stärckte das Hertze besser als diese Blumen, so wird es hier auch seyn, wann man einige hun- dert oder tausend Gold-Blättlein zusammen schmeltzte, und zu seiner Nothdurfft brauchte, würde es gleicher Maßen das Hertze wohl stärcken; Der General muste lachen, vorge- bend: Er wäre der Meynung selbsten, bevor- aus, wo der Geld-Mangel einen das malum hypochondriacum verursachte. Wir wol- len uns nun von denen Gold-Arbeiten abwen- den, und erfahren was der Herr Bruder von andern Raritäten und Stärckungen halte, hier will ich ihm ein Stück von wahren Ein- horne zeigen, welches mir unlängst vor eine grosse Rarität verehret worden, gieng hiermit zu seiner Scatulle, nahm es und überreichte es Eckarthen mit folgenden Worten: Er beliebe es nur wohl zu betrachten, es thut das Seini- ge wohl, wie ich es denn selbsten in meiner neulichen Kranckheit erfahren habe. Wann ich von diesen vorgezeigten Stücklein Einhorn judiciren soll, versetzte Eckarth, so bitte ich den Herrn Grafen umb Erlaubniß, die eigent- liche Wahrheit zu sagen, ist dieses nichts an- ders als ein Steinmarck, vielleicht in der Er- de gefunden, oder aber ein Stücklein von ei- nen verfallenen Corper eines Thieres. Es ist nicht zu leugnen, daß dieses Unicornu fossile
in
ſtaͤrckte das Hertze beſſer als dieſe Blumen, ſo wird es hier auch ſeyn, wann man einige hun- dert oder tauſend Gold-Blaͤttlein zuſammen ſchmeltzte, und zu ſeiner Nothdurfft brauchte, wuͤrde es gleicher Maßen das Hertze wohl ſtaͤrcken; Der General muſte lachen, vorge- bend: Er waͤre der Meynung ſelbſten, bevor- aus, wo der Geld-Mangel einen das malum hypochondriacum verurſachte. Wir wol- len uns nun von denen Gold-Arbeiten abwen- den, und erfahren was der Herr Bruder von andern Raritaͤten und Staͤrckungen halte, hier will ich ihm ein Stuͤck von wahren Ein- horne zeigen, welches mir unlaͤngſt vor eine groſſe Raritaͤt verehret worden, gieng hiermit zu ſeiner Scatulle, nahm es und uͤberreichte es Eckarthen mit folgenden Worten: Er beliebe es nur wohl zu betrachten, es thut das Seini- ge wohl, wie ich es denn ſelbſten in meiner neulichen Kranckheit erfahren habe. Wann ich von dieſen vorgezeigten Stuͤcklein Einhorn judiciren ſoll, verſetzte Eckarth, ſo bitte ich den Herrn Grafen umb Erlaubniß, die eigent- liche Wahrheit zu ſagen, iſt dieſes nichts an- ders als ein Steinmarck, vielleicht in der Er- de gefunden, oder aber ein Stuͤcklein von ei- nen verfallenen Corper eines Thieres. Es iſt nicht zu leugnen, daß dieſes Unicornu fosſile
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ſtaͤrckte das Hertze beſſer als dieſe Blumen, ſo
wird es hier auch ſeyn, wann man einige hun-
dert oder tauſend Gold-Blaͤttlein zuſammen
ſchmeltzte, und zu ſeiner Nothdurfft brauchte,
wuͤrde es gleicher Maßen das Hertze wohl
ſtaͤrcken; Der General muſte lachen, vorge-
bend: Er waͤre der Meynung ſelbſten, bevor-
aus, wo der Geld-Mangel einen das malum
hypochondriacum verurſachte. Wir wol-
len uns nun von denen Gold-Arbeiten abwen-
den, und erfahren was der Herr Bruder von
andern Raritaͤten und Staͤrckungen halte,
hier will ich ihm ein Stuͤck von wahren Ein-
horne zeigen, welches mir unlaͤngſt vor eine
groſſe Raritaͤt verehret worden, gieng hiermit
zu ſeiner Scatulle, nahm es und uͤberreichte es
Eckarthen mit folgenden Worten: Er beliebe
es nur wohl zu betrachten, es thut das Seini-
ge wohl, wie ich es denn ſelbſten in meiner
neulichen Kranckheit erfahren habe. Wann
ich von dieſen vorgezeigten Stuͤcklein Einhorn
judiciren ſoll, verſetzte Eckarth, ſo bitte ich
den Herrn Grafen umb Erlaubniß, die eigent-
liche Wahrheit zu ſagen, iſt dieſes nichts an-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/362>, abgerufen am 27.11.2024.
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