Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

auch noch wohlfeiler erkauffen, deßwegen
thut es doch seine Wirckung, wegen des bey
sich führenden häuffigen flüchtigen Saltzes in
denen Kranckheiten, sehr gut, sonsten ist es
eben nicht höher als ein geraspeltes Ebur oder
Hirschhorn zu achten. So ist denn also kein
Einhorn in der Welt? fragte der General.
Denn wo mir recht ist, führet es GOtt der
HErr im 39. Cap. v. 12. des Büchlein Hiobs,
seiner erschaffenden Natur nach unter andern
Thieren mit vor, so kan ja GOtt nicht lügen,
oder er wird ja der albernen Leuthe Vorgeben
nach, nicht nur ein Einhorn in den Kasten
Noä haben gehen lassen, da doch seine all-
mächtige Vorsichtigkeit damahls ein anders
geordnet hat, so ist ja GOtt kein Mensch, der
dieses von ihm erschaffene Thier gleich dem
Hiob, als ein Mensch nicht bändigen könne.
Weil denn dieses einmahl wahr ist, so sage
mir der Herr Bruder seine hievon gefaßte
Meynung; Hoch-gebohrner Herr Graf gnä-
diger Herr, antwortete Eckarth, deren Reden
sind keinesweges verwerfflich, und der würde
thöricht handeln, welcher den allmächtigen
GOtt einer Ohnmächtigkeit zeihen wolte.
Es ist allerdinges ein Einhorn, dessen Olaus
Wormius
in seinen Musaeo am 287. Blat,
wegen unterschiedener Beschreibung derer

Auto-

auch noch wohlfeiler erkauffen, deßwegen
thut es doch ſeine Wirckung, wegen des bey
ſich fuͤhrenden haͤuffigen fluͤchtigen Saltzes in
denen Kranckheiten, ſehr gut, ſonſten iſt es
eben nicht hoͤher als ein geraſpeltes Ebur oder
Hirſchhorn zu achten. So iſt denn alſo kein
Einhorn in der Welt? fragte der General.
Denn wo mir recht iſt, fuͤhret es GOtt der
HErr im 39. Cap. v. 12. des Buͤchlein Hiobs,
ſeiner erſchaffenden Natur nach unter andern
Thieren mit vor, ſo kan ja GOtt nicht luͤgen,
oder er wird ja der albernen Leuthe Vorgeben
nach, nicht nur ein Einhorn in den Kaſten
Noaͤ haben gehen laſſen, da doch ſeine all-
maͤchtige Vorſichtigkeit damahls ein anders
geordnet hat, ſo iſt ja GOtt kein Menſch, der
dieſes von ihm erſchaffene Thier gleich dem
Hiob, als ein Menſch nicht baͤndigen koͤnne.
Weil denn dieſes einmahl wahr iſt, ſo ſage
mir der Herr Bruder ſeine hievon gefaßte
Meynung; Hoch-gebohrner Herr Graf gnaͤ-
diger Herr, antwortete Eckarth, deren Reden
ſind keinesweges verwerfflich, und der wuͤrde
thoͤricht handeln, welcher den allmaͤchtigen
GOtt einer Ohnmaͤchtigkeit zeihen wolte.
Es iſt allerdinges ein Einhorn, deſſen Olaus
Wormius
in ſeinen Muſæo am 287. Blat,
wegen unterſchiedener Beſchreibung derer

Auto-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0364" n="348"/>
auch noch wohlfeiler erkauffen, deßwegen<lb/>
thut es doch &#x017F;eine Wirckung, wegen des bey<lb/>
&#x017F;ich fu&#x0364;hrenden ha&#x0364;uffigen flu&#x0364;chtigen Saltzes in<lb/>
denen Kranckheiten, &#x017F;ehr gut, &#x017F;on&#x017F;ten i&#x017F;t es<lb/>
eben nicht ho&#x0364;her als ein gera&#x017F;peltes <hi rendition="#aq">Ebur</hi> oder<lb/>
Hir&#x017F;chhorn zu achten. So i&#x017F;t denn al&#x017F;o kein<lb/>
Einhorn in der Welt? fragte der <hi rendition="#aq">General.</hi><lb/>
Denn wo mir recht i&#x017F;t, fu&#x0364;hret es GOtt der<lb/>
HErr im 39. <hi rendition="#aq">Cap. v.</hi> 12. des Bu&#x0364;chlein Hiobs,<lb/>
&#x017F;einer er&#x017F;chaffenden Natur nach unter andern<lb/>
Thieren mit vor, &#x017F;o kan ja GOtt nicht lu&#x0364;gen,<lb/>
oder er wird ja der albernen Leuthe Vorgeben<lb/>
nach, nicht nur ein Einhorn in den Ka&#x017F;ten<lb/>
Noa&#x0364; haben gehen la&#x017F;&#x017F;en, da doch &#x017F;eine all-<lb/>
ma&#x0364;chtige Vor&#x017F;ichtigkeit damahls ein anders<lb/>
geordnet hat, &#x017F;o i&#x017F;t ja GOtt kein Men&#x017F;ch, der<lb/>
die&#x017F;es von ihm er&#x017F;chaffene Thier gleich dem<lb/>
Hiob, als ein Men&#x017F;ch nicht ba&#x0364;ndigen ko&#x0364;nne.<lb/>
Weil denn die&#x017F;es einmahl wahr i&#x017F;t, &#x017F;o &#x017F;age<lb/>
mir der Herr Bruder &#x017F;eine hievon gefaßte<lb/>
Meynung; Hoch-gebohrner Herr Graf gna&#x0364;-<lb/>
diger Herr, antwortete Eckarth, deren Reden<lb/>
&#x017F;ind keinesweges verwerfflich, und der wu&#x0364;rde<lb/>
tho&#x0364;richt handeln, welcher den allma&#x0364;chtigen<lb/>
GOtt einer Ohnma&#x0364;chtigkeit zeihen wolte.<lb/>
Es i&#x017F;t allerdinges ein Einhorn, de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Olaus<lb/>
Wormius</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;æo</hi> am 287. Blat,<lb/>
wegen unter&#x017F;chiedener Be&#x017F;chreibung derer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Auto-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0364] auch noch wohlfeiler erkauffen, deßwegen thut es doch ſeine Wirckung, wegen des bey ſich fuͤhrenden haͤuffigen fluͤchtigen Saltzes in denen Kranckheiten, ſehr gut, ſonſten iſt es eben nicht hoͤher als ein geraſpeltes Ebur oder Hirſchhorn zu achten. So iſt denn alſo kein Einhorn in der Welt? fragte der General. Denn wo mir recht iſt, fuͤhret es GOtt der HErr im 39. Cap. v. 12. des Buͤchlein Hiobs, ſeiner erſchaffenden Natur nach unter andern Thieren mit vor, ſo kan ja GOtt nicht luͤgen, oder er wird ja der albernen Leuthe Vorgeben nach, nicht nur ein Einhorn in den Kaſten Noaͤ haben gehen laſſen, da doch ſeine all- maͤchtige Vorſichtigkeit damahls ein anders geordnet hat, ſo iſt ja GOtt kein Menſch, der dieſes von ihm erſchaffene Thier gleich dem Hiob, als ein Menſch nicht baͤndigen koͤnne. Weil denn dieſes einmahl wahr iſt, ſo ſage mir der Herr Bruder ſeine hievon gefaßte Meynung; Hoch-gebohrner Herr Graf gnaͤ- diger Herr, antwortete Eckarth, deren Reden ſind keinesweges verwerfflich, und der wuͤrde thoͤricht handeln, welcher den allmaͤchtigen GOtt einer Ohnmaͤchtigkeit zeihen wolte. Es iſt allerdinges ein Einhorn, deſſen Olaus Wormius in ſeinen Muſæo am 287. Blat, wegen unterſchiedener Beſchreibung derer Auto-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/364
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/364>, abgerufen am 26.11.2024.