Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Reckeln, Lümmeln, Schurcken, Holuncken
und vor vertrauliche Hertzens-Worte, und
andere schöne nachahmende Bierschlüffels-
Formelchen, die ich wegen selbst-gehörter
Vorführung nicht nennen will, die rechte
Vertrauligkeit vorstellet; Da denn bey Zu-
schleichender Trunckenheit an statt des Kußes
eine Mißhelligkeit, Widerwillen und aller-
hand Schlägereyen, und offtere Wunden und
Entleibung entstehen. Eckarth sprach: Mei-
ne Herren Söhne, mir ist gar lieb daß ihr auf
diesen Vortrag kommen seyd, damit können
wir die noch übrige Abend-Zeit wohl vertrei-
ben. Weil denn Herr Siegfried affirmati-
vam
behauptet, so wird ihn die Formula des
Brüderschafft-Trinckens wohl wissend seyn,
und zumahln der Verstand der Sache die be-
ste Erklährung gibt, als ersuche ich ihn Herr
Siegfried freundlich, derselbe beliebe uns oh-
ne Verdruß solche liebreichst vorzustellen.
Siegfried antwortete; wie der Herr Vater
befiehlt, gehorsame ich ohne einigen Chagrin,
zumahln ich wohl weiß, daß ihnen dergleichen
nicht unwissend ist, und ich und mein lieber
Bruder Gotthart, durch deren hohes Gut-
achten, desto eher den Austrag unsers Vor-
trags erhalten werden. Wann zwenen Per-
sonen oder mehr, sich in Brüderschafft einzu-

las-

Reckeln, Luͤmmeln, Schurcken, Holuncken
und vor vertrauliche Hertzens-Worte, und
andere ſchoͤne nachahmende Bierſchluͤffels-
Formelchen, die ich wegen ſelbſt-gehoͤrter
Vorfuͤhrung nicht nennen will, die rechte
Vertrauligkeit vorſtellet; Da denn bey Zu-
ſchleichender Trunckenheit an ſtatt des Kußes
eine Mißhelligkeit, Widerwillen und aller-
hand Schlaͤgereyen, und offtere Wunden und
Entleibung entſtehen. Eckarth ſprach: Mei-
ne Herren Soͤhne, mir iſt gar lieb daß ihr auf
dieſen Vortrag kommen ſeyd, damit koͤnnen
wir die noch uͤbrige Abend-Zeit wohl vertrei-
ben. Weil denn Herr Siegfried affirmati-
vam
behauptet, ſo wird ihn die Formula des
Bruͤderſchafft-Trinckens wohl wiſſend ſeyn,
und zumahln der Verſtand der Sache die be-
ſte Erklaͤhrung gibt, als erſuche ich ihn Herr
Siegfried freundlich, derſelbe beliebe uns oh-
ne Verdruß ſolche liebreichſt vorzuſtellen.
Siegfried antwortete; wie der Herr Vater
befiehlt, gehorſame ich ohne einigen Chagrin,
zumahln ich wohl weiß, daß ihnen dergleichen
nicht unwiſſend iſt, und ich und mein lieber
Bruder Gotthart, durch deren hohes Gut-
achten, deſto eher den Austrag unſers Vor-
trags erhalten werden. Wann zwenen Per-
ſonen oder mehr, ſich in Bruͤderſchafft einzu-

laſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0344" n="328"/>
Reckeln, Lu&#x0364;mmeln, Schurcken, Holuncken<lb/>
und vor vertrauliche Hertzens-Worte, und<lb/>
andere &#x017F;cho&#x0364;ne nachahmende Bier&#x017F;chlu&#x0364;ffels-<lb/><hi rendition="#aq">Form</hi>elchen, die ich wegen &#x017F;elb&#x017F;t-geho&#x0364;rter<lb/>
Vorfu&#x0364;hrung nicht nennen will, die rechte<lb/>
Vertrauligkeit vor&#x017F;tellet; Da denn bey Zu-<lb/>
&#x017F;chleichender Trunckenheit an &#x017F;tatt des Kußes<lb/>
eine Mißhelligkeit, Widerwillen und aller-<lb/>
hand Schla&#x0364;gereyen, und offtere Wunden und<lb/>
Entleibung ent&#x017F;tehen. Eckarth &#x017F;prach: Mei-<lb/>
ne Herren So&#x0364;hne, mir i&#x017F;t gar lieb daß ihr auf<lb/>
die&#x017F;en Vortrag kommen &#x017F;eyd, damit ko&#x0364;nnen<lb/>
wir die noch u&#x0364;brige Abend-Zeit wohl vertrei-<lb/>
ben. Weil denn Herr Siegfried <hi rendition="#aq">affirmati-<lb/>
vam</hi> behauptet, &#x017F;o wird ihn die <hi rendition="#aq">Formula</hi> des<lb/>
Bru&#x0364;der&#x017F;chafft-Trinckens wohl wi&#x017F;&#x017F;end &#x017F;eyn,<lb/>
und zumahln der Ver&#x017F;tand der Sache die be-<lb/>
&#x017F;te Erkla&#x0364;hrung gibt, als er&#x017F;uche ich ihn Herr<lb/>
Siegfried freundlich, der&#x017F;elbe beliebe uns oh-<lb/>
ne Verdruß &#x017F;olche liebreich&#x017F;t vorzu&#x017F;tellen.<lb/>
Siegfried antwortete; wie der Herr Vater<lb/>
befiehlt, gehor&#x017F;ame ich ohne einigen <hi rendition="#aq">Chagrin,</hi><lb/>
zumahln ich wohl weiß, daß ihnen dergleichen<lb/>
nicht unwi&#x017F;&#x017F;end i&#x017F;t, und ich und mein lieber<lb/>
Bruder Gotthart, durch deren hohes Gut-<lb/>
achten, de&#x017F;to eher den Austrag un&#x017F;ers Vor-<lb/>
trags erhalten werden. Wann zwenen Per-<lb/>
&#x017F;onen oder mehr, &#x017F;ich in Bru&#x0364;der&#x017F;chafft einzu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0344] Reckeln, Luͤmmeln, Schurcken, Holuncken und vor vertrauliche Hertzens-Worte, und andere ſchoͤne nachahmende Bierſchluͤffels- Formelchen, die ich wegen ſelbſt-gehoͤrter Vorfuͤhrung nicht nennen will, die rechte Vertrauligkeit vorſtellet; Da denn bey Zu- ſchleichender Trunckenheit an ſtatt des Kußes eine Mißhelligkeit, Widerwillen und aller- hand Schlaͤgereyen, und offtere Wunden und Entleibung entſtehen. Eckarth ſprach: Mei- ne Herren Soͤhne, mir iſt gar lieb daß ihr auf dieſen Vortrag kommen ſeyd, damit koͤnnen wir die noch uͤbrige Abend-Zeit wohl vertrei- ben. Weil denn Herr Siegfried affirmati- vam behauptet, ſo wird ihn die Formula des Bruͤderſchafft-Trinckens wohl wiſſend ſeyn, und zumahln der Verſtand der Sache die be- ſte Erklaͤhrung gibt, als erſuche ich ihn Herr Siegfried freundlich, derſelbe beliebe uns oh- ne Verdruß ſolche liebreichſt vorzuſtellen. Siegfried antwortete; wie der Herr Vater befiehlt, gehorſame ich ohne einigen Chagrin, zumahln ich wohl weiß, daß ihnen dergleichen nicht unwiſſend iſt, und ich und mein lieber Bruder Gotthart, durch deren hohes Gut- achten, deſto eher den Austrag unſers Vor- trags erhalten werden. Wann zwenen Per- ſonen oder mehr, ſich in Bruͤderſchafft einzu- laſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/344
Zitationshilfe: Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/344>, abgerufen am 22.11.2024.