinde Dünste einen sanffteren Schlaff verursachen. Jch kenne einen betag- ten vortrefflichen Medicum, der den gantzen Tag nicht eher einen Bissen isset, noch einen Trunck trincket, biß gegen Abend, da er erst etwas Speise und Trancks zu sich nimbt. Der Herr Bruder hat recht, antwortete der General, fragte ihn auch: Ob ihm nicht et- was bekannt wäre, das vor hitzige Augen und übel Gehör gut wäre? denn seine ältiste Toch- ter hätte daran sonderliche Passion und Zu- fälle. Eckarth sprach, gnädiger Herr Graf, diese Zufälle führen ihren Ursprung von einen sonderlichen Orthe her, welchen ein junger Cavallier besser als die Artzeneyen rathen würde. Dannenhero ein Medicus, der be-
reits
Gnade ſage ich unterthaͤnigen Danck, und pflege ich es zu Hauſe auch alſo zu halten; etli- che vermeynen wann ſie des Abends gar nicht ſpeiſen, waͤre es ihnen ſehr zutraͤglich, alleine ich finde bey mir das Widerſpiel, denn wann ich ſolches gethan und nicht geſpeiſet habe, habe ich einen Schwindel des Morgens drauff im Haupte empfunden, und verſpuͤre daß es nicht gut gethan ſey, wann der Magen des Nachts uͤber gar nichts zu verdauen hat, aber ein wenig iſt gut, damit der muͤhſame Magen nur etwas zu thun findet, da denn die aufſteigende gelinde Duͤnſte einen ſanffteren Schlaff verurſachen. Jch kenne einen betag- ten vortrefflichen Medicum, der den gantzen Tag nicht eher einen Biſſen iſſet, noch einen Trunck trincket, biß gegen Abend, da er erſt etwas Speiſe und Trancks zu ſich nimbt. Der Herr Bruder hat recht, antwortete der General, fragte ihn auch: Ob ihm nicht et- was bekannt waͤre, das vor hitzige Augen und uͤbel Gehoͤr gut waͤre? denn ſeine aͤltiſte Toch- ter haͤtte daran ſonderliche Pasſion und Zu- faͤlle. Eckarth ſprach, gnaͤdiger Herr Graf, dieſe Zufaͤlle fuͤhren ihren Urſprung von einen ſonderlichen Orthe her, welchen ein junger Cavallier beſſer als die Artzeneyen rathen wuͤrde. Dannenhero ein Medicus, der be-
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Gnade ſage ich unterthaͤnigen Danck, und
pflege ich es zu Hauſe auch alſo zu halten; etli-
che vermeynen wann ſie des Abends gar nicht
ſpeiſen, waͤre es ihnen ſehr zutraͤglich, alleine
ich finde bey mir das Widerſpiel, denn wann
ich ſolches gethan und nicht geſpeiſet habe,
habe ich einen Schwindel des Morgens
drauff im Haupte empfunden, und verſpuͤre
daß es nicht gut gethan ſey, wann der Magen
des Nachts uͤber gar nichts zu verdauen hat,
aber ein wenig iſt gut, damit der muͤhſame
Magen nur etwas zu thun findet, da denn die
aufſteigende gelinde Duͤnſte einen ſanffteren
Schlaff verurſachen. Jch kenne einen betag-
ten vortrefflichen Medicum, der den gantzen
Tag nicht eher einen Biſſen iſſet, noch einen
Trunck trincket, biß gegen Abend, da er erſt
etwas Speiſe und Trancks zu ſich nimbt.
Der Herr Bruder hat recht, antwortete der
General, fragte ihn auch: Ob ihm nicht et-
was bekannt waͤre, das vor hitzige Augen und
uͤbel Gehoͤr gut waͤre? denn ſeine aͤltiſte Toch-
ter haͤtte daran ſonderliche Pasſion und Zu-
faͤlle. Eckarth ſprach, gnaͤdiger Herr Graf,
dieſe Zufaͤlle fuͤhren ihren Urſprung von einen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/368>, abgerufen am 25.11.2024.
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