Thaler 50. andere geben, und einen jeden Soldaten einen in den Rock nehen lassen. Jhr aber Andreas, continuiret nun euere Er- zehlung, Andreas sagte: Es finden sich unter den Hauffen zuweilen Zauberer, und diese thun bey denen Patienten heimlichen Dieb- stahl. Die aber mit Gauckeleyen umbgehen, und denen Zusehenden allerhand Possen reis- sen, Zahn-Brecher, Wurm-Schneider, Schlangen-Beschwerer, Pfeiffen-Dreher, sind von der geringeren Sorte, und werden mehrentheils mit denen ordinairen Spitzbu- ben in eine Rolle gesetzt. Jhrer Zettel welche sie auswerffen lassen, in etwas zu gedencken, da schneiden sie mit den grossen Messer so starck, daß man gedencken solte, es wäre ein Stück von einen Hirsch-oder Rehe-Braten, da, wann es darzu kommt, kaum eine zerschnittene Klaue ist, die die Fleischer im Schlachten weg- geworffen haben. Da brauchen sie poßierli- che Wörter die sie selbsten nicht verstehen. Sie geben vor, es hätten vornehme Leuthe sie an den Orth wo sie sich aufhalten, bestellt, da doch nicht der geringste Gänse-Junge, ge- schweige vornehme Leuthe dergleichen Holun- cken verlanget. Diese Spitzbuben, damit sie neugierige Leuthe anlocken, geben vor, wann ja das Frauenzimmer sich schämeten ihnen ihr
An-
Thaler 50. andere geben, und einen jeden Soldaten einen in den Rock nehen laſſen. Jhr aber Andreas, continuiret nun euere Er- zehlung, Andreas ſagte: Es finden ſich unter den Hauffen zuweilen Zauberer, und dieſe thun bey denen Patienten heimlichen Dieb- ſtahl. Die aber mit Gauckeleyen umbgehen, und denen Zuſehenden allerhand Poſſen reiſ- ſen, Zahn-Brecher, Wurm-Schneider, Schlangen-Beſchwerer, Pfeiffen-Dreher, ſind von der geringeren Sorte, und werden mehrentheils mit denen ordinairen Spitzbu- ben in eine Rolle geſetzt. Jhrer Zettel welche ſie auswerffen laſſen, in etwas zu gedencken, da ſchneiden ſie mit den groſſen Meſſer ſo ſtarck, daß man gedencken ſolte, es waͤre ein Stuͤck von einen Hirſch-oder Rehe-Braten, da, wann es darzu kommt, kaum eine zerſchnittene Klaue iſt, die die Fleiſcher im Schlachten weg- geworffen haben. Da brauchen ſie poßierli- che Woͤrter die ſie ſelbſten nicht verſtehen. Sie geben vor, es haͤtten vornehme Leuthe ſie an den Orth wo ſie ſich aufhalten, beſtellt, da doch nicht der geringſte Gaͤnſe-Junge, ge- ſchweige vornehme Leuthe dergleichen Holun- cken verlanget. Dieſe Spitzbuben, damit ſie neugierige Leuthe anlocken, geben vor, wann ja das Frauenzimmer ſich ſchaͤmeten ihnen ihr
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Thaler 50. andere geben, und einen jeden
Soldaten einen in den Rock nehen laſſen.
Jhr aber Andreas, continuiret nun euere Er-
zehlung, Andreas ſagte: Es finden ſich unter
den Hauffen zuweilen Zauberer, und dieſe
thun bey denen Patienten heimlichen Dieb-
ſtahl. Die aber mit Gauckeleyen umbgehen,
und denen Zuſehenden allerhand Poſſen reiſ-
ſen, Zahn-Brecher, Wurm-Schneider,
Schlangen-Beſchwerer, Pfeiffen-Dreher,
ſind von der geringeren Sorte, und werden
mehrentheils mit denen ordinairen Spitzbu-
ben in eine Rolle geſetzt. Jhrer Zettel welche
ſie auswerffen laſſen, in etwas zu gedencken,
da ſchneiden ſie mit den groſſen Meſſer ſo ſtarck,
daß man gedencken ſolte, es waͤre ein Stuͤck
von einen Hirſch-oder Rehe-Braten, da,
wann es darzu kommt, kaum eine zerſchnittene
Klaue iſt, die die Fleiſcher im Schlachten weg-
geworffen haben. Da brauchen ſie poßierli-
che Woͤrter die ſie ſelbſten nicht verſtehen. Sie
geben vor, es haͤtten vornehme Leuthe ſie an
den Orth wo ſie ſich aufhalten, beſtellt, da
doch nicht der geringſte Gaͤnſe-Junge, ge-
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Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Ec… [mehr]
Das frühste nachzuweisende Werk: "Des getreuen Eckharts Medicinischen Maul-Affens" von Johann Christoph Ettner von Eiteritz wurde 1694 veröffentlicht. Die verwendete Ausgabe von 1719 stellt eine überarbeitete Ausgabe der ersten Ausgabe dar. Da die Ausgabe von 1694 im Projektzeitraum nicht zur Verfügung stand, musste die Ausgabe von 1719 verwendet werden.
Ettner von Eiteritz, Johann Christoph: Des getreuen Eckarths Medicinischer Maul-Affe Oder der Entlarvte Marckt-Schreyer. [2. Aufl.]. Frankfurt (Main), 1719, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eiteritz_affe_1719/318>, abgerufen am 25.11.2024.
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