Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

welcher ein Muster aller Tugenden ist. Wie
wohl stehts wann junge Leuthe Zucht fassen,
die Zeit erhöhet sie am ersten. Ach! der Laß-
dünckel und unnütze Einbildung verderbet
manchen jungen Menschen. Mein Herr
Bruder, fuhr der Grafe fort, weil dessen liebe
Herren Söhne ihm bey verstrichener Action,
mit der Fräulein Solucka vergesellschafftet ge-
wesen, so werden sie wie billich auch uns nach
Carnia begleiten. Der Wirth, deme ich es
auch absonderlich werde anbefehlen lassen,
wird auff deren Geräthe schon gute Acht ha-
ben. Nach vollendeten Mahle bedanckten
sich Siegfried und Gotthart gegen den Ge-
neral,
vor erzeigte hoch-Gräfliche Gnade
aufs Gehorsambste, und verfügten sich wie-
der nach Hause, Eckarth aber muste verblei-
ben. Da denn der General in einen Neben-
Stüblein sich mit ihm umb alleine zu seyn,
verschloß, da befragte sich der General bey
Eckarthen umb viel geheimbde Sachen, end-
lich kam er auff den Discours: Ob auch die
Welschen, welche um die Gegend Garpa sich
hin und wieder bey denen Bergen und Flüs-
sen sehen liessen, wie die gemeine Sage wäre,
Gold und Silber suchten und finden, selbiges
fein machten und aus den Lande trügen?
Eckarth antwortete; Mein Herr Graf, sie le-

gen

welcher ein Muſter aller Tugenden iſt. Wie
wohl ſtehts wann junge Leuthe Zucht faſſen,
die Zeit erhoͤhet ſie am erſten. Ach! der Laß-
duͤnckel und unnuͤtze Einbildung verderbet
manchen jungen Menſchen. Mein Herr
Bruder, fuhr der Grafe fort, weil deſſen liebe
Herren Soͤhne ihm bey verſtrichener Action,
mit der Fraͤulein Soluçka vergeſellſchafftet ge-
weſen, ſo werden ſie wie billich auch uns nach
Carnia begleiten. Der Wirth, deme ich es
auch abſonderlich werde anbefehlen laſſen,
wird auff deren Geraͤthe ſchon gute Acht ha-
ben. Nach vollendeten Mahle bedanckten
ſich Siegfried und Gotthart gegen den Ge-
neral,
vor erzeigte hoch-Graͤfliche Gnade
aufs Gehorſambſte, und verfuͤgten ſich wie-
der nach Hauſe, Eckarth aber muſte verblei-
ben. Da denn der General in einen Neben-
Stuͤblein ſich mit ihm umb alleine zu ſeyn,
verſchloß, da befragte ſich der General bey
Eckarthen umb viel geheimbde Sachen, end-
lich kam er auff den Discours: Ob auch die
Welſchen, welche um die Gegend Garpa ſich
hin und wieder bey denen Bergen und Fluͤſ-
ſen ſehen lieſſen, wie die gemeine Sage waͤre,
Gold und Silber ſuchten und finden, ſelbiges
fein machten und aus den Lande truͤgen?
Eckarth antwortete; Mein Herr Graf, ſie le-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0349" n="333"/>
welcher ein Mu&#x017F;ter aller Tugenden i&#x017F;t. Wie<lb/>
wohl &#x017F;tehts wann junge Leuthe Zucht fa&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
die Zeit erho&#x0364;het &#x017F;ie am er&#x017F;ten. Ach! der Laß-<lb/>
du&#x0364;nckel und unnu&#x0364;tze Einbildung verderbet<lb/>
manchen jungen Men&#x017F;chen. Mein Herr<lb/>
Bruder, fuhr der Grafe fort, weil de&#x017F;&#x017F;en liebe<lb/>
Herren So&#x0364;hne ihm bey ver&#x017F;trichener <hi rendition="#aq">Action,</hi><lb/>
mit der Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#aq">Soluçka</hi> verge&#x017F;ell&#x017F;chafftet ge-<lb/>
we&#x017F;en, &#x017F;o werden &#x017F;ie wie billich auch uns nach<lb/><hi rendition="#aq">Carnia</hi> begleiten. Der Wirth, deme ich es<lb/>
auch ab&#x017F;onderlich werde anbefehlen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wird auff deren Gera&#x0364;the &#x017F;chon gute Acht ha-<lb/>
ben. Nach vollendeten Mahle bedanckten<lb/>
&#x017F;ich Siegfried und Gotthart gegen den <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
neral,</hi> vor erzeigte hoch-Gra&#x0364;fliche Gnade<lb/>
aufs Gehor&#x017F;amb&#x017F;te, und verfu&#x0364;gten &#x017F;ich wie-<lb/>
der nach Hau&#x017F;e, Eckarth aber mu&#x017F;te verblei-<lb/>
ben. Da denn der <hi rendition="#aq">General</hi> in einen Neben-<lb/>
Stu&#x0364;blein &#x017F;ich mit ihm umb alleine zu &#x017F;eyn,<lb/>
ver&#x017F;chloß, da befragte &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">General</hi> bey<lb/>
Eckarthen umb viel geheimbde Sachen, end-<lb/>
lich kam er auff den <hi rendition="#aq">Discours:</hi> Ob auch die<lb/>
Wel&#x017F;chen, welche um die Gegend <hi rendition="#aq">Garpa</hi> &#x017F;ich<lb/>
hin und wieder bey denen Bergen und Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ehen lie&#x017F;&#x017F;en, wie die gemeine Sage wa&#x0364;re,<lb/>
Gold und Silber &#x017F;uchten und finden, &#x017F;elbiges<lb/>
fein machten und aus den Lande tru&#x0364;gen?<lb/>
Eckarth antwortete; Mein Herr Graf, &#x017F;ie le-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0349] welcher ein Muſter aller Tugenden iſt. Wie wohl ſtehts wann junge Leuthe Zucht faſſen, die Zeit erhoͤhet ſie am erſten. Ach! der Laß- duͤnckel und unnuͤtze Einbildung verderbet manchen jungen Menſchen. Mein Herr Bruder, fuhr der Grafe fort, weil deſſen liebe Herren Soͤhne ihm bey verſtrichener Action, mit der Fraͤulein Soluçka vergeſellſchafftet ge- weſen, ſo werden ſie wie billich auch uns nach Carnia begleiten. Der Wirth, deme ich es auch abſonderlich werde anbefehlen laſſen, wird auff deren Geraͤthe ſchon gute Acht ha- ben. Nach vollendeten Mahle bedanckten ſich Siegfried und Gotthart gegen den Ge- neral, vor erzeigte hoch-Graͤfliche Gnade aufs Gehorſambſte, und verfuͤgten ſich wie- der nach Hauſe, Eckarth aber muſte verblei- ben. Da denn der General in einen Neben- Stuͤblein ſich mit ihm umb alleine zu ſeyn, verſchloß, da befragte ſich der General bey Eckarthen umb viel geheimbde Sachen, end- lich kam er auff den Discours: Ob auch die Welſchen, welche um die Gegend Garpa ſich hin und wieder bey denen Bergen und Fluͤſ- ſen ſehen lieſſen, wie die gemeine Sage waͤre, Gold und Silber ſuchten und finden, ſelbiges fein machten und aus den Lande truͤgen? Eckarth antwortete; Mein Herr Graf, ſie le- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/349
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/349>, abgerufen am 25.11.2024.