ich habe zur selbigen Zeit, ob er gleich auf un- ser Contraparts Seiten war, viel von ihm ge- lernet, wann wir ein Armistitium hatten, oder in Quartieren lagen, kamen wir offters zusammen, nie aber ohne Lehre von ihme zu- rück, und so verträulich als wir mit ihm umb- giengen, so wenig kunten wir von seinen Vor- haben erfahren. Er war den Fürsten von Leuenkron so getreu, daß er sich ehe schinden, als ein Wort zu unsern Vortheil und seinen Principal zu Schaden hätte von ihm gehen lassen; Wann ich einen Sohn hätte, ich wol- te ihn unter dieses Herren Aufsicht wüntschen. O glückseelige Väter, die ihnen einen so ge- treuen Freund erworben, der eine so grosse Mühe der Jhrigen halben, und in einem der- gleichen Alter über sich nimbt. Herr Graf, sagte Eckarth zum General, dieselben beschä- men mich nicht also, vor ihren Herren Offici- rern. Der General replicirte: Was die Wahrheit ist, muß man sagen; Mein lieb- ster Herr Bruder aber wolle künfftig sich meines Hauses und meiner Tafel, als wäre es sein eigen bedienen, vor dieses mahl aber vor gut nehmen, Morgen geliebts GOtt bit- te seine Herren Liebes-Söhne mit zu bringen, ich verlasse mich gewiß darauff. Mein Herr Graf, antwortete Eckarth, es ist mir bereits
Gna-
ich habe zur ſelbigen Zeit, ob er gleich auf un- ſer Contraparts Seiten war, viel von ihm ge- lernet, wann wir ein Armiſtitium hatten, oder in Quartieren lagen, kamen wir offters zuſammen, nie aber ohne Lehre von ihme zu- ruͤck, und ſo vertraͤulich als wir mit ihm umb- giengen, ſo wenig kunten wir von ſeinen Vor- haben erfahren. Er war den Fuͤrſten von Leuenkron ſo getreu, daß er ſich ehe ſchinden, als ein Wort zu unſern Vortheil und ſeinen Principal zu Schaden haͤtte von ihm gehen laſſen; Wann ich einen Sohn haͤtte, ich wol- te ihn unter dieſes Herren Aufſicht wuͤntſchen. O gluͤckſeelige Vaͤter, die ihnen einen ſo ge- treuen Freund erworben, der eine ſo groſſe Muͤhe der Jhrigen halben, und in einem der- gleichen Alter uͤber ſich nimbt. Herr Graf, ſagte Eckarth zum General, dieſelben beſchaͤ- men mich nicht alſo, vor ihren Herren Offici- rern. Der General replicirte: Was die Wahrheit iſt, muß man ſagen; Mein lieb- ſter Herr Bruder aber wolle kuͤnfftig ſich meines Hauſes und meiner Tafel, als waͤre es ſein eigen bedienen, vor dieſes mahl aber vor gut nehmen, Morgen geliebts GOtt bit- te ſeine Herren Liebes-Soͤhne mit zu bringen, ich verlaſſe mich gewiß darauff. Mein Herr Graf, antwortete Eckarth, es iſt mir bereits
Gna-
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ich habe zur ſelbigen Zeit, ob er gleich auf un-
ſer Contraparts Seiten war, viel von ihm ge-
lernet, wann wir ein Armiſtitium hatten,
oder in Quartieren lagen, kamen wir offters
zuſammen, nie aber ohne Lehre von ihme zu-
ruͤck, und ſo vertraͤulich als wir mit ihm umb-
giengen, ſo wenig kunten wir von ſeinen Vor-
haben erfahren. Er war den Fuͤrſten von
Leuenkron ſo getreu, daß er ſich ehe ſchinden,
als ein Wort zu unſern Vortheil und ſeinen
Principal zu Schaden haͤtte von ihm gehen
laſſen; Wann ich einen Sohn haͤtte, ich wol-
te ihn unter dieſes Herren Aufſicht wuͤntſchen.
O gluͤckſeelige Vaͤter, die ihnen einen ſo ge-
treuen Freund erworben, der eine ſo groſſe
Muͤhe der Jhrigen halben, und in einem der-
gleichen Alter uͤber ſich nimbt. Herr Graf,
ſagte Eckarth zum General, dieſelben beſchaͤ-
men mich nicht alſo, vor ihren Herren Offici-
rern. Der General replicirte: Was die
Wahrheit iſt, muß man ſagen; Mein lieb-
ſter Herr Bruder aber wolle kuͤnfftig ſich
meines Hauſes und meiner Tafel, als waͤre
es ſein eigen bedienen, vor dieſes mahl aber
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/340>, abgerufen am 25.11.2024.
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