Nach vollendeter Arie fieng Ehrenfried, sich zu der beglückten Compagnie wendende, an: Hoch-geschätzte Lieb-wehrteste, und Ehren-ge- neigte Freunde und Freundinne, sie wundern sich meiner Thränen und Reden halben nicht, denn es war kaum eine halbe Viertelstunde vergangen, nachdem dieselben, ihre Sinnen zu erlustigen die Garten-Thiere paßiret und die Musicanten ihren Platz nehmen solten; Siehe da trat ein Freund, den ich in vielen Jahren nicht gesehen, noch einiges Brieflein seines Wohlstandes von ihm gehabt, mit ih- nen ins Gemach, redete mich mit folgenden Worten an: Wie Ehrenfried, wie so in Ge- dancken &c. Jch hatte kaum die Stimme mei- nes Freundes gehöret, stund ich auf umb zu sehen, ob es ein Gesichte wäre, oder ob es sich in Wahrheit also verhielte; Allein ich hatte mich kaum aufgerichtet, fiel der ehrliche Mü- lard mir um den Halß, und indem er ferner vor Freuden-Thränen kein Wort mehr vor- bringen kunte, versetzte mir die allzugroße Freude, Zung und Mund also, daß ich meine Begierden selbst nicht anders, als durch Ge- gen-Thränen auszupressen vermochte, ge- rieth auch darüber sammt ihme in eine solche Entzückung, daß, wofern nicht einer von de- nen Musicanten, uns der Annäherung der
lieb-
Nach vollendeter Arie fieng Ehrenfried, ſich zu der begluͤckten Compagnie wendende, an: Hoch-geſchaͤtzte Lieb-wehrteſte, und Ehren-ge- neigte Freunde und Freundinne, ſie wundern ſich meiner Thraͤnen und Reden halben nicht, denn es war kaum eine halbe Viertelſtunde vergangen, nachdem dieſelben, ihre Sinnen zu erluſtigen die Garten-Thiere paßiret und die Muſicanten ihren Platz nehmen ſolten; Siehe da trat ein Freund, den ich in vielen Jahren nicht geſehen, noch einiges Brieflein ſeines Wohlſtandes von ihm gehabt, mit ih- nen ins Gemach, redete mich mit folgenden Worten an: Wie Ehrenfried, wie ſo in Ge- dancken &c. Jch hatte kaum die Stimme mei- nes Freundes gehoͤret, ſtund ich auf umb zu ſehen, ob es ein Geſichte waͤre, oder ob es ſich in Wahrheit alſo verhielte; Allein ich hatte mich kaum aufgerichtet, fiel der ehrliche Muͤ- lard mir um den Halß, und indem er ferner vor Freuden-Thraͤnen kein Wort mehr vor- bringen kunte, verſetzte mir die allzugroße Freude, Zung und Mund alſo, daß ich meine Begierden ſelbſt nicht anders, als durch Ge- gen-Thraͤnen auszupreſſen vermochte, ge- rieth auch daruͤber ſammt ihme in eine ſolche Entzuͤckung, daß, wofern nicht einer von de- nen Muſicanten, uns der Annaͤherung der
lieb-
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Nach vollendeter Arie fieng Ehrenfried, ſich
zu der begluͤckten Compagnie wendende, an:
Hoch-geſchaͤtzte Lieb-wehrteſte, und Ehren-ge-
neigte Freunde und Freundinne, ſie wundern
ſich meiner Thraͤnen und Reden halben nicht,
denn es war kaum eine halbe Viertelſtunde
vergangen, nachdem dieſelben, ihre Sinnen
zu erluſtigen die Garten-Thiere paßiret und
die Muſicanten ihren Platz nehmen ſolten;
Siehe da trat ein Freund, den ich in vielen
Jahren nicht geſehen, noch einiges Brieflein
ſeines Wohlſtandes von ihm gehabt, mit ih-
nen ins Gemach, redete mich mit folgenden
Worten an: Wie Ehrenfried, wie ſo in Ge-
dancken &c. Jch hatte kaum die Stimme mei-
nes Freundes gehoͤret, ſtund ich auf umb zu
ſehen, ob es ein Geſichte waͤre, oder ob es ſich
in Wahrheit alſo verhielte; Allein ich hatte
mich kaum aufgerichtet, fiel der ehrliche Muͤ-
lard mir um den Halß, und indem er ferner
vor Freuden-Thraͤnen kein Wort mehr vor-
bringen kunte, verſetzte mir die allzugroße
Freude, Zung und Mund alſo, daß ich meine
Begierden ſelbſt nicht anders, als durch Ge-
gen-Thraͤnen auszupreſſen vermochte, ge-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/32>, abgerufen am 24.11.2024.
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